Michaela Melián – Los Angeles


Die Platte als provozierend ruhiges Hintergrundrauschen.

Die Frage drängt sich natürlich I auf, ob auch das bisher überschaubare Solo-OEuvre von Michaela Melián dem transatlantischen Forschungsauftrag jener Band geschuldet ist, der sie über 25 Jahre angehört: FSK. Bei flüchtiger Betrachtung fügt sich Melián solo (eigentlich: Melián und FSK-Kollege Oesterhelt) der spezifischen FSK-Logik, vom Debüt baden-baden vor zwei Jahren bis zum Zweitwerk los Angeles mag sich eine Geschichte von deutsch-amerikanischen Rückkopplungen spinnen lassen. Eigentlich aber stehen Baden-Baden und Los Angeles bei der Sängerin und Multiinstrumentalistin für zwei Zeitabschnitte und die ihnen zugehörigen klanglichen Erkundungen, für Ausprägungen eines provozierend ruhigen Hintergrundrauschens, das auf diesem schönen zweiten Album manchmal zur Vordergrundmusik wird. Man muss nur lange genug hinhören. Das Album beginnt mit dem zehnminütigen Stück“Locke-Pistole-Kreuz“, das sich überein Pianomotiv in kleinsten Schritten verschiebt-eine Arbeit im Sinne Terry Rileys. Das wäre dann doch wieder die amerikanische Moderne, wie wir sie seit 40Jahren kennen. „Föhrenwald“ ist Meliáns mit dem ARD-Online-Award ausgezeichneten Hörspiel gleichen Titels aus dem Jahr 2005 entnommen, das eine vergessene deutsche Geschichte erzählt, die bis indie Zeit des Nationalsozialismus reicht. Als Sängerin tritt Melián nur am Rande auf, dabei wünscht man sich ganze Roxy-Music-Platten von ihr gecovert und gesungen. „Manifesto“ holt sie im besten Nico-Englisch vom Pop-Ross runter, dazu hören wir kalte Disco-Beats-das bleibt aber die Ausnahme. Über weite Strecken wird hier eine Art Ambientmusik entwickelt, mittels derer man Orte musikalisch scannen kann. Bei Melián ist Los Angeles leberwurstgrau.

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