Nächster Status: Unsterblichkeit
Die letzten großen Überlebenden der Hamburger Schule haben sich in einem abgewrackten Opernhaus verbarrikadiert und bewerfen uns von dort mit Mantel, Degen und Proust, einigen schönen Soundunschärfen und 99 Lebens-Thesen, dass es eine Art hat. Und was schimmert da so komisch und stinkt nach Erdbeeren? Das ist die sakrale Aura. Die haben Tocotronic in ihrem 20. Jahr jetzt auch noch dazubekommen.
Also, es wird nicht leichter, aber es kann auch keiner was dafür. 20 Jahre Tocotronic, so steht es in der Pressemappe aus ungebleichter Pappe, und auf der nächsten Seite ist sie auch schon, die 20 Jahre alte Band und schaut gebleicht und leicht desperat in die Kamera von Sabine Reitmaier. Die Gemeinheit, das sind jetzt erst mal zwei Sachen: erstens, die Zeitverfluggeschwindigkeit. Dass es also tatsächlich schon 20 Jahre sind, seit dieser ganzen herrlichen Selbstverständlichkeit, mit der die (damals noch) drei Knaben ebenerdige Konzerte spielten, dabei so fröhlich unser aller Scheitel polierten und alles vorwegnahmen, alles schon wussten, vom Verfallsdatum von Retro und von den Sorgen der Ich-Gesellschaft. Gefühl: Das war doch quasi erst, die drei Enten liegen doch immer noch irgendwo aufgeklappt und die Adidas-Latschen sind auch noch im Schrank und das soll nun schon 20 Jahre her sein?
Zweite Gemeinheit: Dass man sich schon lange keinem neuen Toco-Album unbefangen nähern kann, sondern reflexartig in einen Zustand aus mentalem Abwinken und der vagen Angst begibt, man würde diesmal vielleicht irgendwas endgültig falsch verstehen, fehlinterpretieren, schlicht nicht schlau genug sein und dann wäre das güldene Band zur Band durchtrennt. Also bloß nicht zu sehr freuen, bloß nicht zu viel vorher rumschreien, am Ende ist man der Letzte, der sich den Termin noch im Kalender angemarkert hat.
Was vorab so vom neuen Werk herüber tönte, war auch nicht angetan, Zweifel zu zerstreuen. Ein Manifest wäre geschrieben worden, so hieß es, eine Anweisung, wie zu leben wäre, mit 99 Regeln und die letzte lautet: „Stumm“. Uff, drunter machen sie es also nicht mehr. Es muss also schon gedacht, verteidigt, befunden werden, bevor man den ersten Ton gehört hat, und das ist doch ein bisschen, als müsste man schon vor dem Essen abspülen. Über Twitter wandelten die ersten dieser mystischen Lebensregeln, man las Anweisungen wie: „Regel 11: Sich selbst verdauend!“ Ausgerechnet Twitter, wo man doch das Gefühl hatte, die Webpräsenz von Tocotronic wäre eigentlich mit dem L’age-d’Or-Shop eingestellt worden.
Das Nächste, was von der Produktion bekannt wurde, immer noch vor dem ersten neuen Lied, war die Nachricht von einem sagenumwobenen Gerät, einer der letzten aktiven Telefunken-Aufnahmemaschinen aus der Steinzeit, wohnhaft im Berliner Candy Bomber Studio bei ihrem Herrchen Ingo Krauss (wo auch AUCH von den Ärzten aufgenommen wurde). Telefunken-T9-Vier-Spur! Die musste es sein – das zehnte Toco-Album, festgehalten auf einem großen, unhandlichen Ein-Zoll-Tonband, alles klar, Nerdomat 2000.
Diese ersten Lebenszeichen von WIE WIR LEBEN WOLLEN zusammengefasst: nostalgische Aufnahme auf der einen und Twitter als Anheizer auf der anderen Seite. Einen größeren pophistorischen Horizont kann man nicht aufmachen. „Och, das mit Twitter fanden wir irgendwie witzig“, wird Dirk von Lowtzow später dazu sagen und sein bestes, badisches Julia-Roberts-Lachen auspacken. Witzig also, sonst nichts. Keine Metaebene, keine Falle. Vielleicht, ganz vielleicht lädt man auch immer zu viel in so ein Tocotronic-Album und begeht damit denselben Fehler wie bei den späten Blumfeld. Unmöglich schien es da, auch nur irgendwas für bar zu nehmen, das Mindeste war es, keine Miene zu verziehen und verkniffen dem zu folgen, was man für Distelmeyer’sche Post-Ironie hielt. Das tat weh am Schluss, vor lauter Selbstkrampf.
