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Mit voller Wucht ist er eingebrochen, der Lenz. Und wer bis jetzt noch keinen Kuschel-Fisch an der Angel hat, wird sich mit seinen zwei gesunden Händen begnügen müssen. Oder jener Ersatzbefriedigung, die uns Kiss-Bassist Gene Simmons in New York zeigte. Er wollte sich an die dralle Skandal-Nudel Jessica Hahn heranmachen, doch die gibt sich aus Prinzip nur prominenten amerikanischen TV-Predigern hin, um – wie im Falle des fleischeslustigen Glotzen-Heiligen Jim Bakker – die volle Publicity aus dem unvermeidlichen Skandal auf sich zu ziehen. Gene ist da nur dritte Wahl, als alterndem Rock-Casanova verzeiht ihm die US-Öffentlichkeit ohnehin alle horizontalen Sünden. Die einzige kleine Leckerei, die Jessica ihm gestattete, schmeckte denn auch recht bitter – Gene durfte nur an Hahns „Playboy“-Cover schlabbern.

Bei der Frau mit der Träne, Sinead O’Connor, war dagegen eher das Vorleben schlabberig. Lange bevor sie das erste Mal Mut zur nackten Kopfhaut zeigte, legte die Irin als 17Jährige für ihre Arbeit bei der Dubliner Agentur „Hot Lips“ andere Körperteile frei. Ehrenwert wie viele Berufe, ist auch dieser nicht übermäßig unanständig: Sinead überbrachte Gruß-Bussis und bediente Kunden bei Privatpartys im Outfiteines netzbestrumpften Zimmermädchens oder als Nonne mit Strapsen. Mit Erfolg, wie sich Agentur-Chef Ken Farrell erinnert: „Sie war mein bestes Pferd im Stall, meine Kunden verlangten immer wieder nach ihr.“

„Ich will Liebe“, geifert auch Fun-Punk Rocko Schamoni jenen Tagen hinterher, an denen die Flüsse noch sauber, seine weiblichen Fans noch jung und der deutsche Schlager noch putzmunter waren. Rocko datiert 1979 als das Sterbejahr des Schlagers, fühlt sich aber berufen zum großen Reanimator der verwesten Schnulze. Deshalb nahm er jetzt für seine LP JEANS UND ELEKTRONIK nicht nur im Duett mit Schlager-Großzar Michael Holm dessen „Mendocino“ neu auf. Die beiden Waffel-Brüder klauten gar des nachts den ehrwürdigen Grabstein – lange Jahre Pilgerstätte von trauernden Vico Torriani-Jüngern. Doch Rocko verfolgt hehre Ziele mit dieser Grabschändung: „Ich werde aus diesem Stein endlich das ewig geforderte Denkmal für Gus Backus meißeln lassen.“

Die Hersteller der braunen Britzel-Brause werden ebenfalls immer dreister. Im Kampf der Giganten streiten zwei neue Pop-Recken an vorderster Werbefront. Country-Crooner Randy Travis sorgt mit Coco Cola dafür, daß sein Zahnarzt nicht arbeitslos wird, R&B-Opi Ray Charles dagegen entschied sich nach dem Blind-Test für Diät-Pepsi. Die wichtigste Meldung für alle Gegner von Filter-Zigaretten, Kondomen und Süß-Stoff kommt aber aus deutschen Landen: Im Frühjahr stehen endlich wieder unsere heißgeliebten Flaschen mit dem lange verschollenen Afri-Cola in den Läden. Diesem Spruch folgen wir gern: „Afri – doppelt so viel Coffein und der ganze Zucker!“

Weniger süß – zumindest was das Werbe-Image angeht – fanden die Manager des Pepsi-Konzerns Mick Jagger und seine Mannen. Lange überlegten sie, ob sie die kommende Europa-Tour der Rolling Stones mit sieben Millionen Dollar Sponsoren sollen. Der Deal platzte – offiziell aus Termingründen. Pepsi-Sprecher Ken Ross zu der Frage, ob die Stones nicht vielleicht doch ein wenig zu alt für das Brause-Image seien: „Kein Kommentar.“ Die Band wird deshalb nicht weinen, haben sie doch mit ihrer Tour in Kanada und den USA einen stattlichen Gesamtumsatz (Ticket-Verkauf, Merchandising, Sponsoren-Gelder und TV-Rechte) von umgerechnet 202 Millionen Mark erzielt – das sind satte 120 Millionen für die Kapelle. Auch in Deutschland laufen die Steel Wheels heiß: Die Tickets für die „Urban Jungle Tour“ (Hannover, Frankfurt, Köln, München und Berlin im Mai/Juni, Vorverkauf beginnt nach Ostern) kosten 59 Mark plus Vorverkaufsgebühr, für weitere Infos bitte auf die Tagespresse achten.

