Mick Karn – Schöner Klassiker


Als die Grupe Japan Mille der 70er zum ersten Mal auftauchte, gehörte sie zu den seltsameren Ausgeburten des „Glam Rock“. Von den Kritikern ausgelacht, entwickelten die jungen Engländer ihre einzigartige Musik mehr oder weniger im Verborgenen. Mit Pillen wie GENTLEMEN TAKE POLARO1DS, TIN DRUM Aind OIL ON CANWAS erlebten David Sylvians‘ Saml-Sliöüme und der Baß von Mick Karn dann einen kurzen Po$ülaritäls-Schub —danach löste sich die Band in Luft auf.

Wir hatten so lange darum gekämpft, daß uns die Leute „zuhören“, erinnert sich der 24jährige, auf Zypern geborene Karn. „Als es auf einmal nichts mehr gab, gegen das wir ankämpfen konnten, haben wir angefangen, uns gegenseitig zu bekämpfen.“ Abgesehen von Platten mit Ex-Bauhaus-Mann Pete Murphy und Midge Ure von Ultravox, hat sich Karn seither hauptsächlich au^ seine andere künstlerische Karriere konzentriert: Er ist Bildhauer, und über seine bisherigen vier Ausstellungen war man überall voll des Lobes. 1986 berief er den alten Verein.zu einer Vorstandssitzung ein. „Ich dachte, es wäre an der Zeit, mal wieder was als Japan zu machen.“ Er lacht. „Vielleicht war das vermessen von mir. Die anderen waren jedenfalls absolut nicht interessiert. „

Nichtsdestotrotz klingt Karns neues Album DREAMS OF REASON PRODUCE MONSTERS — der Name stammt übrigens von einem Goya-Kupferstich — sehr japan-isch. Sylvian singt und Schlagzeuger Steve Jansen spielt bei sämtlichen Stücken mit (auch bei den unheimlichen Begegnungen mit zwei klassischen Chören). Für die Top Ten ist die Platte wahrscheinlich zu klassisch, aber da will Karn auch gar nicht mehr hin. Ihm schwebt viel mehr ein Job fürs Leben vor als 15 Minuten Mega-Ruhm. Und Mick hat gerade seine erst^Tour ohne Japan hinter sich — mit einem Jazz-Quartett um Gitarrist David Thorn und Schlagzeuger Bill Bruford. Ende des Jahres will er mit einer eigenen Band wiederkommen und ausschließlich Instrumentalmusik spielen.

„Ich glaube, ich suche nach einer bestimmten Mischung aus klassischer Musik und Pop“, überlegt er. „So schlicht und unprätentiös wie möglich.“ Das haben schon viele versucht — Mick Karn macht’s möglich.