„Nenn‘ es ein Lied über Corona und Depression“: Jupiter Jones erklären, worum es in „Überall waren Schatten“ geht


Was Corona mit Depressionen gemein hat? „Die Selbstbestimmtheit geht flöten“, hat Jupiter-Jones-Sänger Nicholas Müller uns im Reunion-Interview erklärt – und einen Song darüber geschrieben.

Sieben Jahre nach dem Ausstieg ihres Sängers Nicholas Müller wegen einer Angsterkrankung (und dem Einstieg von Ersatzsänger Sven Lauer) und drei Jahre nach ihrer Auflösung haben Jupiter Jones ihre Reunion angekündigt: Nachdem Müller und Gitarrist Sascha Eigner fünf Jahre „kein Wort gewechselt“ haben, folgte 2019 die Aussprache – und nach ihr der Wunsch, die gemeinsam begonnene Bandgeschichte fortzuführen, weil sie ein so „beschissenes Ende“ nahm. Davon berichteten uns die beiden Musiker ausführlich in einem exklusiven Reunion-Interview im Januar 2021. Konkret heißt das: Müller und Eigner SIND fortan Jupiter Jones – Drummer Marco Hontheim und Bassist Andreas Becker wollten zehn Jahre nach ihrem Mainstreamdurchbruch mit „Still“ nicht wieder dabei sein.

Ein neues Album ist schon geschrieben, soll in den kommenden Monaten aufgenommen werden und „zwischen Mai und September“ erscheinen. Finanzieren wollen Jupiter Jones die Produktion mithilfe von Crowdfunding. Eine erste Comeback-Single namens „Überall waren Schatten“ teaserten sie seit Tagen auf Instagram und Facebook fleißig an, am 29. Januar ist sie inklusive Video erschienen.

„Überall waren Schatten“ von Jupiter Jones – das Video:

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„Überall waren Schatten“ von Jupiter Jones im Stream:

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Im Interview haben wir Songwriter Müller auch gefragt, was es mit dem Text des Songs genauer auf sich hat. Geht es ganz grundsätzlich darum, dass uns allen schon mal Scheiße passiert ist und manche daraus lernen, andere nicht? Nein, die Aussage ist diesmal denkbar konkret, wie Müller erklärt: „Überall waren Schatten“ ist ein Song über Corona. Und über Depressionen.

musikexpress.de: Worum geht es in Eurem neuen Song „Überall waren Schatten“?

Nicholas Müller: Es ist ein tagesaktuelles Lied, nenne es ruhig ein Lied über Corona. Es ist auch ein Lied über Depressionen, beides aber dann doch wieder nicht. Gerade aus der Warte von einem, der sein Leben lang mit seelischen Schwurbeleien und Querelen zu kämpfen hatte, fände ich es gut, wenn ein universelles Verständnis dafür herrschen könnte, wie das ist, wenn man in seiner Haut steckt, aus ihr raus möchte, aber gar keinen Einfluss darauf hat. Die Selbstbestimmtheit geht flöten. Nicht aus Sicht eines Querdenkers, der den Staat als Feind ausmacht.

Sondern?

Der Planet wird von einem Virus gefickt. Mach was daran! Ich sage: Wir können es nicht ändern, wir müssen Geduld haben. In einer ähnlichen Situation befinden sich Menschen, die mit Depressionen oder Angst kämpfen. Also, Corona ist jetzt nun mal da. Wir können das Beste dafür tun, dass die Lage besser wird. Aber wann das so ist, kann uns kein Mensch sagen. Dieser globale Gedanke könnte zu ungeheurer Solidarität führen, würde die Spezies Mensch doch bloß dazu neigen. Ich will gar nicht, dass alle denken sollen, alles würde besser, weniger Emissionen, besseres Klima und so weiter. Corona ist und bleibt ein großer Scheiß. Aber wir müssten eigentlich wissen, in welcher Situation die anderen stecken, weil wir selbst drin stecken. Davon handelt das Lied. Und von der Hoffnung, dass es einen Weg daraus gibt. Es erwächst in den Köpfen einiger Menschen der Glaube daran, dass sich diese Sache nie wieder ändern wird und unser Leben von jetzt an anders sein wird. Aber das ist doch klar: Unser Leben war schon immer von jetzt an anders als davor! Weil ständig irgendwas passiert. Also, die Message lautet: Im Grunde genommen ist es scheiße – aber zumindest das könnten wir doch alle mal verstehen.

Lest hier unser ausführliches Interview mit Jupiter Jones, in dem wir mit ihnen über ihre Trennung, über Streit und Aussprache, über Punk, Pop und Plattenfirmen, über Familiengründungen, über Crowdfunding und über ihr neues Reunion-Album gesprochen haben.

Jupiter Jones im Reunion-Interview: „Wir sind heute bessere Freunde, als wir es je waren“