Also schnell zum Toco-Album und zum „Hey!“. Das ist das erste Wort und gleich eine ziemliche Keule, die einen umhaut, so laut und voller scheppernder Overdubs. Ein „Hey!“, als würde der Heiland persönlich durch die Schädeldecke plärren. Es macht wach für das, was danach kommt und was die Tocos schon scherzhaft ihr Mammutwerk nennen. Das ist es auf dem Blatt tatsächlich, 17 Lieder, allein die Texte sind diesmal ein richtiges kleines Buch und zwar eines, das in der Abteilung spätmittelalterliche Minne stehen könnte.
Das Vokabular ist dem Grafen von Lowtzow diesmal sehr aus dem Mantel-und-Degen-Lexikon geraten, da geht es ständig um Haubitzen, Bajonett, Krönung und Schafott, gewohnt wird im Palasthotel, müden Königreichen und nebst Marie Antoinette und allerlei Dämonen. Das „Hey!“ also ist noch ein schönes, retardierendes Moment, danach geht es in eine ziemlich flotte Karussellfahrt, deren Passagier die ganze Zeit der gleiche bleibt: ein leicht lebensuntüchtiger, kränkelnder Ich-Erzähler, männlich, kultiviert und zwar dem Abendland aber eben nicht unbedingt unserer Gegenwart entsprungen. Es fühlt sich an, als würde die Band im Fundus eines abgewrackten Opernhauses wühlen – der samtige Klang des Telefunken-Leierkastens trägt sein Scherflein dazu bei. Dass von Lowtzow Fan von Operetten ist, weiß man schon seit seinen zierlichen Engagements mit Phantom Ghost. Dass er außerdem Proust schätzt, weiß man spätestens nach dieser Platte.
Es ist Musik aus Swanns Welt, und auch die verlorene Zeit selbst ist tatsächlich von Beginn an Thema. Gleich nach dem brachialen „Hey“ erfahren wir die triste Wahrheit, die ab dem 35. Geburtstag jeden gelegentlich aus dem geschliffenen Spiegel anlacht: „Ich bin jetzt alt, bald bin ich kalt (…) Ich war keiner von den Stars, ich war höchstens Mittelmaß.“ Schluck. So geht es weiter: Heilung, Tod, Operieren, nistende Viren – derart viel sieche Biomasse war selten bei Tocotronic und sie ist sorgsam auf alle 17 Lieder verteilt. „Ja, der Körper, das ist ja irgendwie eben doch alles, was wir haben“, sagt von Lowtzow dazu.
Inhaltlich ist das so ein sehr stimmiges und hermetisches Werk geworden, die Sprachfarbe und auch das eigenwillige Versmaß beim Singen sind sich auf Streckenlänge einig. Wie er beim Interview sitzt, leicht ergraut im Samtsessel im Kaminzimmer hinter ein bisschen Gebäck und neben Rick McPhail, ist Dirk von Lowtzow tatsächlich seltsam aus der Zeit gefallen, wäre nicht dieses Lachen, das so viel handfester und körperlicher ist als jede einzelne Zeile auf dem Album. Warum flüchtet er eigentlich immer wieder aus dem Greifbaren? „Ich stehe sehr auf Leute, die Musicals und Evergreens geschrieben haben, also richtige Songwriter, weil deren Texte so gut sind, ohne über-authentisch sein zu wollen. Dieser Ansatz, man müsste sein ganzes Leben ausbreiten und auch noch darüber singen, dass die Mutter erkrankt ist, das finde ich scheußlich, und gerade das ist in Deutschland sehr beliebt. Deswegen flüchte ich mich beim Texten in ein relatives strenges Regelwerk, um eine Distanz zu schaffen.“ Diese Distanz, das bedeutet seit jeher, dass er seine Sprache beim Texten wie Hindernisse hinter sich wirft, die tocotypischen substantivierten Verben finden sich auch diesmal wieder zuhauf: Belästigung, Bedeutung, Vertretung – Hauptsache immer schön amtlich und passiv.
Natürlich, die Arbeit am Abstrakten und die Metaphernschieberei war auf den letzten vier Platten stetes Anliegen von Tocotronic. Eins zu eins war bekanntlich schon länger vorbei. Die von der Band so genannte „Berlin-Trilogie“ aus den Platten PURE VERNUNFT DARF NIEMALS SIEGEN, KAPITULATION und SCHALL & WAHN spielte zwar mit verschiedenen Darreichungsformen, aber die Botschaften darauf waren doch alle nach demselben Code verschlüsselt, auf eine modernistische Art ungreifbar und ästhetisiert worden.
