Moby
Das Jahr I995 scheint auch in Deutschland endlich den Durchbruch des hyperaktiven, amerikanischen Techno-Wizards Richard Melville Hall alias Moby zu bedeuten. Nachdem er mit seiner Single ‚Feeling So Real‘ den lange verdienten Top-20-Hit landete und sein Debütalbum ‚Everything Is Wrong‘ landauf, landab nur wohlwollende Kritiken einheimste, entwickelte sich auch seine Deutschlandtournee zu einem richtigen Renner. Allerdings nicht in München, denn zum Konzert des gläubigen Christen, Klassikbegeisterten und freundlichen Tierliebhabers trafen sich gerade mal 300 eingefleischte Fans im alten Flughafen in Riem. Die allerdings sollten ihr Kommen keine Sekunde lang bereuen, denn Moby setzte, lediglich von einer Perkussionistin und einer Keyboarderin flankiert, ganz auf bewährte, nahrhafte Kost für’s Tanzbein. Vom Opener ‚Hymn‘ bis zum veritablen Disco-Song ‚Everytime You Touch Me‘ verzückte er die kleine aber treue Gemeinde, darunter auch Deutschlands einziger Techno-Dichter Reinald Götz, mit seiner hochenergetischen Show, im besten Sinne irrwitzigen Gitarrensoli und theatralisch inszenierten Gesten. Zu den absoluten Höhepunkten des gut einstündigen Konzerts, das trotz der größtenteils vom Dat-Recorder kommenden Musik eine erstaunliche Dichte und Power entwickelte, zählten die gewohnt kraftvollen Versionen von Songs wie ‚Go!‘ (der Verarbeitung der ‚Twin-Peaks‘-Titelmelodie, mit der Moby seine Karriere begann) und ‚Next Is The E‘, die bereits seit Jahren feste Größen in seinem Live-Set sind. Aber auch leicht umarrangierte Tracks wie ‚First Cool Hive‘ und ‚Anthem‘ von seinem aktuellen Album kamen bestens an. Für zusätzlichen Schwung sorgte Moby mit furiosen Percussion- und Synthesizer-Einlagen im Sekundentakt. Alles in allem ein runder Abend zwischen Pop und Techno, der bewies, daß elektronische Musik – mit einem derartigen Enthusiasmus vorgeführt – auch live zu einem Ereignis werden kann.