Nik Kershaw
Eine deutsche Frauenzeitschrift pries ihn vor Monaten als “ Traumtyp der 80er“, der seiner Frau beim Abwasch hilft. So viel Lob von der falschen Seite hat Nik Kershaw wirklich nicht verdient. Und er wehrt sich – vor allem gegen die Belagerung von der Teen-Magazin-Seite.
Für unsere jüngeren Freunde scheint Nik aufgrund seines händlichen Pocketformats von 1,61 m eine Art Teddybär-Funktion zu haben. Bei all dem übersieht man leicht, was sich an diesem Abend in der Liederhalle deutlich herauskristallisierte: Daß Kershaw ein brillianter Songschreiber, Musiker und sogar Entertainer ist.
Geht man vom inhaltlichen Aspekt aus, kann man als Gerüst des „Riddle Tour“-Programmes die drei wohl politischsten Songs des 27jährigen Briten ausmachen: Zum Entree werden „The Roses“ gereicht, der Song über Umweltverschmutzung im allgemeinen; den mittleren Pfeiler bildet „Save The Whales“ – und am Ende macht Kershaw mit der Zugabe „I Won’t Let The Sun“ wesentlich überzeugender als auf Viny! War, daß auch er gegen atomare Aufrüstung ist. Und selbst die Plattenversion war bereits schon um zwei Klassen besser als Boy Georges „War Song“.
Zur Tourverstärkung hatte Ker shaw außer den RIDDLE-Kollegen Dennis Smith am Baß und Tim Moore an den Keyboards den Percussionisten Gary Wallace, den Gitarristen/Tastendrücker Keith Airey und Drummer Mark Price mit auf seine musikalische Schnitzeljagd genommen. Die Bläser ließ man aus dem Computer kommen.
Kershaw selbst bewegt sich souverän lässig in aufgepoppter Freizeitkleidung (Cosmopolitan-Leserinnen aufgemerkt!): sealgraues Hemd mit Robbenkragen, dazu eine? weite, styroporweiße Bogart-Hose mit Strapsen um die Schultern, beides vermutlich dazu angetan, des Sängers optische Erscheinung zu strecken.
Das Bühnenbild ist der jeweiligen Song-Thematik angepaßt. Zu „Bogart“ wippt Nik vor einer riesigen Hurnphrey-Projektion auf dem er-, höhten Bühnenteil herum; zu „Human Racing“ wird eine Erdkugel projiziert. Für die „Drum Talks“, die mit funkigen, aber verschleppten Keyboards beginnen, bemüht sich der kleine Nik selbst auf die erhöhte dritte Rhythmus-Plattform.
Höhepunkt ist natürlich „Wouldn’t It Be Good“, das sich aus einer undifferenzierten Soundmixtur herausschält und dann mit unwiderstehlich schrägen Gitarrenklängen auch den letzten Schwaben auf den bestuhlten Rängen von seinem Sitzte riß.