„My Baby Blue“: 5 Gründe, warum das Ende von „Breaking Bad“ so gut ist


Über fünf Staffeln hinweg begeisterte „Breaking Bad“ sowohl das Publikum als auch die Kritik. Mit dem Finale gelang der Serie um Walter White jedoch ein seltenes Kunststück: Es führte die Geschichte zu einem würdigen Ende.

Breaking Bad“ ist das gelungen, woran die meisten Serien scheitern: die Geschichte zu einem würdigen Ende zu bringen. Hier sind fünf Gründe, warum das Finale von „Breaking Bad“ so rundum befriedigend ist.

5) Keine Überraschungen, keine Effekthascherei

Wohltuender Weise wartete die letzte Episode namens „Felina“ der fünf Staffeln umspannenden Drama-Serie von Vince Gilligan nicht mit einem großen Effektfeuerwerk auf, sondern brachte – mehr oder weniger gemächlich – zu Ende, was über 62 Folgen erzählt wurde: die Geschichte eines durchschnittlichen Chemie-Lehrers, der sich im Angesicht seines voraussichtlichen Todes aus seinem bedrückenden Alltag losriss und zum Drogenboss avancierte. Zuerst (zumindest vor sich selbst behauptet) aus edlen Motiven, um seiner Familie eine gewisse finanzielle Sicherheit zu hinterlassen. Dann aus selbstzentrierten, weil es ihm Freude bereitete und neue Lebenskraft schenkte.

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4) Walter White darf seine Mission zu Ende bringen  

Was die Mehrheit der Fans und auch die Kritik besonders zufriedenstellte, ist die Tatsache, dass Walter White auf den letzten Metern alle losen Enden zusammenfügen und zu einem befriedigenden Abschluss bringen durfte. „Felina“ funktioniert wie eine kleine Abschiedstour:

Zuerst tritt er ein letztes Mal seiner Frau Skyler (Anna Gunn) gegenüber, er verabschiedet sich aus der Ferne von seinem Sohn (RJ Mitte) und streicht seiner kleinen Tochter zum ersten und letzten Mal über ihr Köpfchen.

Danach begibt er sich zu seinen ehemaligen College-Freund*innen Gretchen (Jessica Hecht) und Elliot (Adam Godley) Schwartz, denen er knapp 10 Millionen Dollar übergibt. Das Geld ist für seine Kinder bestimmt – an ihrem 18. Geburtstag soll es ihnen in Form einer Spende vermacht werden.

Später trifft er Lydia (Laura Fraser) und Todd (Jesse Plemons) in ihrem Stammcafé, um sie mit Rizin, das er in ihr geliebtes Stevia gemischt hat, zu vergiften und Zugang zur White-Supremacy-Hochburg, in der Jesse (Aaron Paul) gefangen gehalten wird, zu erhalten.

Es kommt zur einzigen actiongeladenen Szene des Finales, die viele Fans als „Scarface“-Moment bezeichneten: Nachdem Walter zuvor in der Wüste eine aufwendige Konstruktion gebastelt hat, erschießt er die Nazi-Gang mit einer per Funk ausgelösten Selbstschussanlage in seinem Kofferraum, die schließlich auch ihn selbst trifft, und befreit Jesse.

Nachdem er alle irdischen Angelegenheiten geregelt hat, stirbt er, auf eine absonderliche Art mit sich selbst im Einklang, inmitten eines Meth-Labors. Sowohl sein eingangs formuliertes Ziel, die Familie finanziell absichern zu wollen, als auch die sich im Laufe der Staffeln immer mehr herauskristallisierte Lust am Dasein als einflussreicher Bösewicht („I am the one who knocks“) wurde gestillt.

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3) Auch Jesse Pinkman bekommt eine Art „Happy End“

Doch nicht nur Walter bekommt sein überaus stimmiges Ende. Sofern man davon nach einer zermürbenden Gefangenschaft, gehalten wie ein Vieh in Ketten, um rund um die Uhr das blaue Meth für besagte Nazis zu produzieren, überhaupt noch sprechen kann, erhält auch Jesse Pinkman eine Art „Happy End“. Eben ein solches, das nicht forciert wirkt. In seiner letzten Szene sieht man ihn nach seiner Befreiung schreiend, triumphierend, hysterisch in einem Auto davonbrausen.

