Nickelback: Dark Horse


"I'm bored" sang einst der große Iggy Pop zusammen mit den Stooges, und Nickelback spielen voll mit, indem sie dem alten Mann anno 2008 mit DARK HORSE ein aus elf Songs bestehendes Argument liefern, dieses Lied nicht zu vergessen. Willkommen in der Lethargie einer Band, die mehr Rockstar ist denn -band, mehr Produktion denn Songwriting, mehr Entertainment denn (musikalische) Kunst.

Das wichtigste vorab: Fans werden dieses Album lieben, allerdings werden sie auch wahrscheinlich die Einzigen dieser Spezies bleiben, denn DARK HORSE, was in etwa „Außenseiter“ bedeutet, stellt schnell klar, was man von seinem Inhalt erwarten darf: Aalglatte 3-4 Minuten-Langweiler mit selten vorkommenden Höhepunkten. Was hierzulande im ersten Jahr des „neuen“ Jahrtausends unter dem Namen „The State“ erschien, war erdig, war ehrlich, war wunderschön frei und unperfekt, dann folgte im Jahr darauf ihr „Hit-Album“ SILVER SIDE UP und los ging’s: Tourneen durch die größten Hallen der Welt, Gold, Platin, Schampus und nebenbei musikalisch bergab. Nicht dass die Songs schlecht waren, sie wurden und werden im allseits beliebten Formatradio rauf und runter genudelt, was ja für sich spricht, allerdings in ganz eigener Art und Weise.Und so reiht sich DARK HORSE artig ein in die Reihe dieser Alben, die wie einst behauptet, der Herr Kaiser von der Hamburg-Mannheimer auflegt, wenn auch er mal richtig abrocken will. Die Songs bewegen sich allerdings nicht wie gewohnt zwischen „Breitarsch-Rock“ und „Jahrtausend-Ballade“, sondern dieses mal etatmäßig zwischen den artverwandten 3 Doors Down („If Today Was Your Last Day“) und wahrscheinlich nicht ganz ernst gemeinten Metallica– (zu Zeiten von LOAD) Ambitionen, denn „Burn It Into The Ground“ beginnt mit einem Gitarrenriff a la „Fuel“, bekommt im Refrain noch ein paar „hetfieldsche“ Hey-Brüller, ehe ein wirklich Metallica-affines Wah-Solo dem Song den schmeichelhaften Titel des „besten“ auf diesem Album beschert.Allerdings muss an dieser Stelle wirklich eine Lanze für die ach so erfolgreichen, aber trotzdem gescholtenen Kanadier gebrochen werden, denn die Gitarrensolos einiger Songs spielen in einer ganz anderen Liga als die Songs, zu denen sie unglücklicherweise gehören. Ansonsten ist alles irgendwie wie immer, was für Nickelback Stagnation bedeutet, man hat sich zumindest nicht verschlechtert, allerdings ist „Dark Horse“ mit Nichten ein Schritt in die richtige Richtung, weg vom Image der lächerlichen „Kommerzrockband“, deren, neutral gesagt, charismatischer Sänger, wahrscheinlich der Hauptgrund dafür ist und so wird es sein wie immer: von den einen geliebt, von den anderen belächelt oder verachtet. Die Arenen werden auch dieses Mal voll sein und damit ist das jährliche „Konzertevent“ für die ganze Familie auch gesichert.

David Vorholt – 12.12.2008