MS MR
Das Indie-Pop-Duo ist seit ihrem Internet-Hit „Hurricane“ in aller Munde und lockt mit einer Sängerin, die It-Girl-Qualitäten hat.
Hurrikan Sandy hat in New York und Umgebung für erhebliche Verwüstung gesorgt. Lizzy Plapinger und Max Hershenow waren dem Sturm ganz nahe, aber gleichzeitig auch froh, dass sie ihre indiepoppige Erkennungsmelodie „Hurricane“ schon Monate zuvor in den USA veröffentlicht hatten (in Deutschland stieg er kurz vor Redaktionsschluss in die Top 40 ein; Anm.). Deshalb kann jetzt keiner auf falsche Gedanken kommen. Für MS MR läuft alles optimal, wie man bei ihrem Showcase-Konzert im Berliner Club Prince Charles Anfang Dezember erleben durfte. Der Laden war brechend voll. Kein Wunder, der Sound der beiden Upstarts passt bestens in unsere Zeit. Man denkt an eine zurückhaltendere Variante von Poliça und an eine nicht ganz so kommerzielle von Florence. Am weitesten kommt man, wenn man sich dem Werk einer älteren Dame entsinnt. Plapinger hat in einem Nebenprojekt mit Mr. Dream sechs Stücke von Siouxsie & The Banshees aufgenommen. Man erkennt auch bei MS MR das Siouxsie-Gen. Über den Songs liegt ein dunkler Schleier und die besonders in „Bones“ präsenten Tribal-Trommeln kennt man von Siouxsies 1981er-Album Juju. Äußerlich gibt es indes keine Gemeinsamkeiten. Plapinger färbt sich ganze Haarbündel gerne knallrot oder blau und geht zum Lachen nicht in den Keller. Die Sängerin ist das Lockmittel der Band. Wenn sie uns mit den Worten „Welcome to the inner workings of my mind“ begrüßt, fühlt man sich sofort wohl in ihrem Hirnkästchen. Hilfreich ist es, dass Plapinger auch schon Erfahrung im Musikgeschäft hat. Vor drei Jahren war sie an der Gründung des Labels Neon Gold beteiligt, das sich auf die Veröffentlichung von limitierten 7-Inch-Singles spezialisiert hat. Passion Pit, Marina & The Diamonds und Ellie Goulding nutzten diesen Service schon. Unvorbereitet gehen MS MR nicht an den Start. Niemand kann ihnen vorwerfen, ein Retortenprodukt zu sein. Der Ansturm auf sie hat vollste Berechtigung.