Mike Skinner: Er fackelt und frickelt keinen Moment zu lange
Was diesem „Geezer so aus der Schnodderschnauze plumpst, dürfen nach Oxford ausgerichtete deutsche Englischlehrer erst einmal in ihrem Langenscheidt nachschlagen. Sein breites Cockney mischt sich mit einem spezifischen Vorstadtslang Birminghams; was Mike Skinner da sprechsingt, ist kein Rap. Zumindest nicht im Sinne der afroamerikanischen Schule. Also auch nicht im Sinne Eminems, als dessen britisches Abziehbild Mike Skinner gern bezeichnet wird. Was die beiden tatsächlich verbindet, ist ihr Talent, mit großer Dringlichkeit, so größenwahnsinnig wie (selbstkritisch, aus ihren Nähkästchen zu plaudern, in denen kaum etwas an seinem Platz liegt. Das gewisse Maß an Großmäuligkeit macht Pop hier überhaupt erst möglich.
Im Jugendzimmer ohne eine Frickelei zu viel zusammengebastelt aus House-, Ragga-, HipHopund 2Step-Beats, mit bittersüßen Melodien aus Streicher- und Piano-Sounds von der Stange der Sehnsucht anheim gegeben, hat die Musik von Mike Skinner das Zeug zum Glücklichmacher, Taktgeber, Voranbringer. Danke dafür: Die Erkenntnis, dass Clubmusik durchaus etwas vermitteln kann über den trockenen Mund und das Ziehen in den Waden am Morgen danach hinaus.
Was hat er uns beschert? Laut BBC mit seinem Debüt original pirate Material die erste Platte seit never mind the bollocks, die „so viel darüber aussagt, was es heißt, jung zu sein und in Großbritannien zu leben.“
Das wollen wir als nächstes von ihm hören: Einen Hit, der auch auf dem Kontinent Mike Skinner zu dem macht, was er ist: ein Angeberund Aufschneider, der gar nicht zu groß angeben und aufschneiden kann. „Star“ sagt man wohl dazu (Album zwei steht schon in den Startlöchern!)