Nicht hip, dafür hart: Wolfsbane wursteln weiter


LONDON. Das britische Knallhartrock-Quartett hat’s momentan nicht leicht: Ihr Label Def Jam um Mastermind Rick Rubin war einst automatischer Garant für „Hipness“; inzwischen ist auch da der Lack etwas ab. Obendrein operieren in Wolfsbanes angestammtem Terrain manche Pfadfinder mehr als zu ihren Pionierzeiten — und die sind allesamt fotogener und jünger…

So ist denn das „Astoria“ nur zur Hälfte gefüllt, und die Mannen aus den britischen Mittellanden greifen

prompt zu desperaten Mitteln, um die Getreuen zum Kauf ihrer neuesten LP zu animieren: „I want money!“ heißt’s im Refrain schon des dritten Songs. Und dann schreit der Sänger von den Lautsprecher-Stacks auf die freudvoll durchgeschwitzte Halbmasse: „Ihr haßt den Köter des Nachbarn? Kein Problem. Kauft die neue CD, mahlt sie zu Pulver, mischt das Pulver in den Futternapf! Killt garantiert, „

Ganz recht: Wolfsbane haben Humor. Und eine unangepaßte Rebellen-Attitüde: Getrieben vom küngenscharfen Baß/Drums-Duo kredenzen sie schlauen Hardrock, der gegenwärtig wohl deswegen zu Unrecht übergangen wird, weil er nicht primär die gängigen Pop-Metal-Klischees benutzt, andererseits auch nicht den omnipräsenten Funk einsetzt. Vielmehr verraten sie Speed-Spuren mit Motörhead- und Zeppelin-Drall und fahren plötzlich in Richtung Run DMC-Rap ab.

Das ergibt ein potentes Potpourri: Gerade Titel vom Neuwerk „Down Fall The Good Guys“ („Ezy“, „Black Lagoon“ und vor allem „Smashed And Blind“) verraten Zickigkeit mit Tiefgang. Schade nur. daß gegen Ende noch die obligatorisch fetzigen „Crowd-Pleasers“ kommen müssen: Zuerst eine oberlangweilige Akustikballade (muß wohl nach den überraschenden Schmuse-Erfolgen von Extreme und Scorpions ja heutzutage sein!), dann „Man Hunt“, „Temple Of Rock“ und dergleichen mehr: Die Nummern rumpeln mit beachtlichem Tempo daher und eignen sich strikt nur fürs Headbangen — wobei das natürlich wieder auch als Kompliment aufgefaßt werden kann.