Nach zehn Jahren neu „entdeckt“: Soul Asylums zweiter Frühling
NEW YORK. Ärmellose, ausgefranste Flanellhemden, Jeans mit Löchern, der Wella-Slruppi-Look um die Ohren — ein Bild wie aus der ,.Grunge“-Bastelanlcitung für angehende Alternativrocker. Die vier Burschen aus Minneapolis jedoch standen in dieser Aufmachung schon auf der Bühne, als Seattle primär finden Export frischen Heilbuttfilets berühmt war. Knappe zehn Jahre nun spielt die Gruppe um Frontmann Dave Pimer zusammen, und der Soul Asylum-Sound ist auch live weiterhin ein gelungener Mix donnernder Rockpower, die aus dem Bauch und nicht aus dem Intellekt kommt, vorgetragen mit einer schräg-schrillen Nonchalance.
Die Punkrock-Kracher der frühen Jahre wurden mittlerweile ausgelüftet und machten Platz für differenziertere Songs. Wie etwa das balladeske“.Runawav Train“, das von Dan Murphy mit dunklen Gitarren-Akkorden untermalte „Without A Trace“ oder die beiden Songs „99%“ und „Gel On Out“ (von dem aktuellen Album „Grave Dancers Union“), die in Dave Pirners‘ rauhem Gesang oft ebenso nahe an John Mellencamps landluftfrischen Rocksongs vorbeigleiten wie an den melodischen Punkliedern der Minneapolis-Kollegen The Replacements.
Und der Welt wohl erster Slamdance-Lovesong, „Somebody To Shove“. hätten die vier Soul Asylum-Männerauch auf dem Kopf stehend darbieten können — es wäre trotzdem immer noch der unverwüstliche Ohrwurm gehlieben, der er nun mal ist.
Soul Asylum hat es in den zehn Jahren ihrer Zusammenarbeit geschickt verstanden, die besten musikalischen Treibholzbrocken aufzusammeln, zusammenzuzimmern und sie mit rotziger Energie und einem originellen Kick als neu zu präsentieren. Das verfehlte auch in New York nicht die Wirkung. 75 beinharte Rock ’n‘ Roll-Minuten iana.