Diese Ästhetisierung war der vielleicht wichtigste Wendepunkt in der Geschichte Tocotronics, wichtiger noch als die musikalische Entwicklung in den Nuller-Jahren. Die Band, die einst so alltagstaugliche Texte schrieb, dass man vollverständliche Liebes- und Abschiedsbriefe aus dem Booklet abpausen konnte, hatte sich damit ab K.O.O.K. (1999) in das Gehege für selten schöne Tiere zurückgezogen. Ein kluger Schritt, denn deswegen zeigen auch gerade die Werke der Trilogie kaum Alterungsspuren, sie glänzen immer noch, nur die Parolen sind mit der Zeit vielleicht etwas stumpfzitiert.
Eben diese Slogans fungierten dabei stets wie eine Pralinenfüllung: „Sag alles ab!“, „Aber hier leben nein danke!“ und sogar noch „Im Zweifel für den Zweifel“ – das war bei jeder Veröffentlichung zuverlässiges Diskursmaterial und die Tinte, die den „Spiegel“ Elogen auf die Band schreiben ließ. Aber mit den Parolen ist es bei diesem märchenhaften Reigen nicht weit her. Sieht man vom schieren Postulat des Plattentitels ab (der bewusst nicht als Frage formuliert ist), sind die großen Slogans Mangelware. Sind ihnen keine eingefallen? Unwahrscheinlich. Die Verrätselung der Dinge ist den Jungs einfach ein großes Plaisir, und wenn sie im Kaminzimmer von einer ausgesprochen „heiteren“ Produktion erzählen, kann man auch einfach annehmen, dass die Parole war: diesmal keine Parole, hihi. Auch ohne plakative Refrains ist es ein dringliches Erzählen geworden, beseelt von einem hochpräsenten Ich, mit dem jedes zweite Lied anfängt und von dem Dirk von Lowtzow nach ein wenig Nachdenken selbst überrascht erkennt: „Letztlich bin das wohl ich und vielleicht ist es auch das persönlichste Album seit Langem geworden.“
Ungewohnt ist auf jeden Fall, dass der Erzähler diesmal so sichtbar vor der Musik steht, wie bei Porträts, bei denen der Hintergrund unscharf ist, aber das liegt vielleicht auch an den Eigenheiten der alten Telefunken-Maschine. „Man muss bei dieser Technik natürlich viel schichten, weil nur vier Spuren zur Verfügung stehen: Bass auf einer Spur, Schlagzeug mono auf einer Spur, zwei Gitarren auf einer Spur. Das ist letztlich genau so, wie die Beatles Platten aufgenommen haben. Ein wahnsinnig geiler Sound. Aber wir wollten damit nie eine Retro-Ästhetik schaffen, sondern auf alter Technik contemporary sein“, sagt von Lowtzow dazu und Gitarrist Rick McPhail ergänzt: „Gerade die Limitierung bei dieser Technik ist das Spannende, die digitalen Aufnahmetechniken, die heute sonst überall eingesetzt werden, verführen dazu, Songs nie ganz fertig zu empfinden und am Ende alles gleich klingen zu lassen.“
Der Effekt dieser altmodischen Produktion aus dem Candy Bomber Studio, wie er beim Endverbraucher ankommt, ist eine kunstvolle Unschärfe im Sound, eine elegante Wischtechnik, die sich tatsächlich exzellent mit der inhaltlichen Tristesse Royale ergänzt. Die Platte wirkt, als würde man sie durch einen milchigen Calcit-Kristall hören, mit großem, organischem Charakter. Künstlich angelegt sind diesmal nur die Räume – auch das eine Weiterentwicklung zu den Vorgängern, bei denen sehr reale Raumsituationen auf die Platte gebracht wurden. „Wir haben bewusst keine natürlichen Räume genutzt, stattdessen viel Echo, Hall und Delays eingesetzt. Das ist nicht mehr der Minimalismus, aber auch nicht das sehr Rockige der letzten Platten, wir wollten das nicht mehr“, sagt von Lowtzow.
