Mit einem Video sorgen Rammstein in England für Wirbel. Dabei gehe es ihnen nur um die Ästhetik, sagt ihre Plattenfirma.
Rammstein – immer wieder ist das ostdeutsche Sextett für Diskussionen gut, immer wieder spaltet der feuerverliebte Sechser das Lager der Musikhörer in glühende Verehrer und heftige Gegner. Seit kurzem auch im britischen Königreich: Nach den großen Erfolgen in den USA, wo die Band über 700.000 Exemplare ihres zweiten Albums („Sehnsucht“) verkaufen konnte und bis vor kurzem erfolgreich zusammen mit Korn und Ice Cube auf Tour war, versucht man nun, das Rammstein-Fieber auch in England zu schüren. So kam dort unlängst die Single „Du hast“ auf den Markt. Bereits zuvor wurde auf MTV der Videoclip zu Rammsteins Depeche Mode-Coverversion „Stripped“ ausgestrahlt. Und ebendieses Video war der Anlaß für Rammstein-Kollegen vom englischen „London Records“-Label, der deutschen Band ein paar deutliche Worte zu sagen. Denn die Optik von „Stripped“ wird weitgehend von Ausschnitten aus dem Nazi-Propagandafilm „Olympia“ geprägt, den Leni Riefenstahl 1936 für das Hitler-Regime gedreht hatte. Davon bekamen Goldie und die Asian Dub Foundation Wind, beide in England bei „London Records“ unter Vertrag, und reagierten hart!
„They should fuck off“, gab Goldie unmißverständlich zu Protokoll. Und Pandit G von der Asian Dub Foundation meinte: „Wir sind schockiert! Angesichts der Tatsache, daß die Rechten in ganz Europa auf dem Vormarsch sind, darf man nicht mit Nazi-Symbolen kokettieren.“ Losgetreten wurde die Debatte im New Musical Express (NME) vom 10. Oktober. Dazu Petra Husemann von Rammsteins deutscher Plattenfirma Motor Music: „Der NME-Artikel enthält einige Unwahrheiten und ist zudem unter sehr dubiosen Umständen entstanden. Goldie und die Asian Dub Foundation,die beide Rammstein kennen und schätzen, wurden direkt nach der Party der Mercury Awards abgefangen und anschließend unvollständig zitiert oder aber mit der Aussage konfrontiert, daß London Records eine Naziband unter Vertrag genommen habe, die im Video mit faschistischen Symbolen spielen würde. Nachdem sich die Asian Dub Foundation und Goldie beim New Musical Express beschwert hatten, erschien eine Woche später ein NME-Artikel, der einiges richtigstellte.“
Und auch das ist Petra Husemann von Motor Music mit Blick auf „Stripped“ wichtig: „Fakt ist, daß durch dieses Video Leni Riefenstahl als Person keinesfalls rehabilitiert werden soll. Bei diesem Video geht es einzig und allein um die Ästhetik. Deshalb wurden auch neben den Riefenstahl-Ausschnitten zusätzlich Bilder des kommunistischen Filmemachers V. Petrowski verwendet, um im Video zu zeigen, daß ein Bild alleine keinen politischen Inhalt haben kann.“ Und weiter:“Daß dieses Video erneut Diskussionen entfachen würde, war allen Beteiligten klar. Nach genauem Abwägen sind wir aber zu dem Schluß gekommen, daß eine politische Diskussion unter Kids über das Dritte Reich, über die Rolle Leni Riefenstahls und so weiter im gesellschaftlichen Sinne niemals schädlich sein kann. Rammstein haben über Jahre hinweg bewiesen, daß sie mit dem rechten Spektrum nichts zu tun haben und nichts zu tun haben wollen. In den USA werden sie von integren Menschen wie Dave Grohl und David Lynch verehrt.“ Auch deutsche Musiker haben eine Meinung zu Rammstein. Die Bates zum Beispiel: „Wärr es nicht verstäht, ist wärrt, daß err zurr Hölle gäht“.