Mytos Monterey
Stars im Sommer der Liebe: Hendrix, Joplin, Who beim ersten großen Pop-Festival.
Die dreitägige Open Air-Show, die am 16. Juni 1967 auf den County Fairgrounds im kalifornischen Monterey beginnt, gilt gemeinhin als erstes Pop-Festival. Was nicht ganz korrekt ist, denn bereits am 10. Juni versammeln sich in der kalifornischen Provinz rund 15.000 Popfans, um beim zweitägigen „Fantasy Faire & Magic Mountain Fest“ den Doors, Jefferson Airplane, Country Joe And The Fish sowie den ßyrds zu lauschen. Egal: Was den Reiz von Monterey ausmacht, ist neben dem längst legendären Line-up das für damalige Verhältnisse riesige Publikum von etwa 50.000 Menschen.
Organisiert von Plattenproduzent Lou Adler und John Phillips, dem kürzlich verstorbenen Sänger und Songwriter der Mamas & Papas, versammelt sich in Monterey die Creme der jungen Hippie-Kultur: Aus England reisen The Who, The New Animals und die Jimi Hendrix Experience an, aus Indien kommt George Harrisons Sitar-Lehrer Ravi Shankar, der das Publikum mit Trance-artigen Ragas verzaubert. Otis Redding, der ein halbes Jahr später bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommen wird, liefert eine heiße Soul-Revue ab, während Hugh Masakela für jazzige Klänge sorgt. Neben den kalifornischen Lokalmatadoren Grateful Dead, The Byrds, Big Brother & The Holding Company feat. Janis Joplin sowie Jefferson Airplane spielen Blood, Sweat & Tears, Laura Nyro, Electric Flag, die Butterfield Blues Band und natürlich The Mamas & Papas. Der Dokumentarfilmer D.A. Pennebaker, der zwei Jahre zuvor Bob Dylans England-Tournee mit der Kamera festgehalten hatte, bannt auch das Monterey Pop Festival auf Zelluloid: ein einmaliges Dokument der noch „unschuldigen“ Hippie-Bewegung vor dem großen Ausverkauf durch Scott McKenzies „San Francisco“ oder das Broadway-Musical „Hair“.
Eitel Sonnenschein herrscht allerdings auch in Monterey nicht, wobei Meteorologisches außen vor bleibt: Pete Townshend, Gitarrist von The Who, streitet sich mit Jimi Hendrix um die Auftrittsreihenfolge. Schließlich wird eine Münze geworfen, Hendrix verliert und muss nach den Who auf die Bühne, was als undankbarer Job gilt. Doch Hendrix setzt noch einen drauf: Townshend hatte seine Gitarre wie gewohnt zertrümmert, Hendrix tut selbiges, zündet sie allerdings zusätzlich an. Noch heute witzig anzusehen sind D.A. Pennebakers Film-Impressionen von leicht geschockten Zuhörern, denen buchstäblich die Kinnlade herunterfallt. Für den Gitarristen aus Seattle bedeutet Monterey den Durchbruch in den USA. Mit ein wenig Hilfe von einem prominenten Bewunderer übrigens. Angesagt wird Hendrix von Rolling Stone Brian Jones – kurz und knapp: „Would you please welcome The Jimi Hendrix Experience.“