Mit Theremin und Bläsersätzen und vor allem den gelegentlichen zarten Damen im Background ist tatsächlich streckenweise ein ganz neuer Tocotronic-Klang entstanden. Ein Stück wie „Chloroform“ ist so ein einziger Shoegazer-Seufzer geworden, so sanft gesungen und akzentuiert, dass man beim Hören den kleinen Finger abspreizt. Aber eben trotzdem: traumschön und unterhaltsam. Dieses zarte Gefühl dominiert, aber gegen allzu viel Schwindsüchtigkeit hat die Band auch immer wieder Scherze eingebaut, wenn es heißt: „um mich soll’s nach Erdbeer stinken“, vom „Teig der Teilung“ gesungen wird oder wenn am Ende des Gesäusels doch die Gitarren brettern, dann ist das genau jene Form von Ulk, die alles wieder gerade rückt. Weil, so der Tenor: „Es soll letztlich schon einfach geile Musik sein. Wir wollen keinesfalls zu entrückt wirken, denn das sind wir auch nicht.“
Tatsächlich ist bei allen Merkwürdigkeiten auch an vielen Stellen alte Toco-DNA zu hören, ein relativ straight geschrubbtes Stück wie „Ich will für dich nüchtern bleiben“ erinnert dabei doch wieder auch an K.O.O.K. und deswegen muss man darüber jetzt noch mal reden. „Das war für uns damals schon das Album, mit dem etwas Neues begonnen hat, eine ganz andere Ebene“, sagen die Jungs und Rick McPhail, für den die Tour zu K.O.O.K den Einstieg bei Tocotronic markierte, nickt begeistert im Takt von „Let There Be Rock“.
Die Opulenz, zu der sich Tocotronic damals bekannte, und die Erschließung elektronischer Weiten mit dem Remix-Album – das waren die neuen Zutaten und der geniale Wurf, der alles veränderte. Dank ihm hat die Band bis heute Strahlkraft, während alles, was die Hamburger Schule damals sonst im Programm hatte, letztlich zu kurz sprang, zu sehr um die eigene Befindlichkeit und Tresenwelt kreiste. Nur ein wunderschönes Monster, wie K.O.O.K. es war, taugte als Befreiungsschlag gegen die Enge der Trainingsjacken.
Zufall oder nicht: WIE WIR LEBEN WOLLEN hat die gleiche Anzahl von Songs wie K.O.O.K. und es entwickelt eine ähnliche Tiefenwirkung. Die Gitarren sind genauso warm und freundschaftlich, die Becken von Arne Zank scheppern nicht, sie simmern die meiste Zeit. Stücke wie „Die Verbesserung der Erde“ spielen die Dramaturgien von damals nach, mit der lauernden Kakophonie im Hintergrund, die erst auf dem letzten Drittel ausbrechen darf. Neu ist heute die Aufmerksamkeit, die von Lowtzow für seinen Gesang einfordert. Wie er seine Stimme windet und um alle Kanten legt, wie er aus dem Stand die Höhen nimmt, das verleiht Tocotronic 2013 zusammen mit den vielfältigen Echo-Kammern eine sakrale Aura. Die hatte K.O.O.K. noch nicht, in der Trilogie blitzte sie aber schon immer auf, jetzt wird sie endgültig zelebriert.
Gleichwohl gibt es auf WIE WIR LEBEN WOLLEN redundante Momente, in denen das Weltscheue und Zaghafte etwas onkelig wirkt, zum Ende, etwa bei „Warm und Grau“, ist die ganze Membran schon ein bisschen überdehnt vom schwimmenden Sound. Das ändert aber nichts daran, dass die vier Enten ihre Serie von sehr guten Platten nicht nur fortgesetzt, sondern sich dabei wieder einen neuen Standard für sich selbst ausgedacht haben – um diesen dann zu übertreffen. Das ausgeklügelte Songwriting bei Stücken wie „Exil“ oder „Neutrum“, der literarische Anspruch und die Feinheiten der Instrumentierung plus eben die Selbstironie, mit der von Lowtzow eine Zeile wie „Ich bin ein bleicher Mann der tanzt“ denken und singen kann, das alles zementiert das Alleinstellungsmerkmal der Band in diesen Breiten.
