MTV Movie & TV Awards 2017: Von dieser Verleihung können die Oscars noch viel lernen


Die Grenzen zwischen TV und Kino werden aufgehoben, Frauen und Männer treten gemeinsam in Schauspiel-Kategorien an. Die oft belächelte Show von MTV ist näher am Zeitgeist als seriösere Award-Shows.

Am Sonntagabend wurden in Los Angeles die „MTV Movie & TV Awards 2017“ verliehen. Der Name der Veranstaltung ist zwar im Vergleich zum Vorjahr etwas sperriger geworden, Sinn hat die gemeinsame Ehrung von TV-Serien und Kinofilmen aber allemal. Der Serie-Hype nimmt seit Jahren nicht ab, Shows wie „Stranger Things“ und „Game of Thrones“ bekommen längst genauso viel Aufmerksamkeit wie große Blockbuster im Kino.

MTV hat reagiert und 2017 via Online-Abstimmung auch Serien-Produktionen die ganz große Bühne geboten. Während „Die Schöne und das Biest“ vom jungen Publikum zum Besten Film des Jahres gewählt wurde, ging der Preis in der Kategorie Serie an „Stranger Things“, deren Star Millie Bobby Brown übrigens auch in der Kategorie „Bester Schauspieler in einer Serie“ gewann. Und dieser Umstand ist die eigentliche Sensation der gestrigen Verleihung. MTV hat bei seiner stets als „Quatsch-Gala“ verschrieenen Veranstaltung die Trennung von Frauen und Männern in den Schauspiel-Kategorien aufgehoben – ein Modell, von dem sich andere Award-Shows hoffentlich inspirieren lassen.

https://www.youtube.com/watch?v=DfDipz2Y-fA

Millie Bobby Brown setzte sich in ihrer Kategorie unter anderem gegen Donald Glover („Atlanta“) und Jeffrey Dean Morgan aus „The Walking Dead“ durch. Weil schauspielerische Qualität (oder Hype) auch eigentlich keine Trennung in männliche und weibliche Kontrahenten rechtfertigt. Emma Watson, die in der Kategorie „Bester Schauspieler Film“ für ihre Performance in „Die Schöne und das Biest“ gewann und dort Kollegen wie Hugh Jackman, Daniel Kaluuya und Hailee Steinfeld ausstach, freute sich besonders über die Umstrukturierung der Kategorien. Sie setzt sich seit Jahren für die Gleichberechtigung aller Geschlechter ein.

Sogar CGI-Figuren sind nominiert

Zwar sind viele Kategorien und Preisträger der Award-Show fernab von gutem Filmgeschmack (so hat die „Fast & Furious“-Reihe den Generation-Award bekommen), dem Zeitgeist scheint die Show, die vor allem jüngere Kinozuschauer repräsentiert, dennoch näher zu sein als Oscars, Golden Globes und Emmys. In der Kategorie „Bester Kuss“ gewannen Ashton Sanders und Jharrel Jerome, die ein schwules Liebespaar in „Moonlight“ spielten. Mit Trevor Noah wurde dazu in einer extra dafür vorgesehenen Kategorie ein Talkshow-Host ausgezeichnet. Noah und seine nominierten Kollegen John Oliver und Ellen DeGeneres trugen speziell seit dem US-Wahlkampf besonders viel zum öffentlichen Diskurs bei. Mehr als so manche Nachrichtensendung.

Die größten Veränderungen der Show bleiben aber die Zusammenlegung von Männern und Frauen sowie die Vermischung von TV und Kino auf einer großen Bühne. Und dies zeigt sich besonders in der seit Jahren besonders beliebten Kategorie „Bester Bösewicht“. Nominiert waren Jeffrey Dean Morgan („The Walking Dead“, Wes Bentley („American Horror Story), das CGI-Monster Demogorgon aus „Stranger Things“, Jared Leto („Suicide Squad“) und Allison Williams aus dem Rassismus-Horror „Get Out“. Frauen, Männer und am Computer erschaffene Figuren in einer Reihe, dazu noch aus dem TV und der großen Leinwand bekannt. Die Oscars mögen immer noch der wichtigsten Branchenpreis sein, die Entertainment-Welt 2017 spiegelt sich bei der irren Gala von MTV wieder.

Alle Sieger der Verleihung findet Ihr hier.