Nektar Triumvirat
Ein deutsches Sprichwort sagt: „Hoffen und Harren macht manchen zum Narren! In den USA kann man dagegen mit der gleichen Methode vom Tellerwäscher zum Präsidenten aufsteigen. Man kann auch als unbekannte Rockband anfangen und plötzlich Hitparaden stürmen, Geld und Erfolg sammeln und sich von Millionen Rockfans anbeten lassen. Wie bekannt, hatten bisher fast nur Amerikaner und Engländer Glück in der amerikanischen Musikindustrie – die mit 2 Milliarden Dollar Jahresumsatz die grösste Unterhaltungsbranche vor Film und Fernsehen ist. Doch jetzt haben – oh Wunder – gleich zwei deutsche Bands den Sprung in den US-Markt geschafft: Nektar aus Seeheim bei Darmstadt und Triumvirat aus Köln.
Vom Nektar-Sound berauscht
New York, 28. September 1974: Grosse Aufregung bei Nektar. Mo, Roy, Taff, Ron und Lightshow-Man Mick rüsten zum wichtigsten Konzert ihrer US-Tour. Seit dem 5. September sind genau 34.300 Leute zu den 11 ausverkauften NektarShows angetreten und haben stürmisch bis zu vier Zugaben verlangt. Doch der Jubel in Minneapolis, Los Angeles und Philadelphia verblasst vor diesem entscheidenden Auftritt. Selbst die 12.000 Fans in der Nektar-Hochburg St. Louis, die zu vier! ausverkauften Shows kamen, sind einen Moment vergessen. Denn Amerika blickt auf New York, wo jede Woche die berühmtesten Rockstars aufspielen. Doch Nektar hat es geschafft: die 4000 Mann fassende „Academy of Music“ war lange vorher ausverkauft. Die beliebte Radiostation WENW übertrug das Nektar-Konzert live. Die Party, die die DJ’s anschiiessend schmeissen wollten, fiel ins Wasser – weil die Herren Experten von dem Nektar-Sound so berauscht waren, dass sie sich gar nicht mehr sammeln konnten. Die Show der Seeheimer, die alle aus England stammen, konnte sich aber auch hören und sehen lassen. Erstmal der astreine Sound: so eine perfekte Aussteuerung erleben wohl auch die Amerikaner viel zu selten. Nicht umsonst hatte Anführer Mo im zähen Kampf um das Kleingedruckte in den Amerikaverträgen durchgedrückt, dass die gesamte heimische Anlage für fast 80.000 DM über den Ozean befördert wurde.