Das mit dem Manifest und den Lebensregeln – geschenkt. Aus diesen Liedern gibt es keine derart schnöden Ableitungen in den Alltag. Das zehnte Album im 20. Jahr von Tocotronic ist ein Großwerk geworden, aber gleichzeitig auch zum ersten Mal eine deutliche Dirk-von-Lowtzow-Platte. Das streitet er natürlich ab und während er abstreitet, sagt Rick McPhail: „Ist mir egal, ich mag die Lieder vor allem endlich auf der Bühne spielen!“ Da sagt Dirk nur noch: „Und weißt du, ich kann eben nicht prokrastinieren. Ich langweile mich schnell. Man hat ja auch keine anderen Hobbys oder … Kinder.“ Hat man nicht und deswegen schnitzen die vier mit der Hingabe am eigenen Standbild. Das ist heute längst so fein ziseliert und dekoriert, dass jeder etwas anderes meint, wenn er Tocotronic sagt. Es gibt schon so viel interessante Wegpunkte in der 20-jährigen Geschichte und vermutlich wird WIE WIR LEBEN WOLLEN nicht der sein, der am längsten in Erinnerung bleibt. Dafür ist die Platte bei alle Pracht zu introvertiert. Sie wird aber trotzdem einer ausreichend großen und besonders liebenswerten Auswahl von Menschen als die Platte der neuen Tocotronic ins Herz wachsen – genau wie vormals die K.O.O.K.. Man wird sie dann mit sich tragen, wie ein wanderndes, gutartiges Projektil unter der Haut, eingedrungen zwar, aber nicht wieder ausgetreten.
Albumkritik S. 89
99 Fakten
1 Die Entstehung von Wie wir leben wollen erklärte in einem Soundcloud-Beitrag Rick McPhails Sohn Caspar im Stile Benjamin Brittens „Young Person’s Guide To The Orchestra“.
2 Caspar fertigte 2010 bereits das Artwork für die Single „Im Zweifel für den Zweifel“ an.
3 Im Video zu „Wir sind hier nicht in Seattle, Dirk“ liegt Nirvanas Nevermind auf dem Plattenteller.
4 Den Clip drehte Henrik Peschel. Er ist unter anderem bekannt für die Super-8-Filme „Rollo Aller“ und „Rollo Aller 2“.
5 Mittlerweile tragen Tocotronic übrigens keine Trainingsjacken mehr. Junge Menschen aber wieder.
6 Rick McPhail arbeitete früher als Verkäufer in der Hamburger Musikalienhandlung „Rückkopplung“.
7 Ihre Lieblingslieder versammeln Tocotronic auf dem 2008 erschienenen Sampler Pop Portrait.
8 Ihre Album-Geheimtipps veröffentlichten sie in der vergangenen Dezember-Ausgabe des Musikexpress.
9 Das Coverfoto des Debütalbums Digital ist besser wurde im Regieraum der Hamburger Soundgarden Studios geknipst.
10 Die EP „Nach der verlorenen Zeit“ sieht die Band, so steht’s in den Liner Notes zur Re-Issue, als Anhang, als Sekundärliteratur zum Debüt.
11 Auf deren Coverfoto tragen Jan Müller und Dirk von Lowtzow Straight-Edge-Kreuze auf den Händen.
12 Dirk von Lowtzow trinkt gerne Münchener Bier, hat aber keine Präferenz: „Ich mag sie alle.“
13 Als er mit einer Kopie von Wie wir leben wollen bei unserem Redakteur Albert Koch die Aufwartung machte, brachte er allerdings Apfelkuchen mit.
14 „Michael Ende, Du hast mein Leben zerstört“ und „Ich bin neu in der Hamburger Schule“ spielt die Band nicht mehr live.
15 „Freiburg“ dagegen recht häufig.
16 In den Liner Notes zu DIGITAL IST BESSER wird der ehemalige Slime-Drummer Stephan Mahler (später u.a. bei Angeschissen, Die Erde) als Schlagzeug-Coach geführt. Er brachte Arne allerdings nicht etwa das Spielen bei, sondern wurde von Produzent Christian Mevs (Ex-/ Wieder-Slime) gerufen, um das Instrument ordentlich zu stimmen.
17 Im Booklet zur Re-Issue von „Nach der verlorenen Zeit“ hält die Band einen Sampler namens Non Stop Pepsi Party in der Hand. Bei Ebay notiert das Album aktuell mit 11,14 Euro (plus 4,32 Euro Versand).
18 Die Debütsingle „Meine Freundin und ihr Freund“ erschien 1994.
19 Über Discogs könnte man sie für 54,70 Euro erwerben.
20 Das erste Tocotronic-Konzert fand am 27.7.1993 in ihrem Proberaum in einem Hamburger Luftschutzbunker statt. Toiletten gab es keine.
