Musiker und ihre Manager


Ihr Verhältnis ist oft intensiver als das enger Verwandter, der gemeinsame Erfolge ebenso verbindend wie die geschäftliche Pleite trennend. ME/Sounds fragte deutsche Musiker und Manager, wer in dieser seltsamen Partnerschaft denn nun der Herr - und wer der Knecht ist.

ZWEI HERREN UND EIN HUND

Die Ärzte & Konny Konzack

Bekannt wurde der Berliner Manager Ende der 70er Jahre als Betreiber des legendären Kant-Kinos in Berlin. Kant-Konny veranstaltete erst Konzerte, dann managte er die NDW-Idole Ideal und gründete schließlich ein Management- und Konzert-Büro. Unglückliche Umstände wie eine gescheiterte, weil in größenwahnsinnigen Dimensionen angesetzte Extrabreit-Tournee bremsten zwar seine Karriere, aber durch beharrliches Backen kleiner Brötchen kam Konzack wieder an den Ball und übernahm 1987 Die Ärzte. Auch nach dem Ärzte-Split betreut Konzack die Solo-Karrieren seiner beiden Schützlinge weiter.

BELA: „Unser heutiges Verhältnis zu unserem Manager wird ja eigentlich auf dem Foto deutlich, wir sind die Herren – er der Hund. Wenn wir wollen, muß er Männchen machen, knurren, beißen oder sogar das Bein heben.“

FAR1N: „Aber wir hatten uns doch vorgenommen, ausnahmsweise mal bei der Wahrheit zu bleiben!“

BELLA: „Naja, okay, also die Wahrheit ist, wir haben uns unseren Manager nicht ausgesucht, sondern er hat uns beim Doppelkopf von unserem früheren Manager Jim Rakete gewonnen, er ist eben ein ganz ausgekochter Hund.

In Wirklichkeit hat doch heute der Manager die Macht, deswegen finde ich gut, daß es endlich wieder Bands gibt, die selbst entscheiden, was sie tun, sowie BROS zum Beispiel, haha.

Wir haben Konzack einfach alles zu verdanken: Durch ihn haben wir unheimlich viel Leute kennengelernt, er hat uns beigebracht, ohne Schlaf auszukommen, denn er hat uns 24 Stunden am Tag verplant, und er hat uns von seinen Tantiemen zwischendrin immer mal wieder zum Kaffee eingeladen. Wir hätten uns ja gewünscht, unseren Manager auch mal ein bißchen menschlich kennenzulernen, aber wir waren als Band halt nur der Einsatz im Spiel.“

FARIN: „Der macht doch ohnehin mit uns nur noch solange, bis er satt ist und sich eine Villa in Neuseeland kaufen kann.“

BELA: „Na klar, weil er ganz genau weiß, daß er uns dann los ist, weil wir uns die Villa daneben nämlich auf keinen Fall leisten können.“

FARIN: „Aber von dieser kleinen Ungereimtheit abgesehen, ist er ein ganz geiler Hund.“

Manager-Hund Konzack fällt bei soviel Streicheleinheiten nur ein Kommentar ein: „Ohne den Anwalt vom Tierschutz-Verein wollte ich zu meinen beiden Herrchen eigentlich gar nix sagen, aber im Prinzip behandeln sie mich ja doch gut, geben mir genug zu futtern, lassen mir ab und zu ein bißchen Auslauf, und daß ich gelegentlich mal ein Stöckchen apportieren muß, das gehört halt zum Hundeleben. Sie sind mir beide lieb – und teuer. Deswegen werde ich auch in Zukunft für sie bellen!“

VATERFIGUR

Doro & Alex Grob

Nach ebenso bitteren wie kostspieligen Erfahrungen mit ihrem ehemaligen Manager Peter Zimmermann hat die Metal-Amazone seit kurzem wieder Boden unter den Füßen. Zusammen mit ihrem Schweizer Manager Alex Grob ordnet die

Sängerin aus Düsseldorf nun von New York aus ihr Reich.

DORO: „Ich kann nur mit einem Manager zusammenarbeiten, der auch menschlich auf meiner Linie liegt. Mit Alex harmoniere ich auf menschlicher wie geschäftlicher Ebene ideal. Ob’s nun um den Musik-Geschmack, vertragliche Probleme oder ganz beiläufige Dinge geht – meistens sind wir einer Meinung. Und falls nicht, unterhalten wir uns über strittige Punkte stets offen und ehrlich. Dies enge, persönliche Verhältnis ist mir eine unerläßliche Stütze; gerade nach den miesen Erfahrungen mit dem damaligen Warlock Manager.