Vince Gilligan selbst sagte „Entertainment Weekly“ zur Entscheidung über Jesses Schicksal Folgendes:

“We always felt like the viewers desired Jesse to get away. And it’s up to the individual viewer to decide what happens next for Jesse. Some people might think, ‘Well, he probably got two miles down the road before the cops nailed him.’ But I prefer to believe that he got away, and he’s got a long road to recovery ahead, in a sense of being held prisoner in a dungeon for the last six months and being beaten to within an inch of his life and watching Andrea be shot. All these terrible things he’s witnessed are going to scar him as well, but the romantic in me wants to believe that he gets away with it and moves to Alaska and has a peaceful life communing with nature.”

Wer den Netflix-Film „El Camino“ gesehen hat weiß, wofür sich der Regisseur und Drehbuchautor letztlich entschieden hat.

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2) Die Figuren bleiben sich selbst treu

Bei alledem handelten die vorkommenden Charaktere so, wie es ihre bisherige Entwicklung von ihnen verlangte. Spätestens nach dem übereilten Finale von „Game of Thrones“ wissen Fans, wie viel eine solche Treue gegenüber zuvor Erzähltem, mühsam Aufgebautem bedeutet.

Skyler verzeiht ihrem Ehemann auf den letzten Metern eben nicht, Sohn Walter Jr. findet am Ende eben kein Verständnis für seinen Vater – und Walter verfällt am Ende eben nicht in die Rolle des aufopferungsvollen, unterwürfigen Versorgers, der er zu Beginn der Serie vielleicht noch gewesen ist. Stattdessen steht er endlich zu sich selbst. Seine finale Offenbarung gehört zu den ikonischsten Worten der Serie: „Ich habe es für mich getan. Ich mochte es. Ich war gut darin. Ich war wirklich lebendig.“

Auch Jesse besinnt sich zum Schluss seiner selbst: Als Walter bereits von der Schnellschussanlage getroffen wurde, überlässt dieser ihm eine Pistole und fordert ihn auf, ihn zu erschießen. Er verweigert und bleibt damit seinem wenige Folgen („Tollwütiger Hund“) zuvor geäußerten Entschluss, nie wieder das zu tun, wozu ihn Walter auffordere, treu.

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1) Stimmig bis ins letzte Detail

Wie man es von „Breaking Bad“ bereits in der Vergangenheit kannte, stimmte auch in der finalen Episode „Felina“ alles bis ins kleinste Detail. Das fängt bereits beim zunächst kryptisch anmutenden Titel an. Der ist einerseits schlicht ein Anagram für „Finale“ und andererseits der Name der Angebeteten im Song „El Paso“ von Marty Robbins, der an zwei Stellen der Folge zu hören ist. Mehrere Textstellen lassen sich hervorragend auf Walters Entwicklung anwenden, eine beschreibt jedoch besonders gut seinen anfänglichen Aufbruch hin zu der tiefen Zufriedenheit, zu der seine Reise ihn letztlich führte:

„My Love Is Stronger Than My Fear Of Death/I Saddled Up And Away I Did Go/Riding Alone In The Dark/Maybe Tomorrow A Bullet Will Find Me/Tonight Nothing’s Worse Than This Pain In My Heart/And At Last Here I Am On The Hill Overlooking El Paso/I Can See Rosa’s Cantina Below/My Love.”

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Seinen Tod im Meth-Labor begleitet schließlich der Song „Baby Blue“ von Badfinger, in dem es unter anderem heißt: „The special love I had for you, my baby blue”, natürlich auf das blaue Metamphetamin anspielend, das zu Heisenbergs Markenzeichen wurde. Runder kann eine Serie wahrscheinlich kaum enden.

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