Nacht Schicht – Mandy’s, München
Es gab mal eine Zeit, da war die Musik das einzig entscheidende Argument für oder gegen eine Discothek. Lang, lang ist’s her — jedenfalls länger als die Erfindung der Computer-gesteuerten Laser-Show. Aus dieser Zeit stammt das Münchner „Mandy’s“, wo die Musik immer noch das Wichtigste ist. Oder besser gesagt: wieder.
Prunkstucke des“.Mandy’s Club“ sind zwei schlagartig nostalgisch stimmende 6 X 4-Meter-Vergrößerungen des Covers von Led Zeppelins HOUSES OF THE HOLY. 1971 als das Album erschien, war der kleine Club die bessere Alternative zum damals angesagtesten Glitzertempel“.Sugar Shaek“. Wenn Iggy Pop, Bowie, Jagger oder Barry White in der Stadt waren, gingen sie ins „Mandy’s“.
Der gemütlich-plüschige Laden hat in den Siebzigern so gut wie alles miterlebt: Psychedelic. Krautroek, Punk und Wave. mil Drogen-Affären. Mobiliar-Zertrümmern und allem, was dazugehört. Für Abstürze jeder Art bietet sich das“.Mandy’s“ auch schon durch seine ebenerdige Lage an — da braucht man zum Abschied keine Kellertreppe hochzukriechen. sondern kann sich einfach auf den Bürgersieig lallen lassen.
In den Achtzigern gähnte der Club trotzdem vor Leere und war fast gänzlich in Vergessenheit geraten, als Discjockey Alex Novottny ihn aus dem Dornröschenschlaf riß. Zunächst spielte er Sixties-Sound, Neo-Psychedelic, Beat und Trash nur für eine kleine Fangemeinde, doch die wuchs im Zuge des Revivals dieser Musik so immens an, daß das altehrw ürdige“.Mandy’s“ heute jedes Wochenende aus den verstaubten Nähten platzt.
Bei schummrigem Licht schwofen Neu-Hippies. Grufties. Mods. Wavc-Schickis. Metal-Gurus und der Rollkragen-Pullover von Nebenan zu unser aller liebstem Siebziger-Gassenhauer“.Smoke On The Water“ (als Deep Purple noch Deep Purple waren). Außer Rock- und Beat-Spezialitäten (wie sie in ME’Sounds von Harald InHülsen und Michael Ruft‘ besprochen werden) dröhnen inzwischen auch Slayer, Motörhead oder die Beastie Bovs aus der Anläse, und alle tun so. als sägten sie auch an einer Gitarre. Die Preise sind korrekt (Wasser, Cola. Bier: DM 5-/Longdrinks: DM 10.—). und die Lichtanlage mit“.Supernova“ gibt den Kick.
Als Kontrastprogramm zur ungebremsten Gilarren-Flul gibt’s jeden Sonntagabend erstklassigen Soul, aufgelegt von Michael Reinboth (jenem Herrn, der in diesem Heft Maxisingles bespricht): ausgesuchte Perlen von den Fünfzigern bis heule für ein beinah familiäres Publikum.
Beide Discjokkeys graben tief, bis an die Wurzeln ihrer Musik-Stile, und beide fördern jedesmal ein paar wirkliche Schätze zutage. Garantiert.
Adresse: „Mandy’s“, Baaderstraße 11,8001) München 5 Geöffnet: täglich von 20 bis 1 Uhr