Millennium Edition von Fraktus


Gestaltet von: Felix Schlüter

Der Künstler

Felix Schlüter entspringt der Graffitiszene der späten Achtziger. 1997 gründete er mit Freunden das Designstudio Typeholics, das seinen Sitz in Hamburg-St. Pauli hat. Das Team entwarf unter anderem schon Jan Delays Logo, Cover für Die Ärzte, Wir sind Helden, K.I.Z. und Blumfeld. Das Spiel mit den fiktiven Techno-Pionieren Fraktus, ein Multimediaprojekt der Komiker Studio Braun aka Heinz Strunk, Rocko Schamoni und Jacques Palminger, zieht Schlüter im Interview mit uns bis zum Ende durch.

Die Sci-Fi-Optik

Die Anmutung des Covers erinnert an Plattenhüllen der 70er-Jahre, Fraktus sind aber in den frühen Achtzigern angesiedelt. „Richtig“, sagt Schlüter, „70er-Action-Sci-Fi war 1983 gestalterisch völlig out. Fraktus waren aber ein utopisches Projekt und sind es bis heute. Es geht um zukünftige Welten, undenkbare Räume, die Musik von morgen im Gestern auf selbst gebauten Instrumenten hergestellt und für die Ewigkeit aufgenommen.“

Der Band-Schriftzug

Schlüter liefert die Hintergründe zum Hingucker-Font: “ Zuerst benutzt hat ihn die Band auf Flyern kurz vor Erscheinen ihres Albums 7353=057 (ZickZack, 1980). Kurz danach tauchte ‚Zini – Das Wuslon aus der Familie der Elektroiden‘ in der ARD-Sendung ‚Spaß am Montag‘ auf. Ob sich der Sender damals an der genialen wie radikalen Sichtweise der Band auf Typografie bediente?“

Der Smirkey

In der Geschichtsauslegung von Fraktus diente deren Bandlogo „Smirkey“ Ende der Achtziger der House-Bewegung als Vorlage für den Smiley, er wurde einfach gespiegelt. Doch hier gerät das Fraktus-Universum aus den Fugen! Der Werdegang dieses grafischen Objekts reicht noch viel weiter zurück als in die frühen Achtziger: Ausgrabungen in einer Höhle im französischen Nîmes förderten ein Stück Stein zutage, in das bereits 2500 vor Christus ein dem heutigen Smiley sehr nahes Gesicht geschlagen wurde. 1953 tauchte ein ähnliches Lächeln auf Plakaten für den Charles-Walters-Film „Lili“ auf. Den klassischen Smiley erschuf 1963 der Werber Harvey Ball, eine Auftragsarbeit für eine Versicherungsgesellschaft, der er seinen Entwurf für 45 Dollar verkaufte. Rechtlich sichern ließ sich das Zeichen erst 1996 der französische Unternehmer Nicolas Loufrani. Seine „The Smiley Company“ macht einen jährlichen Umsatz von mehr als hundert Millionen Euro.

Das Titelmodel

Hierbei handelt es sich um, O-Ton Schlüter, „die gleichermaßen bezaubernde wie geistreiche“ Künstlerin Valerie von Könemann.

Der Mini-Ewok

„Den hatte ich noch gar nicht gesehen“, behauptet Schlüter.

Das Konzept „Tomate“

Ketchup, Tomaten – was hat es damit auf sich? Schlüter klärt auf: „Das Raumschiff fährt mit Ketchup! Das dümmliche Wortspiel AUTO/AUTOMAT/TOMATE ist nur vorgetäuscht, denn es handelt sich auch hier um einen zukunftsweisenden Gedanken: In Zeiten, in denen niemand an die Begrenztheit fossiler Brennstoffe gedacht hat, gingen Fraktus mit dem visionären ersten Biotreibstoff an den Start – Hut ab!“

Geschichte und Albumkritik

ME 12/12, CD im ME 11/12