Nach 753 Tagen frei: Rapper Toomaj Salehi wurde aus dem Gefängnis entlassen


Der iranische Rapper Toomaj Salehi wurde nach zwei Jahren Haft nun freigelassen. Hier mehr Infos.

Der iranische Rapper Toomaj Salehi wurde am Abend des 1. Dezember 2024 aus dem Gefängnis entlassen. Vor knapp zwei Jahren wurde der heute 34-Jährige inhaftiert, saß seitdem hinter Gittern im Zentralgefängnis von Isfahan. Ursprünglich stand ihm das Todesurteil bevor, dieses wurde jedoch im Juni 2024 aufgehoben.

Tumulte nach Tod von Mahsa Amini

Salehi wurde im Oktober 2022 verhaftet, nachdem er öffentlich die Proteste unterstützt hatte, die nach dem Tod von der damals 22-jährigen Mahsa Amini in ganz Iran ausgebrochen waren. Amini wurde im September 2022 festgenommen, weil sie laut Polizei ihr Kopftuch nicht vorschriftsgemäß getragen haben soll. Am 16. September 2022 starb die kurdische Iranerin an den Verletzungen, die ihr die Polizei während ihrer Haft zugefügt hatten. Im ganzen Land und auch international brachen Proteste gegen die Repressionen durch das islamische Regime im Iran aus. Hunderte Menschen wurden bei den Protesten getötet, Tausende inhaftiert.

Lyrics, die einen ins Gefängnis brachten

Auch Toomaj Salehi protestierte gegen das Regime, äußerte sich auch in seinen Songtexten kritisch gegenüber der iranischen Führung. Auch hatte der Rapper keine Scheu, Aminis Tod in seinen Lyrics zu thematisieren. Die scharf kritisierenden Texte machten den Rapper damals berühmt, bescherten ihm aber auch schon vor seiner Haft ein Auftrittsverbot. Schlussendlich wurde er im Oktober 2022 festgenommen aufgrund von staatsfeindlicher Propaganda. Im Juni 2023 dann das erste Urteil: Sechs Jahre und drei Monate Haft für den iranischen Rapper. Damals war Salehi dank eines Urteils des Obersten Gerichtshofs nur knapp der Todesstrafe entkommen.

Kurzzeitig wurde er gegen Kaution auch freigelassen, doch die Freiheit hielt nicht an. Bald schon wurden ihm wieder Handschellen angelegt. Laut „BBC“ der Grund: Angeblich habe der Musiker „falsche Behauptungen ohne Beweise“ verbreitet. Das wurde als eine subtile Anspielung auf ein von ihm veröffentlichtes Video gedeutet, in dem er behauptete, von Agenten des Geheimdienstes „gefoltert“ worden zu sein.

Ein Jahr später, im April 2024, dann: Salehi wurde wegen des angeblichen Kapitalverbrechens der „Korruption auf Erden“ zum Tode verurteilt. Dieses wurde aber schon zwei Monate später wieder aufgehoben. Der HipHop-Artist erhielt internationale Unterstützung, sein Urteil wurde scharf kritisiert. Zwar veränderte sich die politische Landschaft des Irans unter dem reformorientierten Präsidenten Masoud Pezeshkian langsam und auch die Verfolgung von Künstler:innen schien zurückzugehen, jedoch ist die Unterdrückung abweichender Meinungen durch Inhaftierung nach wie vor eine präsente Problematik. Salehis Fall dient als Beispiel, welche Gefahren und Risiken diejenigen auf sich nehmen, die sich trauen, Kritik zu äußern und den Status quo infrage stellen.

Wenn Künstler:innen in Gefahr sind

Gruppen wie die Artist At Risk Connection weisen auf die Gefahren hin, denen Artists unter autoritären Regimen ausgesetzt sind. Zu der Freilassung von Toomaj Salehi veröffentlichte die Geschäftsführerin Julie Trébault ein Statement: „ARC (Artist At Risk Connection) feiert die Freilassung von Toomaj Salehi. Wir hoffen, dass er die dringende medizinische Versorgung erhält, die er nach den Grausamkeiten des Gefängnisses benötigt. Künstler und Musiker wie Salehi haben wegen ihrer kreativen Ausdrucksformen im Iran schweres Unrecht erlitten – wir erkennen ihr Opfer an und sind solidarisch mit denjenigen, die von den iranischen Behörden weiterhin inhaftiert werden. ARC fordert die sofortige Freilassung aller Künstler und Kulturschaffenden, die zu Unrecht inhaftiert sind, weil sie ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen haben.“