Muse fürs Museum: Kreislers Mal-Musik


Markus Fräger alias Kreisler wurde als Baby gleich zweimal von der Muse geküßt. Er werkelt nicht nur mit Notenblatt und Gitarre, auch Leinwand und Pinsel gehören für ihn zum Standardwerkzeug. Kreisler in Farbe.

Um ein Haar wäre aus ihm ein professioneller Pinsel-Schwinger geworden. „Ich wollte sogar an die Akademie gehen, aber da kam der Rock ’n‘ Roll dazwischen.“ Markus Fräger lacht. Immerhin wurde ihm der kreative Umgang mit Leinwand und Farben praktisch in die Wiege gelegt. Vom Vater, ein Maler und Grafiker, in alle Regeln der Kunst eingeführt („Ich habe das alles automatisch mitbekommen als Kind. Kunst war mein Alltag“), lernt er frühzeitig, wie man als junges Talent mit kleinen Porträtbildern sein Taschengeld aufbessert. Doch kurz vor dem Eintritt in die heiligen Hallen der Akademie befällt den damals 2Ojährigen Koblenzer eine zweite Leidenschaft, der gefürchtete Rock-’n‘-Roll-Virus. Als Sänger und Songwriter gelangt er mit den Ace Cats zu nationalem Ruhm. „Da bin ich natürlich eine Zeitlang nur rumgeflippt, zum Malen blieb da keine Zeit. Wenigstens habe ich das komplette Outfit der Band desienen können.“

Nach einigen wilden Jugendjahren auf den Bühnen der Nation und dem Ende der Ace Cats macht Fräser nun die Farbtöpfe wieder auf. Mittlerweile durfte er schon seine erste eigene Ausstellung feiern, arbeitete mit der New Yorker Avantgarde-Künstlerin Colette an einem gemeinsamen Projekt und hat außerdem jüngst alias Kreisler seine erste Solo-LP HOOKED ON LOVE veröffentlicht. Und endlich bringt er Musik und Malerei unter einen Hut: „Komponieren und Malen hängen für mich jetzt eng zusammen, die Stimmungen, aus der meine Bilder und Songs entstehen, sind sehr ähnlich. Es kommt schon mal vor, daß ich beim Malen warten muß, bis die Farbe trocken ist. In der Zwischenzeit spiele ich Gitarre, und wenn ich Glück habe, kommt dabei ein gutes Stück raus. „So wie Kreisler aus seinen Songideen im Studio bunte Klangbilder puzzelt, bestückt er auch die Leinwand mit Farben – ein ganzer Baukasten voll unterschiedlicher Inspirationen: „Meistens ziehe ich mit meiner Polaroid-Kamera durch die Gegend und fotografiere irgendwelche Sachen. Die Bilder wandern dann erst für längere Zeit in die Schublade. Irgendwann ziehe ich sie wieder raus und lasse mich von ihnen inspirieren. Alles weitere entsteht von selber, und das Endergebnis hat müdem Foto sehr oft nicht mehr viel zutun.“

Seine multimediale Schaffenskraft ist für Kreisler zum Lebenskonzept geworden, denn er braucht beides: „Mit der Musik lebe ich meine Extrovertiertheit aus, die Malerei gibt mir Ruhe. Das ist für mich einfach die ideale Kombination.“