Man stelle sich nur einmal vor: Ich habe in den jetzt insgesamt sieben Jahren meiner Karriere bis heute noch nicht einen einzigen Heller Geld gesehen, lebe praktisch immer noch von der Hand in den Mund, also auf Pump, auf Vorschuß-Basis. Die neue LP FORCE MAJEURE ist immerhin schon die fünfte – und trotzdem stehe ich mit leeren Händen da, weil sich andere an mir offensichtlich gesundgestoßen haben.

Vor zwei Jahren habe ich dann Alex kennengelernt und mich mit ihm auf Anhieb gut verstanden. Zu der Zeit war ich gerade auf der Suche nach einem, sagen wir mal eher Berater als Manager, der mir helfen sollte, über Deutschland hinaus auch international den Weg zu ebnen, vor allem in Amerika. Und genau der war Alex. Er ist inzwischen mehr Freund als Manager. Wir stehen in ständigem Kontakt, telefonieren täglich, besprechen sämtliche Details, mit Ausnahme einiger geschäftlichen, die mich partout nicht interessieren und die Alex dann ganz in meinem Interesse erledigt.“

ALEX GROB: „Doro und ich bilden ein Team im klassischen Sinn – oder um einen bildhaften Vergleich zu bemühen: Ich bin so eine Art Bergführer und sie meine Seilgefährtin. Das heißt, wir sind in der jetzigen, reichlich diffizilen Situation des Aufstiegs absolut aufeinander angewiesen: Ich kann sie weder tragen noch ziehen; sie muß selbst ihren Teil zum Gelingen leisten. Ich kann ihr auf Grund meiner langjährigen Erfahrungen eigentlich immer nur insofern helfen, indem ich ihr Hindernisse’aus dem Weg räume.

Was mich an ihr fasziniert, ist die klare Vision, die sie von ihrer Karriere hat. Oder um im Bild zu bleiben: Doro allein hat sich den Berg ausgesucht, den wir nun beide gemeinsam zu erklimmen versuchen.“

TEAMGEIST

Die EAV & Hage Hein

Der „richtige“ Manager der Ersten Allgemeinen Verunsicherung heißt Günther Schönberger und ist selbst Mitglied der EAV. Doch aus dem ehemaligen Konzertveranstalter und PR-Mann Hage Hein ist inzwischen der organisatorische Dreh- und Angelpunkt geworden, der die Belange der österreichischen Band zumindest in Deutschland wahrnimmt.

KLAUS EBERHARTINGER: „Wir haben Hage Hein vor dem großen Erfolg kennengelernt Nach dem Durchbruch hagelte es natürlich Angebote von allen Seiten, aber wir entschieden uns für Hage, der uns als Veranstalter aufgefallen war Im Laufe der Zeit wurde aus der geschäftlichen Beziehung eine echte Freundschaft. Keine Frage: Hage hat ein sicheres Gespür für die Wünsche der Band – und das ist bei sieben Leuten und sieben verschiedenen Meinungen weiß Gott nicht einfach Wenn wir etwas planen, fragen wir Hage natürlich um Rat. Oft genug sind wir anfangs anderer Meinung als er. Aber letztlich stellt sich meist heraus, daß er richtig liegt. Streß gibt’s eigentlich nur, wenn sich die Termine häufen – und das ist immer der Fall. Hages Versprechen, uns den Rücken freizuhalten, läuft meist darauf hinaus, daß wir alle Termine wahrnehmen müssen. Wenn er ganz behutsam die Glacehandschuhe auspackt, wissen wir sofort: Es gibt Arbeit… Aber Herr Heins brillanter Rhetorik ist nur schwer widerstehen …

Am streßanfälligsten ist man während der Tourneen. Da geraten wir auch schon einmal aneinander. Aber Hage läßt sich dann stets was Nettes einfallen: So hat er mir mal nach einer solchen Auseinandersetzung einen Strauß Rosen aufs Zimmer geschickt! Unsere Ehe funktioniert einfach prächtig.“

HAGE HEIN: „Ich merke schon – er buhlt um einen neuen Verlags-Vertrag, so nett wie er das sagt! Im Ernst – bei der Sache mit den Rosen zumindest bringt der Klausi irgenwas durcheinander – ich lasse meinen Musikern eine Menge zukommen, von Bockwürsten bis zu Ganzkörpermassagen. Aber die Rosen wird ihm eher eine der vielen Verehrerinnen geschickt haben.

