Mit welchem Recht wird Alicia Keys‘ No-Make-up-Look GEGEN Frauen instrumentalisiert, die sich schminken?


Alicia Keys twittert zu der Anti-Make-up-Debatte das beste, einzig wahre Statement – mit ungeschminktem Kussmund-Selfie on top.

Da trägt eine prominente Sängerin wie Alicia Keys plötzlich kein Make-up mehr und bekennt sich öffentlich dazu – prompt ploppen im gleichen Pinsel-Schminkstrich Kritiker auf oder Menschen, die versuchen Keys als Role-Model gegen Frauen zu verwenden, die sich gern oder auffällig schminken. 

Auch bei den Video Music Awards am 28. August 2016 tauchte Alicia Keys wieder ungeschminkt auf dem Roten Teppich auf. Und siehe da: Die breite Öffentlichkeit tat online, insbesondere auf Twitter, wieder ihre Meinung kund. So weit, so gut, wären da nicht jene Stimmen, die Keys für ihre Zwecke instrumentalisieren und sie entweder als eine Art Anti-Make-up-Testimonial nutzen oder sich allen Ernstes laut darüber echauffieren, dass eine andere Person als sie selbst mal bitte Make-up tragen möchte. Ein paar Kostproben:

https://twitter.com/Zachariyah/status/770059848989958148?ref_src=twsrc%5Etfw

https://twitter.com/Judimed1/status/770849964637368320

https://twitter.com/KiiingKay/status/770071776772653057?ref_src=twsrc%5Etfw

https://twitter.com/KiiingKay/status/770718650873573376

Auch prominente, britische Reporter, wie der ehemalige Moderator des TV-Senders CNN Piers Morgan, äußerten sich. Womöglich, wir wollen ja Niemandem böse Absichten unterstellen, mochte Piers Alicia eigentlich nur zu ihrer persönlichen (!) Entscheidung beglückwünschen. Unglücklicherweise disste er damit mal eben Kim Kardashian und alle Frauen, die sich gern selbst (nackt) fotografieren, wie die Gattin von Kanye West. Dass dieser Vergleich nicht mal mehr hinkt, sondern bis zum Erbrechen unter der Erde krabbelt, möchten wir Morgan an dieser Stelle zumindest mitteilen. Merkste selbst, oder Piers?

https://twitter.com/piersmorgan/status/770179941698772992

Machen wir uns nichts vor, Strobing, Contouring und Co. sind DIE Make-up-Trend des vergangenen Jahres. Wer allerdings mit Beauty-Blender und Co. weder umgehen kann noch möchte, hat aber natürlich ebenso eine Daseins-Berechtigung, für die Alicia Keys erst im Mai 2016 öffentlich mit ihrem Essay „Time to uncover“ (dt.: Zeit, sich zu zeigen“) für Lena Dunhams feministischen Newsletter „Lenny Letter“  einstand. „Jedes Mal, wenn ich das Haus verlassen habe, machte ich mir Sorgen, ob ich auch genug Make-up aufgelegt hatte“, schrieb Keys in ihrem sehr persönlichen, ehrlichen Essay, mit dem sie sich zwar als Mensch wie Frau zeigte, aber auch sehr angreifbar machte: „Was ist, wenn jemand ein Foto von mir macht? Was, wenn es gepostet wird? Das waren meine ängstlichen, oberflächlichen, aber ehrlichen Gedanken, die ich mir ständig machte. Und das alles nur, weil ich mich sorgte, was andere Leute von mir denken.“

Zum Glück hat Alicia Keys nun selbst das allerbeste Statement an jene Menschen getwittert, die sie als Anti-Make-up-Ikone glorifizieren möchten. „Ihr Lieben, dass ich persönlich kein Make-up benutze heißt nicht, dass ich gegen Make-up bin.“

https://twitter.com/aliciakeys/status/770327503495958528

In diesem Sinne: Einfach mal ins eigene Gesicht beziehungsweise Spiegelbild schauen, anstatt Lebenszeit damit zu verbringen, sich ungefragt über Lebensweisen anderer zu äußern oder diese sogar zu verurteilen.