Miles


Noch vor Erscheinen des neuen Albums auf Tour zu gehen, läuft auf eine Gratwanderung hinaus. Im Falle von Miles um so mehr, denn wer die Indie-Pop-Hits vom 98er-Album „The day I vanished“ noch im Ohr hat, fragt sich nach dem Hören der neuen, dancebeat-unterlegten Single „Perfect World“ so einiges. Genügend Neugierige füllten dann auch das „Underground“, um in Erfahrung zu bringen, weshalb die Bühne mit diversen Disko-Glitzer-Utensilien sowie Moog-Synthesizern vollgestellt ist, und – entscheidender – ob „Miles 2000“ immer noch rocken, oder ob auch bei ihnen in Zukunft vermehrt über Bytes statt Barre regiert wird. Beim Showdown gegen 21.30 Uhr wird schnell deutlich, dass die Würzburger sich zwar freuen, wieder da zu sein, dass ihnen die selbst aufgebürdete Rolle des Aufklärers aber auch zuzusetzen scheint. Fast schon verschüchtert und nicht wie die einstigen Könige des deutschen Indie-Pop wirken sie, als sie Instrument und Herz in die Hand nehmen. Zu Unrecht, wie sich zeigt. Denn überraschend routiniert und präzise präsentieren sie in der Folge Stücke des neuen Albums ganz im Einklang mit älteren Songs. Der Gang hin zu den Tasteninstrumenten, der gegen Mitte des 75-minütigen Sets vermehrt erfolgt, wird wenig überraschend – von weiten Teilen des Publikums zunächst mit Stirnrunzeln quittiert. Durch ihn ergibt sich jedoch kein so großer stilistischer Spagat wie erwartet. Zudem sorgen unter anderem „Pretty Day“ und „Astronaut Without A Cause“ schnell für Zerstreuung und Eintracht, so dass die Zuhörer erst gar nicht in tiefes Grübeln versinken können. Trotz kleiner technischer Unklarheiten mit der neuen Gerätschaft gelingt es Miles erfolgreich, für die poppigeren Stücke der neuen Platte zu werben, obwohl der Applaus hierfür nicht eben frenetisch ausfällt. Ein insgesamt rundes Konzert, das die Fangemeinde nach dem zweiten Zugabenblock etwas nachdenklich, aber offensichtlich zufrieden in den Abend entlässt und eins erneut klar macht: Miles‘ Musik funktioniert stets über den Song, und solange der gut ist, spielt seine Soundverkleidung, egal ob Weezer– oder Pet Shop Boys-inspiriert, keine große Rolle. Ob freilich die neuen Songs den alten das Wasser reichen können und das verflixte dritte Album halten kann, was das zweite versprach, das muss die heimatliche heavy rotation der neuen CD beweisen. Rockige Ohrwürmer mit der Catchyness von „Pretty Day“ waren soviel sei gesagt – beim ersten Hören nicht auszumachen.