Nach Hirntumor: Rapper Lord Folter ist tot – er wurde 31 Jahre alt


Während der letzten Jahre ist Lord Folter zu einer festen Größe im Deutschrap-Untergrund geworden. Mit dem Anspruch sich lyrisch vom Rest des Feldes abzusetzen, hat er seine Nische gefunden und wortreich ausgefüllt.

Der Düsseldorfer Untergrund-Rapper Lord Folter ist am 17. Februar 2023 im Alter von 31 Jahren an einem Hirntumor verstorben. Das hat seine Familie über Instagram am Montag (5. März) bekanntgegeben. Unter dem Posting äußern Fans und andere Rapper*innen ihre Trauer. Darunter Pöbel MC, Audio88, Dissy und Neromun.

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Lord Folter hieß mit bürgerlichem Namen Julian Wachendorf. Seine Karriere nahm mit dem 2015 erschienenen Album BRACH ihren Anfang. Zu dieser Zeit studierte Wachendorf außerdem Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf. Er war im Kölner HipHop-Kollektiv und Label Nyati organisiert. Mit deren Unterstützung wurde 2021 dann sein eigenes Label Babygroove gegründet. Neben ROUGE von 2017 ist das 2020 erschienene Album 1992DAY mit Sicherheit sein bekanntestes Werk. Es transportiert die Idiosynkrasie und Vision des Rappers in Reinform.

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Untergrund und Gegenstimme

Lord Folters musikalisches Oeuvre umfasst fünf Soloalben, zwei EPs und das unter dem Namen Lord Space erschienene Kollaboalbum NACHTALB mit Joe Space. Sein Rap zentriert Emotionen in lyrisch-fragmentarischen, teilweise abstrakten Texten. Im Sound bestimmt durch eher unkonventionelle Beats, die seinem Umgang mit Sprache den nötigen Raum lassen. Wobei sich das 2022 erschienene FARCE stellenweise stärker in Richtung Indie-Pop orientierte.

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Hinter seiner Musik stand immer auch der Anspruch, eine Gegenposition zum Zeitgeist zu beziehen. In einem Interview über die hiesige Szene sagte Lord Folter 2021:

„Die Szene hat sich einfach sehr verändert. Als wir damals angefangen haben, hatten wir ganz andere Ansätze, dadaistisch inhaltlich sich auflösende textlich poetische Ansätze, heute geht es viel um Weed rauchen, saufen, die geilsten Klamotten tragen, sich politisch immer mega klug zu verhalten und es allen Recht machen zu wollen. Als hätten die Leute keine eigenen Identitäten mehr, als wären sie Roboter des Internets.“

Wachendorf hatte seine Diagnose Ende 2021 öffentlich gemacht. Auf Instagram postete er ein Foto aus dem Krankenhaus, das ihn nach einer Operation wegen des Tumors zeigte. Trotz der sicherlich anspruchsvollen Nachsorge veröffentlichte er im August 2022 dann den Langspieler FARCE. Anfang 2023 folgte die gemeinsame EP mit Lebsanft WIR WERDEN SEHEN. Er hinterlässt zwei Kinder.

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