21 In „Die Revolte ist in mir“, einem der Songs auf dem neuen Album, ist vom „ewigen Stenz“ die Rede. Gemeinhin wird damit Helmut Fischers wohl bekannteste Rolle in Helmut Dietls TV-Serie „Monaco Franze“ bezeichnet.
22 Der Illustrator des spacigen Covers zu K.O.O.K., der Brite Chris Foss, fertigte auch die Zeichnungen für das Sexualhandbuch „The Joy Of Sex“ (1972).
23 Die erste der 99 Tocotronic-Thesen lautete: „Wie wir leben wollen: als Zeichentrickgestalten“.
24 Zum letzten Album Schall und Wahn gab die Band unter anderem dem „Lustigen Taschenbuch“ ein ausführliches Interview.
25 Die Verbindung geht indes noch tiefer: Im „Micky Maus“-Heft 26/10 erschien ein Comic-Strip, in dem Daisys Liebe zur Band Monotronic thematisiert wird.
26 Es ist egal, aber (1997) war das erste Album, auf dessen Cover die Bandmitglieder nicht mehr zu sehen waren. Stattdessen abgebildet: drei Enten (Tick, Trick & Track?).
27 Jan Müller mag angeblich „Micky Maus“-Hefte lieber als das „Lustige Taschenbuch.
28 Er entwarf auch das Logo der Band.
29 Die Band Heinz aus Wien schrieb Ende der 90er-Jahre einen Song mit dem Titel „Ich hab mit Tocotronic Bier getrunken“.
30 Von der Gruppe Pendikel gibt es den Song „Tocotronic“.
31 Tocotronic wiederum singen im Song „Es ist einfach Rockmusik“ die Zeile „Und Blumfeld mag ich sowieso“.
32 Beim Playback-Auftritt in der Charts-Show „Top of The Pops“ foppte die Band die Produktionsfirma (und vermutlich viele Zuschauer): Sie tauschten ihre Instrumente durch.
33 Thees Uhlmann arbeitete Ende der 90er-Jahre als Tocotronic-Roadie und schrieb darüber das Buch „Wir könnten Freunde werden. Die Tocotronic-Tourtagebücher“.
34 Einer der Songs seiner Band Tomte hieß „The Rick McPhail Song“.
35 Eher im Akademischen sind zwei andere Bücher über die Band beheimatet: Jonas Kirstein verfasste ein Buch über die Band: „,Bitte oszillieren Sie‘ – Zwischen Protest und Reflexionen zur Kunst“, von Felix Brenner stammt das Werk „Tocotronic gegen den, Authentizitätswahn – Zur Ich-Auslöschung in Dirk von Lowtzows Werk und Selbstdarstellung'“.
36 Mitglieder von Tocotronic musizier(t)en in folgenden Bands: Superpunk, Stosstrupp Revival Duett, Phantom/Ghost, Dirty Dishes, Das Bierbeben, Punkarsch, Meine Eltern, Venus Vegas und Glacier.
37 Dirk von Lowtzow schreibt für die Zeitschrift „Texte zur Kunst“.
38 Im November 2000 erschien in der Frauenzeitschrift „Allegra“ ein Bericht, in dem Arne Zank erklärt, wie man richtig Spaghetti zubereitet. Leider fanden wir trotz intensiver Recherche keinen Link dazu.
39 Bei dem Kirchenlied „Preis dem Todesüberwinder“ in der Aufnahme der Künstlerin Michaela Meise fungiert Dirk von Lowtzow als Duettpartner.
40 Lesenswert: Das „ABC der Jugendbewegung“, das Tocotronic 1995 für das Internetportal Hinternet aufstellten.
41 Dirk von Lowtzow singt A-ha? Klingt komisch, ist aber so. Er begleitet den Hamburger Sänger Finn bei einer Coverversion von „Crying in the Rain“.
42 Gallon Drunk verpflichteten ihn 2012 als Duettpartner für die B-Seite „Close The Blinds“.
43 Auch auf Alben von Tilman Rossmy (Die Regierung) und Dendemann ist von Lowtzow zu hören.
44 Schon Dendemanns Projekt Eins Zwo sampelte 2001 in „Der eine & Der andere“ das Tocotronic-Stück „Ich mag dich einfach nicht mehr so“.
45 „Lassen Sie mich durch. Ich bin Ernst Hugo von Salem-Priesnitz von Tocotronic und habe Krampfsalbe dabei.“ Diese Satz ist integraler Teil eines Katz+Goldt-Cartoons.