Unsere Liebe begann erst, als wir uns schon zwei Jahre kannten. Ich habe 1981 mal die EAV in München veranstaltet, da haben wir uns zunächst überhaupt nicht vertragen. 1983 haben sie einen Stützpunkt in Deutschland gesucht, aber bei dem Treffen bin ich barfuß und in kurzen Hosen eingelaufen, während die EAV doch eigentlich einen seriösen Manager wollte.

Im Rückblick haben vor allem die ersten Kampfjahre unsere Ehe gefestigt. Als wir sauhungrig um die Wurstbude gestanden sind und ich sagte: ,Langt’s zu – noch eine!‘ Natürlich mosern sie manchmal, wenn die Termine sich ballen. Aber das ist oft auch ein nettes Spiel: Die Burschen wollen mich schwitzen sehen. Dann erkläre ich ihnen eine Stunde wortreich, warum sie den Termin unbedingt machen müssen – und das belohnen sie dann und meinen: ,Guter Vortrag von dem Alten, da fahren wir hin.‘ Aber wenn man sich wirklich liebt, geht alles.“

SELBSTBEFRUCHTUNG

Lindenberg hoch zwei

Er ist nicht der einzige, aber doch einer der wenigen, die auf einen Manager verzichten. Seit fast 20 Jahren hält der Musiker Lindenberg auch die geschäftlichen Fäden in der Hand- und stellt fest, daß sich die beiden Kontrahenten flexibel ergänzen.

„Als ich 1971 meine Karriere begann, gab’s in Deutschland ja überhaupt keine Manager. Also hab ich aus der Not eine Tugend gemacht und dabei festgestellt, daß es so viel besser läuft. Sicher, zwischenzeitlich hab ich mal so Versuchs-Manager gehabt, aber das waren eigentlich nur Steuerverbrater und Geheimräte.

Manchmal denk ich schon, daß mir ein Profi viel Scheiß von den Schultern nehmen könnte, aber der Mann muß wohl noch erst geboren werden. Ich arbeite ja nun mal hier in den flexiblen Betrieben, und dieser Mann müßte alles handeln können, was der Künstler Udo so ausheckt. Und das ist ja nicht nur Musik, sondern auch Öffentlichkeitsarbeit, politische Aktionen, Pionierarbeit in Richtung Theater zum Beispiel. Schwer, so jemanden zu finden.

Andererseits nervt es mich schon, daß der Arbeitsanfall zwischen Musiker und Manager etwa halbe-halbe ist. Der Künstler möchte viel mehr Zeit haben, möchte mehr reisen, Eindrücke verarbeiten, Songs schreiben.

Ich mach den Papierkram weiß Gott nicht gerne, habe aber festgestellt, daß er nur noch mehr anschwillt, wenn man erst einmal offiziell ein Büro einrichtet. Ich leg mich halt nur ungern fest, sondern mach lieber alles freischwebend. Ich weiß, daß ich die Geduld meiner Mitmenschen mit diesem Lebensstil manchmal arg strapaziere, kann aber nun mal nicht aus meiner Haut.

Unterm Strich gibt’s eigentlich wenig Konflikte zwischen den beiden. Der Musiker und der Manager Udo haben sich aneinander gewöhnt und sind gute Kumpel geworden.“

KNUDDELTIERCHEN

Rainbirds & G. Glück

Entdeckt wurden die Berliner Aufsteiger von einem anderen: Thomas Fehlmann, Humpe-Intimus und inzwischen deutscher Dancefloor-König, brachte Mitte ’87den Rainbirds Glück. Nomen est Omen – seitdem geht es für die glorreichen Vier steil nach oben, während Fehlmann die künstlerischen Beratungs-Fäden im Hintergrund zieht.

KATHARINA FRANCK: „Als wir mit George das erste Mal nach unserem Auftritt in der Regenbogenfabrik backstage rumsaßen, haben wir eigentlich nur komisch geguckt – das war doch eine ganz neue Welt, dieses große Business. Aber seine Augen funkelten, und er hat uns dann erstmal lange bei Auftritten und auch privat beobachtet. Daraus hat sich über die Jahre eine echte Freundschaft entwickelt. George ist sicher ein harter Geschäftsmann, aber er hat das uns gegenüber nie raushängen lassen. Bei ihm muß man nicht immer höllisch aufpassen, was er so zwischen den Zeilen sagt. Wir vertrauen ihm voll. Und er uns: Erst letzte Woche haben wir ein paar Fernsehauftritte abgelehnt. George würde nie versuchen, uns etwas gegen unseren Willen reinzudrücken, er ist kein Ausquetscher.

