Music Like Water


Ein Anbieter, der die Pforten zur digitalen Musikwelt weit öffnet und das umsonst.

Doch noch ist Spotify in Deutschland, genau; Zukunftsmusik Der

Gedanke: Musik ist überall und somit jederzeit verfügbar. Wie Leitungswasser. Allzu groß muss die Vorstellungskraft hierfür schon gar nicht mehr sein. Was David Bowie 2002 in der New York Times voraussagte („Music itself is going to become like running water or electricity“), ist für viele inzwischen Realität geworden: In Form von Massenspeicherplatz-Anbietern wie Rapidshare, bei denen jeder kostenlos Musik hoch- und runterladen kann, oder Peer-To-Peer-Softwares wie BitTorrent, die riesige Datenmengen von einem Rechner zum anderen leiten können. Der Haken: Es ist illegal, sobald es sich um urheberrechtlich geschützte Inhalte handelt. Und es wird deshalb viel diskutiert, z. B. über Three-Strikes-Regelungen -die Sperrung des Internetz u gangs nach drei Abmahnungen, oder über DRM-Systeme – eine digitale Rechteverwaltung, mit denen die Nutzung digitaler Medien kontrolliert werden soll. Aber lässt sich dieses Teufelswerkzeug Internet kontrollieren? Die Masse an Downloadmöglichkeiten wächst täglich und damit auch die Zahl derer, die sich fragen: Wieso sollte ich für etwas bezahlen, dass es umsonst gibt? Erst allmählich schaltet die Musikindustrie um – weg vom bröckelnden Geschäftsmodell: „Wir haben das Album, willst du es kaufen?“. Hin zu dem viel flexibleren Angebot: „Wir haben den Zugang zu vier Millionen Alben, willst du ihn nutzen?“. Ein Prinzip, nach dem Streamingangebote wie last.fm, MySpace oder Pandora bereits funktionieren. Alle hören, keiner zahlt – zumindest nicht auf dem direkten Weg. Auch wenn die meisten Streaming-Programme nur über eine beschränkte Auswahl verfügen oder die Gratis-Spielzeicen eingeschränkt sind, ist der entscheidende Faktor nicht mehr der, die Musik bzw. den Datenträger zu besitzen, sondern nur noch den Schlüssel dazu zu haben. Die Labels verdienen Geld beim Verkauf von Lizenzen und die Anbieter beim Verkauf von Werbeflächen. Eine offenbar profitable Welle, auf die gerade viele Anbieter aufspringen. Spotify ist eine der vielversprechendsten unter ihnen. Die Streaming-Software der schwedischen Unternehmer Daniel Ek und Martin Lorentzon ging im Oktober 2008 als Freeware ins Netz – und hatte ein halbes Jahr später bereits eine Million sog. Mitglieder. In wenigen Sekunden auf dem Rechner installiert, bietet Spotify ein Kontingent von über vier Millionen Songs in seiner Musikdatenbank an. Die Dateien lassen sich so abspielen, als befänden sie sich auf der Festplatte des Nutzers häufig verwendete Musikdaten werden hierfür in den Cache-Pufferspeicher des Computers kopiert. Das ermöglicht auch Besitzern eher schwachbrüstiger Rechner ein hängerfreies Musik-Streaming. Es gibt auf der Bedienoberfläche, die iTunes nicht unähnlich ist, eineeinfach zu handhabende Suchfunktion, bei der Stücke über Kriterien wie Interpret, Titel, Album, Genre und Erscheinungs)ahr gefunden werden; Alben können in voller Länge beliebig oft gehört werden. Im Angebot sind verschiedene Accounts: kostenlos mit Werbeeinblendungen nach spätestens jedem vierten Lied oder „Premium“ gegen eine monat-

liehe Ge-“ b ü h r von 9.99 Pfund (ungefähr 11 Euro) und dafür werbefrei. Spotify steht noch in den Startlöchern und ist bislang neben Schweden offiziell nur in Norwegen, Finnland, Großbritannien, Frankreich und Spanien nutzbar. Die Verhandlungen mit Musiklables über die Einführung in weitere Länder laufen allerdings. Falls sich die „Music like Water“-ldee hinter Spotify weiträumiger durchsetzt, wäre dies ein revolutionärer Schritt für die Musikindustrie, die damit die Hör- und Konsumgewohnheiten ihrer verloren gegangenen Kundschaft wieder ein gutes Stück entgegen käme. Es könnte funktionieren. Ob sich allerdings auch für die Musiker der Hahn ein Stückchen mehr öffnet und die so erwirtschafteten Erlöse wieder mehr Geld in ihre Kassen spült, muß sich zeigen.