Mickey Rourke – Rock ’n‘ Roll & Hollywood


Für seine jungen Hollywood-Kollegen haf er nur ein müdes Lächeln übrig, an seinen Regisseuren läßt er selten ein gutes Haar. Mickey Rourke stilisierte sich zum arroganten Kino-Rebellen der 80er-Jahre. Mit "Barfly" startet jetzt ein Film, mit dem der Freizeit-Rock 'n' Roller voll zufrieden ist.

Spätsommer 1987. Mickey Rourke ist auf Promotiontour in Köln. Mit Interviews sei nicht zu rechnen, läßt die Betreuerin vom Filmverleih wissen. Rourke sei abgefuckt, hätte die meisten Interviews abgebrochen und überhaupt sei er eher schwierig. Mann könne es vielleicht am Abend bei seinem Auftritt im WWF-Club (Freitagabend-Show im Regional-TV) versuchen.

Auf dem Studiogelände tummeln sich hauptsächlich Teenager beiderlei Geschlechts, bewaffnet mit Rourke-Autogrammkarten und Fotoapparaten. Während sich die anderen Gäste. Humpe-Humpe. Lage und Roland Kaiser, in der Künstlerkantine schon von der Generalprobe erholen, ist Rourke noch in der Stadt unterwegs. um sich mit Jeans und Davidoffs zu versorgen. Die hiesige Safer TV-Bürokratie hat einen Skandal mehr.

Was war eigentlich dran an dem Kräftemessen zwischen dir und Robert De Niro in „Angel Heart“?

Mickey Rourke zieht an seiner Zigarette, unterdrückt ein machen und hält sich an das alte Motto: Give the people what they want.“ Wer zum Teufel ist de Niro? Okay, es war schon so etwas wie ein Duell. Er machte seinen Schmieren-Mephisto und wollte mir beweisen, daß er Mr. Cool ist. Und ich wollte es ihm umgekehrt genauso beweisen. Aber ich glaube, ich habe schon besser abgeschnitten.“

Und was hat es mit dem Gerücht auf sich, daß du dir für die spektakuläre Liebesszene mit Lisa Bonet erst Mut antrinken mußtest?

ROURKE: „Das stimmt. Normalerweise nehme ich weder Alkohol noch Drogen sonstiger Art zu mir, da mich schon ein Joint vollkommen die Kontrolle verlieren läßt. Aber in diesem Fall ging es nicht anders. Hätte ich nicht vorher die zwei Flaschen Wein getrunken, wäre ich früher oder später, trotz der Crew, mit Lisa aufs Ganze gegangen. Sechs Stunden mit einem Ständer – ich wäre mir vorgekommen wie ein verfluchter Stricher. „

Wie schneidet dagegen Kim Basinger aus „9 1/2 Wochen“ ab?

ROURKE: „Eigentlich hatte ich schon genug Probleme wegen dieses Themas. Belassen wir es dabei, daß es mit ihr nur Schwierigkeiten gab. über den Regisseur Adrian Lyne möchte ich nur sagen, daß er wirklich ein unbeschreibliches Arschloch ist. Punkt.“

Was hältst du von Faye Dunaway, deiner Partnerin im neuesten Film „Barfly“! ROÜRKE:..S/e ist großartig. Nachdem Barbet Schroeder, der Regisseur von „Barfly“, und ich einen Monat lang in Los Angeles nach einer Darstellerin gesucht halten, sah ich Faye Dunaway in einem Restaurant in London. Sie hat mich einfach umgehauen. Ich habe Barbet angerufen, er kam mit der nächsten Maschine, das war’s. Faye wurde jahrelang ständig mit Dreck beworfen. Ich aber habe enormen Respekt vor ihr.“

Gab es ein Zusammentreffen mit Bukowski während der Dreharbeiten? ROURKE: „Ja, Unglaublich häßlich, der Typ! Gesicht wie ein Bombentrichter. Wir kamen nicht miteinander klar. An allem, was ich machte hatte er was auszusetzen. Obwohl es ihm relativ gut geht seit einiger Zeit und er ein Haus hat, das allerdings aussieht wie das letzte Drecksloch, läuft er noch jeden Tag zum Pferderennen und m~wetlet sein Geld. Er kann nicht mehr anders. Ein Verrückter. Aber er ist ehrlich, was schon verdammt viel wert ist.“

Wie war es bei „Barfly“ mit Deiner Einstellung zu Alkohol und Arbeit? Selten hat man einen überzeugenderen Betrunkenen auf der Leinwand gesehen.

ROURKE: „hun, trotz meiner Abneigung gegen Alkohol kannst du beruhigt Geld darauf setzen, daß ich die Szenen im Suff gedreht habe.“

Was hältst du von den neuen Teen-Stars aus Filmen wie „Top Gun“ etc.?

ROURKE: „Ein Haufen ausgemachter Arschlöcher.“

Helmut Newton (der Rourke und Dunaway fotografierte) erzählt gern, daß du dich als den neuen James Dean siehst und Rockerfreunde bezahlen mußt, um dein Tougli Guy-Image aufrechtzuerhalten.

ROURKE: „Die meisten Menschen glauben gerne, was sie glauben möchten. Als ich anfing zu schauspielern, wußte ich noch nicht einmal, wer Marion Brando oder „James Dean waren. Alles darüber brachte mir Carl bei, der Night Manager meines Hotels im Village, mit dem ich die Laie Night Movies im TV sah. Ich war vorher Boxer und mein Idol war Tony Duran. gleiche Gewichtsklasse wie ich damals in Miami. Tony war ein Kämpfer, der auch nicht nach dem Gong aufhörte zu boxen. Das war wichtiger als alles andere für mich. Deshalb sind Bodyguards das letzte, was ich brauche.“

Was treibst du. wenn du nicht arbeitest?

ROURKE: „Ich verbringe die meiste Zeit mit Charlie Sexton und Steve Jones (früher Sex Pistols). Wir stehen nicht auf diesen Hollywood-Scheiß und fahren lieber mit unseren Motorrädern rüber nach San Francisco. Ich schreibe auch an einem Drehbuch über Motorradgangs, zu dem ich gerne die Regie machen würde. Das Ding wird „The Ride“ heißen. Außer Charlie und Steve wird noch Jerry Lee Lewis dabei sein.“

Sind nach deinem musikalischen Debüt auf Bowies letzter LP (ein Rap) weitere Aktivitäten geplant?

ROURKE: „David ist ein guter Freund. Er rief mich an: ‚Komm rüber ins Studio.‘ Wir hatten viel Spaß dabei, aber das Musikgeschäft interessiert mich nicht. Es gibt sowieso genug Schauspieler, die Musiker werden wollen.“