Wenn wir auf Tour sind, kommt George ab und zu vorbei und erzählt uns, was in der Welt so passiert ist. Es ist nicht so, daß wir unseren Kopf auf seine Schulter legen und uns bitterlich ausweinen, aber wir können ihm alles erzählen, was man zum Beispiel der Gruppe nicht sagen will.

George schenkt uns zum Geburtstag immer Blumen und macht den Horden, die uns manchmal umlagern, durch seine freundliche Autorität auch mal klar, uns jetzt nicht so vehement mit Autogramm-Wünschen zu bedrängen. Aber er ist nicht so ein Typ Rock’n’Roll-Manager, der den Stars die Aufputschmittel besorgt, wenn sie nicht mehr können, oder dauernd mit der Limousine rumkutschiert und überall künstliches Star-Chaos inszeniert. Er braucht nun auch keine Damen ins Hotel kommen lassen, denn das machen wir selber. Da können wir unseren eigenen Geschmack selbst am besten einschätzen.“

GEORGE GLÜCK: Als mich Thomas Fehlmann damals in diesen Club zu einem Rainbirds-Konzert mitgenommen hat, spürte ich sofort eine Gänsehaut – diese Frau hatte eine Stimme und eine Ausstrahlung, die mich extrem faszinierte. Sogar der Name der Band paßte zu mir, denn ich bin der „R‘-Manager: Rio Reiser, Stefan Remmler und jetzt die Rainbirds. Beckmann kannte ich übrigens schon von früher, er hat mehrfach bei TV-Playback-Shows von Stefan Remmler den Keyboarder gemimt.

Nach dem Auftritt hinter der Bühne haben wir uns sofort glänzend verstanden – Katja hat ja, wie ich auch, lange in Brasilien gelebt. Ich wußte sofort, daß aus dieser Band etwas werden muß, wenn man sie sich nur in Ruhe entwickeln läßt. Den letzten Ausschlag, die Band zu managen, gaben Monate später dann die Demos zu ihrer ersten LP.

Inzwischen habe ich mit den Vier genau das gleiche warme Verhältnis, das ich mit all meinen Künstlern pflege – wir sind Freunde geworden, ohne uns allzusehr auf der Pelle zu sitzen. In Streßsituationen geraten wir eigentlich nie, denn ich spreche ausnahmslos alle Termine mit der Band lange vorher schon ab. Ich würde nie versuchen, die Gruppe zu zwingen, zum Beispiel bei einer Fernsehsendung aufzutreten, die sie nicht ausstehen können. Und wenn es dann doch mal streßig wird, kann ich meist mit meiner ruhigen, besonnenen Art den Arger schnell wieder dämpfen.

Ich muß und will auch weder den Bodyguard noch den Drogenbeschaffer spielen. Beckmann ist kräftig genug – und mit Drogen hat die Band so wenig am Hut wie ich. Noch nicht mal zum Würstchenholen muß ich herhalten, denn die Rainbirds essen als Vegetarier sowieso keine Würstchen.“

KÖLSCHER KLÜNGEL

Niedecken & Balou

In Köln schlagen die Uhren anders. Basisdemokratie ist angesagt, wenn bei BAP Entscheidungen gefällt werden müssen. Dem ehemaligen Tour-Manager Balou fällt dabei die diffizile Aufgabe zu, den Entscheidungsprozeß zu koodinieren. Kein Wunder, daß alle seine Diätpläne schnell Makulatur werden…

WOLFGANG NIEDECKEN: „Wie das halt so geht bei uns mit den Spitznamen: Am 18. Mai ’82 hatte er in fliegendem Wechsel in Stuttgart den Job des Tourneeleiters der laufenden FÜR USSZUSCHNIGGE-Tour übernommen und bereits vier Tage später, in der „Arche“ zu Waldkirchen hatte er ihn weg. „Irgendwie hat der Neue was von dem netten Bär aus dem Dschungelbuch“, sprach Gitarren-Roadie Geppi, und das war’s. Er traf den berühmten Nagel voll auf den Kopf.

Den Balou trifft man auch heute, ungezählte Auftritte später, noch überdurchschnittlich oft selbstvergessen groovend hinter den P.A.-Wings an, und das ist gut so, denn gerade in seinem Bereich ist schon mancher vom eigentlichen Rock’n‘-Roll-Weg gedriftet.

Klar, der Laden ist größer geworden, er hat mehr um die Ohren, muß von daher auch vieles von dem delegieren, was er früher (wo ja sowieso immer alles besser war!!!) – selbst gemacht hat. – Unser Bärchen für alles, aber an den wesentlichen Punkten hat bislang noch jeder bei uns das Gefühl, daß es sich beim Balou um einen ,von uns‘ handelt.