46 Als Tocotronic 1996 der VIVA-Musikpreis „Comet“ in der Kategorie „Jung, deutsch und auf dem Weg nach oben“ verliehen werden sollte, lehnten sie ab.
47 Produzenten, die an Tocotronic-Alben arbeiteten: Christian Mevs, Carol von Rautenkranz, Hans Platzgumer, Tobias Levin, Moses Schneider.
48 Das Cover zum letzten Tocotronic-Album Schall & Wahn zierte ein Blumenbouquet des niederländischen Künstlerduos Jeroen de Rijke und Willem de Rooij aus dem Jahr 2005.
49 Tocotronic haben nichts gegen Baumärkte.
50 Seit dem „RollingStone“-Weekender befreundet: Tocotronic und Feine Sahne Fischfilet.
51 Zitate aus Tocotronic-Songs fungierten seit Ende der 90er-Jahre regelmäßig als Überschriften im Stil-Teil der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
52 1998 erschien die erste Compilation von Tocotronic: The Hamburg Years wurde vor allem für eine US-Tour zusammengestellt.
53 Kürzlich haben Tocotronic auf ihrer Facebook-Seite nach einem Namen für ein Stofftier gesucht. Das Rennen machte „Daphne“.
54 „Daphne“ soll, so die Band, „der Renner“ im Merch-Shop werden.
55 ihre Liebe zu Stofftieren zeigten sie schon in einem Interview in der TV-Show „Bernd Im Bademantel“ (1996).
56 Blei in den Regalen: die Digitaluhren, die die Band 1999 entwarf.
57 Heute kosten sie bei Ebay-Kleinanzeigen bis zu 200 Euro.
58 Selten geworden sind auch die Tocotronic-Plastiktüten, die es früher als Merchandise gab.
59 In seiner Abizeitung posiert Dirk von Lowtzow in einer schwarzen Punkrocklederjacke mit einem Freund neben einem Grabstein.
60 Gemeinsam mit seiner Partnerin Jutta Pohlmann stellte Dirk von Lowtzow im vergangenen Jahr in der Ausstellung „In The Tittery“ Installationen, Videokunst und Zeichnungen aus.
61 Auf dem bandeigenen Label Rock-o-Tronic veröffentlichten unter anderem Jonas, Das Bierbeben und Bum Khun Cha Youth.
62 Auch die Solo-Platten von Arne Zank erschienen bei Rock-o-Tronic.
63 Das Fanzine „Headspin“ verglich die Band 1995 umfassend mit der Hamburger Gruppe Fünf Freunde. Tocotronic gewannen in der Rubrik „Cordhosenfaktor“.
64 Bei last.fm wurden Tocotronic bisher 9,8 Millionen mal gespielt.
65 Kunden, die bei Amazon wie wir leben wollen vorbestellen, interessieren sich auch für: Selig, Biffy Clyro, Eels, I Am Kloot und Fraktus.
66 Arne Zank und Jan Müller besuchten Freiburg zum ersten Mal anlässlich eines Konzerts im Juli 1995.
67 Fünf Jahre später wurde Consoles Remix „Freiburg V 3.0“ zum Indie-Disco-Hit.
68 Tocotronic sind die Backingband von Fettes Brot auf deren Song „Nicolette Krebitz wartet“.
69 Tocotronic coverten unter anderem „Alkoholmädchen“ von Udo Lindenberg, „My Racist Friend“ von The Specials, „The Weather’s Fine“ von Angst, und „A Human Certainty“ von Saccharine Trust.
70 Rick McPhail ist seit 2004 offizielles Mitglied der Band.
71 Tocotronic wurden schon von Künstlern wie Fink, den Lassie Singers, Roman Fischer und Barbara Manning And The Go-Luckys gecovert.
72 Auf dem Blumfeld-Track „Sing-Sing“ spricht Dirk von Lowtzow die Worte „Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein“.
73 Von seinen Freunden wird Dirk von Lowtzow „Der Graf“ genannt. Den Spitznamen teilt er sich mit dem Sänger der Gruppe Unheilig und Bela B. von den Ärzten.
74 Tocotronic unterstützen die Kampagne „I Can’t Relax In Deutschland“, die sich gegen die Nationalisierung von Popkultur wendet.
75 Dirk von Lowtzow ist im Besitz einer amtlichen Fahrerlaubnis und fährt einen VW Golf.
76 Der kürzeste Song von Tocotronic ist „Ich habe geträumt, ich wäre Pizza Essen mit Marc E. Smith“. Er dauert eine Minute und acht Sekunden.
