Mike Olfield
Seif Pink Floyds „The Wall“-Show war er in keinem Konzert mehr — und selbst da ging er nicht wegen der Musik. Schallplatten kauft er sich auch keine mehr, und wenn er im Auto fährt, sucht er sich im Radio lieber einen Sender mit Wbrtbeiträgen: Nkhtsdestotrotz lauschte Oldfield unserer Blind Pate-Cassette mit zehn neuen Singles und ließ die ungewohnte Prozedur geduldig über sich ergehen.
Black: „Wonderful Life“ „Ein sehr einfaches und schönes Riff. Aber er macht nichts draus! Ich mag diese gefühllose 08/ 15-Stimme nicht. Klingt, als ob er sich den Magen verkorkst hätte. Schade um den netten Song und die guten Sounds.“ Sakamoto/Iggy Pop: „Risky“ „Ist das die neue Single von David Bowie? Nein? Klingt aber so. Wer? Iggy Pop? Nie gehört. Wenn das David Bowie wäre, würde ich wahrscheinlich weiter zuhören, ob vielleicht noch was interessantes im Text kommt. Aber wenn das nicht Bowie ist, dann wird’s wohl so langweilig bleiben. Der nächste bitte!“ The Ramones: „Bop ‚Til You Drop“ „Klingt, als ob Schlagzeuger und Gitarrist in zwei vollkommen verschiedenen Welten leben würden: Das Schlagzeug überschlägt sich, weil es zu schnell ist — und die Gitarre versucht, mit Lautstärke zu übertönen, daß sie mit dem Tempo nicht mitkommt.
Eine total unmusikalische Band. Ich wäre überrascht, wenn sie auch nur eine Harmonie zustande bringen. Der Text ist auch Mist. Diese Band spielt höchstens seit einer Woche zusammen. Ramones? Kenn ich nicht.“ Donna Summer: „Dinner With Gershwin“ „Ich weiß nicht, wer das ist — aber es ist eins von diesen Liedern, die von Marktforschungsinstituten produziert werden, um einen bestimmten Markt zu erreichen. Musik, die am Reißbrett entworfen wird: professionelle, gut gespielte Musik, aber ohne einen Hauch von Persönlichkeit. Er klingt wie zwei Millionen andere Songs. Der Text: ganz normaler Müll.
Donna Summer? Nur weil Leute berühmt sind, machen sie noch lange keine gute Musik. Unter schwarzer Musik stell ich mir eher so etwas wie die letzte Paul Simon-LP vor — die war wirklich sehr gut.“ R.E.M.: „Exhuming McCarthy“ (Nach einer Minute): „Das reicht. Ich würde der Band empfehlen, zuerst einmal ihre Gitarren zu stimmen — sie sind fürchterlich auseinander. Außerdem hab ich noch nie in meinem Leben einen so miesen Schlagzeug-Sound gehört; klingt wie eine Pappschachtel. Und jeder Song, der sich um Amerika dreht, ist doch nur ein plumper Versuch, auf den amerikanischen Markt zu kommen. Ein übles Stück. Bisher das schlimmste. R.E.M.? Nie gehört.“ Jennifer Warnes: „Bird On A Wire“ „Klingt ein bißchen wie Joni Mitchell. Wie auch immer — sie covert einen Leonard Cohen-Song. Keine besonders interessante Version, aber wenigstens hat der Song an sich Charakter. Klingt, als ob jemand gesagt hätte: ,Laß uns einen Cohen-Song covern und ein Rhythm & Blues-Schlagzeug dazu spielen.‘ Mir ist das Original lieber.“ Art Of Noise: „Dragnet“ „Sowas ist schon sooo oft gemacht worden: discobasedrum-snare und ein paar Soundeffekte drumrum. Die Leute wissen gar nicht, wie leicht es heutzutage ist, so einen Sound hinzukriegen. Dieses Stück ist allerdings kein besonders gelungenes Exemplar seiner Art. Sehr gut war zum Beispiel ,Peter Gunn‘ von Art Of Noise. Das hier sind auch Art Of Noise? Mit denen ist es seit ihren ersten Platten ganz schön bergab gegangen, was?!“ Depeche Mode: „Never Let Me Down“ „Nun, es ist nicht sonderlich interessant, einen Song zu schreiben, der praktisch aus einer einzigen Note besteht. Zwei Noten gäben mehr her. Eine ganze Melodie wäre sogar noch besser! Er versucht, einen modischen Groove zu spielen: bumclap-bum-clap. Sehr rhythmusbetont. Reines Klichee. Und diese näselnde Art zu singen! Depeche Mode? Klingt wie eine Kleidermarke.“ Marc Jordan: „This Independence“ „Keine Ahnung, wer das ist. Ein paar gute Produktionsideen. Aber es klingt wie ein Police-Song. Zwei Noten mehr in der Melodie, und man könnte ihn urheberrechtlich belangen. Das war bisher trotzdem das interessanteste Stück. Ich mag’s, weil es eine Mischung aus Police und Genesis ist, und ich stehe auf beide Gruppen.“ Terence Trent D’Arby: „Dance Little Sister“ „Also, da tut sich bis zum Ende des Stückes bestimmt nichts mehr. Klingt wie jeder x-beliebige Song in jeder x-beliebigen Discothek. Sowas regt mich auf. Die Stimme? Kann man bei diesem monotonen Klichee-Material nicht beurteilen. Vielleicht gibt es Leute, die solche gleichförmige Musik auseinanderhalten können; für mich klingt das alles gleich.“