Nobel-Rastas


Wer aus den Reggae-Slums des Londoner Nottinghill Gate nach oben will, muß sich was einfallen lassen. Mykaell Riley hatte die zündende Idee: ein klassisches Orchester, das Reggae und Swing spielt.

Jamaikanische Musik – das sind vor allem bekiffte Dreadlocks mit Schrott-Gitarren, wohl kaum aber Celli, Geigen, Frack und Schlips. Aber je abstruser, umso mehr Aufmerksamkeit, dachte sich Mykaell S. Riley, ehemals Mitbegründer der britischen Steel Pulse, selbst auf die Gefahr hin, Puristen zu verschrecken: “ Wenn du etwas Neues machst, kannst du nicht erwarten, von den Alt-Fans akzeptiert zu werden, Charlie Parker hörte zunächst auch kein echter Jazz-Fan zu.“

„Neu“ ist bei Rileys Philharmonikern nicht nur Besetzung und Outfit, auch stilistisch will er sich nicht auf reine Reggae-Attribute beschränken: “ Von uns Schwarzen jamaikanischer Abstammung erwartet man Reggae. Punkt. Die ersten Proben waren schlimm – es war für meine klassisch geschulten Musiker völlig neu, auch mal in anderen Stilen zu improvisieren. “ Swing zum Beispiel, wie in dem Cab Calloway-Klassiker. „Minnie The Moocher“, mit dem die Rasta-Geiger in England prompt charteten. Das schafft ein kleines finanzielles Polster für Rileys neuen Traum: „Mit einem 30-Mann-Orchester durch Europa touren.“