Mit musikalischem Mut beweisen Deus aus Belgien, daß es auch ein Leben jenseits des geschmacklichen Einerleis gibt
Deus —- dieser Bandname sage wirklich alles. Absolut göttlich sei die Musik der fünf Belgier. Dies jedenfalls meinte die sonst so strenge Kritik, als Deus vor knapp zwei Jahren ihr Debüt vorlegten. Und tatsächlich: ‚Worst Case Scenario‘ (samt Singlehit ‚Suds & Soda‘) war alles andere als eine Beschreibung des schlimmsten denkbaren Falles. In Wahrheit handelte es sich bei dem Album um eine dekonstruktivistische Offenbarung. Unauffällig aber konsequent fantasievoll meuchelten die Männer aus Antwerpen gängige Rockschemata und bedienten sich statt dessen zwischen Velvet Underground und Pearl Jam im üppigen Soundfundus der Rockmusik. Und siehe da: Am Ende der klanglichen Bastelarbeit hatte man tatsächlich etwas Neues, etwas Aufregendes geschaffen. Nun, nach einer längeren Pause, gibt die Band um den charismatischen Sänger Tom Barman und den introvertierten Bassisten Stef Kamil Carlens ein weiteres Lebenszeichen von sich. ‚In A Bar, Under The Sea‘ heißt die neue Tonkreation aus dem Hause Deus. Ein Werk, das dem Zuhörer vor allem eines abverlangt: Geduld. Schon mit seinem Erstling hatte das Quintett aus der Rubensstadt unmißverständlich klargemacht, daß der Deus-Kunde bereit sein muß, sich auf vertrackte Klanggemälde einzulassen. Und auch die neue Platte, zumal deutlich ruhiger und atmosphärischer als der Vorgänger, stellt sich zunächst sperrig dar, um dann eine ungeahnte Melodienvielfalt zu entfalten. Will man wissen, wo Deus sich musikalisch einordnen, erntet man ein müdes Gähnen. „Im Grunde will ich gar nicht wissen, wonach unsere Musik klingt“, läßt sich Kamil Carlens müde vernehmen. „Wenn du willst, dann nenn‘ uns eine Mainstream-Band, weil wir ja keine Alternative hatten, unsere Sache anders zu machen.“ Nein, zum Mainstream gehören Deus (leider Gottes!) nicht. Denn wenn dem so wäre, würden ein paar Leute mehr mit der mutigen Mischung von ‚In A Bar…‘, angesiedelt irgendwo zwischen Hardcore, Alternativ-Pop und Triphop, Bekanntschaft machen.