Frechheit siegt: Gerade mal acht Jahre im Geschäft, feiern Deutschlands Vorzeige-Punkrocker heuer nicht gerade unbescheiden ihr Jubiläum: „25 Jahre Tote Hosen“. Ihre hymnischen Kollegen von Queen üben sich dagegen in britischem Realismus – bei einer Party im Londoner Groucho Club begossen die Mannen um Sänger Freddie Mercury den (wahren) 20. Geburtstag der Band. Trotz der insgesamt 80 Millionen LPs, die Queen m dieser Zeit weltweit verkaufte, ließen es einige Partygäste am gebotenen Respekt mangeln. Allen voran Rod Stewart, der den in feinste Seide gehüllten Freddie mit den Worten „Ist dein Rasierapparat kaputt? Du siehst ja aus wie der Schlagzeuger von Squeeze!“ begrüßte. Freddie, wie immer nicht besonders schlagfertig, brauchte gute zehn Sekunden für seine Antwort: „Dafür siehst du so aus, als hättest du deine Haare mit ’nem Rasenmäher schneiden lassen.“

Dieses schwere Los trägt auch Tracy Chapman, gleichermaßen berühmt für ihre brüchige Stimme und für den Wischmob auf ihrem Kopf. Beides war am Ostermontag wieder zu bewundern, als Tracy an den Ort ihres ersten großen Triumphes zurückkehrte – ins Londoner Wembley-Stadion beim „Nelson Mandela – An International Tribute For A Free South Africa“-Konzert. Weltweit in 60 Länder via TV übertragen, blieben die Bildschirme in Südafrika dennoch Chapman-frei – dort sind ihre Songs nach wie vor verboten.

Vielleicht ist auch dies ein kleiner Beitrag zur Revolution: Mutig bringt ein Pop-Star nach dem anderen ein Kind zur Welt, schließlich könnte ja der eine oder andere Revolutionär von morgen daraus entwachsen. Brititte Nielsen hat es schon geschafft (Sohn Marcus), Yazz muß mit ihrem Ehemann/ Manager Jaz Summers noch ein paar Wochen warten. Weitere Meldungen von der Wurf Front: Anita Hegerland/Mike Oldfield (Sohn), Martin Kemp/Shirlie Holliman (Tochter Harley Moon). In Guter Hoffnung sind Eddie Money und Freundin (im Mai) und Trudy Styler/Sting (drittes Kind im Sommer).

Wesentlich versierter im Umgang mit diversen Kontrazeptiva scheint da schon Madonna zu sein. Auch wenn sie im aktuellen Video „Vogue“, der Vorabsingle zur neuen LP I’M BREATHLESS, wieder mit stolz geschwellter Brust zu horizontalen Handlungen animiert – weder Lover Warren Beatty (53) noch Madonnas Not-Groschen Jellybean Benitez konnten bislang sichtbare Spuren bei ihr hinterlassen. Den einfachen Trick verriet die 31 Jährige jetzt der Öffentlichkeit: „Ich handle mit meiner Sexualität. Und ich rate euch: Gebraucht eure Phantasie. Dann habt ihr – wie ich – Spaß am Sex. Aber bumst nicht wild herum, und nehmt auch immer einen Schutz!“ Auch sonst nimmt die Italo-Amerikanerin, deren Bühnenkleidung für die im Juni beginnende „Blond Ambition“-Europa-Tournee von Jean Paul Gaultier geschneidert wurde, wieder den Mund recht voll. Gefragt, ob sie denn den Ex-Gespielinnen von „Dick Tracy“-Partner Beatty (u.a. Brigitte Bardot und Natalie Wood) das Wasser reichen könne, posaunt sie selbstbewußt: „Es gibt eine Stimme in mir, die mir sagt, daß ich besser als sie alle zusammen bin.“

Auch er ist besser als sie alle zusammen: Überraschend gewann Chris DeBurgh bei den Music Awards in Dublin den Preis als „Bester männlicher Künster Irlands“, Bono und seine Mannen gingen dagegen leer aus – nur ihr Manager Paul McGuinness bekam einen Sonderpreis für „seine Verdienste um die irische Musik-Szene.“ Doch DeBurghs Freude über die Ehrung war nicht ungetrübt: Weil Ehefrau Diane, die ihn vor solchen Auftritten sonst immer schminkt, daheim die beiden Kinder hütete, mußte sich Chris diesmal selber pudern.