77 „Die Idee ist gut, doch die Welt noch nicht bereit“ erschien als elfeinhalbminütige Live-Version als B-Seite der Single „Die Folter endet nie“. Länger ist kein Tocotronic-Song.
78 Jan Müller betreibt zusammen mit dem Musikmanager Oliver Frank den Musikverlag Müller + Frank.
79 Anfang Februar 2010 erreichten Tocotronic erstmals Platz eins der deutschen Albumcharts. SCHALL & WAHN verwies damit den damals größten Popstar der Welt, Lady Gaga, auf Platz zwei.
80 Der schönste Tocotronic-Remix: laut ME-Redaktion: „Jackpot“ in der Fischmob-/Erobique-Version.
81 Nicht so schön: „Kapitulation“ im Buena-Vista-Sound, zu finden auf dem Sampler CUBANO ALEMÁN.
82 Das Album K.O.O.K. erschien drei Mal – in der Originalversion, als „English Version“ und als „Variationen“.
83 Los Campesinos! beim Blind Date mit dem „taz“-Popblog über Tocotronic: „Klingt, als würden Pavement Green Days, When I Come Around‘ covern.“
84 Am 1. November 2008 spielten Jan Müller und Arne Zank im Rahmen der legendären Musikexpress-Partyreihe „Schweine am Samstag“ ein DJ-Set. Zu den Highlights gehörten Stücke von Die Haut, Shellac und „Le Freak“ von Chic.
85 Im Song „This Boy Is Tocotronic“ wird „This Corrosion“ von den Sisters Of Mercy zitiert.
86 Der „NME“ lobt den Song: „Excellent icy electro-guitar-clash-pop“.
87 Der Name Tocotronic leitet sich von den tricOtronic-Handheld-Spielkonsolen ab, die ab 1980 in Deutschland vertrieben wurden.
88 Werden Technotronic und Tocotronic manchmal verwechselt? Kurze Nachfrage bei der Band ergibt: „Höchstens in den Benelux-Ländern“.
89 In der ersten Version des Tocotronic-Logos war das erste „O“ im Bandnamen grafisch abgesetzt: Auf den Flyern stand also Toc-O-Tronic.
90 Gitarrist Rick McPhail stammt aus dem US-Bundesstaat Maine (postalische Abkürzung: ME), lebt aber seit 1999 in Hamburg.
91 Farin Urlaub beneidet Tocotronic „um ihre Slogans, aber nicht um ihre Songs“.
92 Bela B. trug angeblich früher ein Shirt mit dem Slogan „Hunde tot machen“. So hieß eines der frühen Projekte von Arne Zank und Jan Müller. Ob ein Zusammenhang besteht, ist nicht bekannt.
93 Empfehlenswert: Arne Zanks Comicstrip-Reihe „Die Vögel“.
94 „Die Toco Die“ heißt der Deichkind-Beitrag auf einer Split-Single mit Tocotronic, die 2009 anlässlich der Plattenladenwoche erschien.
95 Dirk von Lowtzow findet Bob Dylan „zu autoritär, im Sinne von zu autorenfixiert“.
96 Ein Blick auf die Facebook-Seite der Band verrät: Tocotronic mögen unter anderem die Mädchenmannschaft, Uglydolls, Adorno und die Community „Dein Bart gegen Deutschland“.
97 Bereits 1996 nimmt die Band in einem Interview Abstand von der Idee, eines Tages auf einer Bravo Hits-CD vertreten zu sein. 2011 schafft es ihr Song „Kapitulation“ immerhin auf die Compilation „Die ultimative Chart Show – Die erfolgreichsten Neuen Deutschen Pop- und Rockhits“.
98 Im Frühjahr 2011 war von Lowtzow bei Arte in „Durch die Nacht mit …“ zu sehen. Mit dem Dramatiker René Pollesch, dessen Stück „Was du auch machst, mach es nicht selbst“ in Freiburg zur gleichen Zeit Uraufführung feierte, streifte er durch Berlin.
99 Alle Tocotronic-Alben mit ihren Bewertungen im ME: Digital ist besser (-), Nach der verlorenen Zeit (6 Sterne), Wir kommen um uns zu beschweren (4), Es ist egal, aber (3), K.O.O.K. (Platte des Monats), Tocotronic (5), Pure Vernunft darf niemals siegen (4,5), Kapitulation (5, Platte des Monats), Schall & Wahn (5, Platte des Monats), Wie wir leben wollen (4).