Mott the Hoople – Ich möchte wieder richtig normal Gitarre spielen


Mott The Hoople ist ohne Zweifel eine dynamische Rockband. Ob sie es in Zukunft auch bleiben wird, weiss keiner - ausser Lead Sänger Ian Hunter, der über's Sein oder Nichtsein bestehenden Band entscheidet...

Nachdem Ariel Bender die Gruppe verlassen hatte, nahm völlig unerwartet der Ex-Bowie & Spiders-Gitarrist Mick ‚Ronno‘ Ronson seinen Platz ein. Neu bei Mott ist auch Blue Weaver, der früher mal bei Amen Corner und den Strawbs spielte. Hoch oben im Amsterdamer Hilton hatten wir Gelegenheit ein kurzes Gespräch mit ‚Ronno‘ zu führen.

„Mick Ronson ist ein harter Brocken für die Presse“, flüsterte man sich zu, als wir im Hilton ankamen. Doch glücklicherweise waren das nur Gerüchte. Mick, der sich schon einen Namen als Solo-Musiker gemacht hat und mittlerweile zwei Solo-Alben herausbrachte, entpuppte sich, als ein äusserst umgänglicher und freundlicher Typ, der uns ohne viel drumherum Rede und Antwort stand.

ME: Wie kamst du auf die Idee aus gerechnet bei Mott einzusteigen?

Mick: Ich kenne Mott The Hoople schon sehr lange. Wie du vielleicht schon weisst, habe ich gerade mein zweites Solo-Album aufgenommen (‚Play Don’t Worry‘ – red.) und während ich damit beschäftigt war, die Aufnahmen zu mischen, dachte ich: Ronno, du musst endlich wieder in einer Gruppe spielen‘. Als Ariel Bender schliesslich Mott verliess. rief mich lan Hunter an und fragte, ob ich keinen Bock hätte bei ihm einzusteigen. Eigentlich war ich ganz froh über diesen Anruf, denn ich bin gar nicht so scharf auf eine Solo-Karriere. Ich möchte wieder richtig normal Gitarre spielen. Trotzdem werde ich weiterhin Solo-Platten aufnehmen, aber nur wenn ich das zeitlich einrichten kann und wenn ich es partout will. Das zweite Solo-Album ist nun fertig und wenn ich Lust darauf habe ein Drittes aufzunehmen, werde ich das auch tun. Aber das eilt nicht. Wenns mir bei Mott weiterhin gut gefällt, kann das nächste Album meinetwegen noch fünf Jahre warten.

ME: Was gefällt dir gerade an Mott?

Mick: Mott ist eine regelrechte Rock-Band und da stehe ich sehr drauf. Ausserdem kann ich mich jetzt ein bisschen mehr im Hintergrund halten. Jetzt bin ich einfach wieder Gitarrist. Ich bekomme eine Gitarre in die Hand gedrückt und muss spielen. Nicht, dass mich die Bowie-Show gelangweilt hätte, schliesslich war ich ziemlich daran beteiligt. Es hat mir natürlich auch Spass gemacht, dass ich praktisch ein halber Schauspieler war. In Zukunft möchte ich mich daran beteiligen, eine neue Mott-Show auszuarbeiten. Das kostet natürlich Zeit. Man kann nicht gleich am ersten Tag alles umkrempeln. Zunächst muss man die Menschen mit denen man zusammenarbeitet, ein bisschen besser kennenlernen.

ME: Wie willst du Mott verändern?

Mick: Weiss ich noch nicht. Irgendwie hab‘ ich Mott ja schon verändert. Jedes neue Mitglied gibt einer Gruppe ein neues Image, in Zukunft werde ich auch Songs für Mott schreiben. Meine persönliche Note wird sich also auch in der musikalischen Grundlage dieser Band niederschlagen. Da ich andauernd neue Songs komponiere, warte ich einfach ab, bis was dabei ist, das zu Mott passt. So stelle ich mir das jedenfalls vor…

Soweit unser Gespräch mit Ronno. Die Tournee, die Mott The Hoople neulich auch nach Deutschland führte, war finanziell gesehen wohl eher ein Minus-Geschäft, musikalisch betrachtet konnte man aber ganz zufrieden sein. Jedes Mott-Konzert ist schon ein richtiges Erlebnis, aber es ist zugleich auch ein regelrechter Anschlag auf die Trommelfelle. Zu Beginn eines jeden Konzertes wird der Titel ‚Jupiter‘ aus der ‚Planet Suite‘ von Gustav Holst per Tonband in ohrenbetäubender Lautstärke durch die Boxen gejagt. Der bombastische Schluss dieses Stücks vermischt sich schliesslich mit den schrillen Piano-Klängen, die den Song ‚The Golden Age Of Rock’n’Roll‘ einleiten. The Golden Age Of Rock’n’Roll – zu dieser Zeit hat Mott The Hoople einen nicht unwesentlichen Beitrag geleistet.