Mensch, was haben wir uns noch lange geziert und gewunden, ehe wir ausgesprochen haben, was er längst geworden ist: .Unser Manager‘ – Bart und Brille: Drafi Deutscher und Manager Stefan Reich praktizieren die harmonische Ehe. Was dem einen das Geschäft, ist dem anderen die Musik.

aber halt mit deutlicher Betonung auf ,unser‘.

Neben sämtlichen anderen Qualitäten wäre die Tatsache zu erwähnen, daß Balous breite Managerbrust dermaßen ausführlich Platz bietet, daß sich unter Umständen auch schon mal sämtliche Bandmitglieder gleichzeitig daran ausheulen können, ohne sich dabei gegenseitig zu stören.“ BALOU: „Ich bin der arme Mensch, auf den das ganze Chaos einprasselt, das von diesem Haufen produziert wird, teilweise natürlich auch von mir selber.

Als Nebenjob spiele ich noch Friedensrichter, und manchmal kommt man nicht schnell genug in Deckung und geht mit wehenden Fahnen unter dem Ansturm der glorreichen Sieben unter. Alles in allem ein Job, der nicht unbedingt zum Erreichen des Pensionsalters prädestiniert.

Durch unsere Arbeitsweise, weitgehend alles selbst zu machen und damit auch über alles die Kontrolle zu haben, fällt ein unglaublicher Haufen von Arbeit an. Der Vorteil ist, daß man zur Umsetzung unserer Ideen und Aktivitäten kaum auf andere Leute angewiesen ist; wir einigen uns, was ziemlich streßfrei abgeht, weil meistens den Anträgen des ausführenden Organs – it’s me – gefolgt wird, und dann geht’s postwendend ans Werk.

UNGLEICHE BRüDER

Drafi & Stefan Reich

Mit „Marmor, Stein und Eisen bricht“ ging’s los, allerdings auch nach hinten Der Mann mit dem losen Mundwerk brachte sich oft in Schwulitäten und war für die öffentlich-rechtlichen Moralhüter untragbar. Nach einem langen Karriereknick gilt der Songschreiber, Sänger, Produzent und Studiobesitzer inzwischen als einer der erfolgreichsten Macher im heimischen Pop-Markt, will aber trotzdem nicht auf die Dienste seines 35jährigen Managers verzichten.

DRAFI: Eigentlich fing alles damit an, daß ich einst mit Stefans Schwester liiert war. Er hatte damals ’ne Discothek in Iserlohn. Eines Tages habe ich mit seiner Schwester mal bei ihm reingeschaut. Und was soll ich sagen: Ich fand ihn einfach nur zum Kotzen. Was für ein arroganter Poper, dachte ich. Doch im Laufe der Zeit erkannte ich, daß er redegewandt und gebildet war, mit Menschen umzugehen verstand, ein richtiger Sympathie-Träger war. Da habe ich ihn dann gefragt, ob er nicht für mich arbeiten wolle. Und so entwickelte sich unser Verhältnis zu einer echten Männerfreundschaft.

Dabei sind die musikalischen und geschäftlichen Bereiche sorgsam getrennt: Ich bin für die Musik und Stefan fürs Business zuständig. Am Anfang gab’s noch Reibereien, weil Stefan als kreativer Mensch meinte, sich einmischen zu müssen. Von da an haben wir die beiden Ressorts strikt getrennt. Inzwischen gibt er auch zu, von Pop eigentlich nicht viel zu verstehen.“

STEFAN REICH: „Anfangs interessierte mich Drafi überhaupt nicht. Vor sechs Jahren habe ich ihn dann mal zu einer Fernseh-Sendung begleitet – und rührig, wie ich nun mal bin, mich gleich um einige seiner Angelegenheiten gekümmert. Kurz darauf bot er mir dann den Job an.

Ein Jahr dauerte die Probezeit, die unter dem Motto ,Sie küßten und sie schlugen sich‘ stand, dann war erstmal Pause. Irgendwann haben wir uns wieder zusammengerauft. Doch selbst dann hat er mich nur vereinzelt in die Internas eingeweiht, obwohl ich immer schon mehr wußte, als er mir anvertraute.

Für Drafi zu arbeiten, ist ein fulltime-Job, man muß sich um alles kümmern, angefangen bei seinen monatlichen Strom- und Telefon-Rechnungen bis hin zu anderen bizarren Kleinigkeiten. Deshalb steht auf meiner Visitenkarte auch: Management etc. In diese Rubrik fällt unter anderem der Sozialarbeiter, der Bewährungshelfer, das Kindermädchen ebenso wie der Blitzableiter.“