Nummer Eins: Jochen Overbeck über „7 Years“ von Lukas Graham


In seiner Pop-Kolumne „Nummer Eins“ schreibt Jochen Overbeck diesmal über Lukas Grahams „7 Years“.

Lukas Graham ist traurig. Nein, das stimmt gar nicht. Lukas Graham sind traurig, denn es handelt sich um eine Band und nicht um einen Einzelinterpreten. Das ist ein im Pop beliebter Verwirr-Move, wir kennen ihn etwa von Clem Snide. Bei der sehr guten Band Clem Snide singt Eef Barzeley. Bei Lukas Graham wiederum singt Lukas Graham Forchhammer (bitte nicht mit dem fiktiven CSU-Abgeordneten Max Froschhammer verwechseln), der Weg zum Namen war also kurz. Wie der Rest der Dänen damit umgeht, ist nicht überliefert. Vielleicht finden sie es ganz gut, weil Forchhammer derjenige ist, der die Geschichten erzählt in dieser Band und auch in diesem Song.

Nummer Eins: Die Pop-Kolumne von Jochen Overbeck
Nummer Eins: Die Pop-Kolumne von Jochen Overbeck

So spricht Forchhammer davon, im Alter von elf Jahren „Herbs“ geraucht und „Burning Liquor“ versüffelt zu haben. Gleichzeitig riet ihm sein Vater zur raschen Schließung einer Ehe, dann fing er an, Lieder zu schreiben. So geht das in dem Song dann weiter bis in die Gegenwart. Jetzt, kurz vor der fiesen 30, hat Forchhammer offenbar alles erreicht, was zu erreichen ist. Was Lukas Graham anzukreiden ist, ist ihr schludriger Umgang mit der Kreativität. Nicht mal musikalisch, da trifft maroonfiviger Pop auf Straßenmusik-Romantik, das Ergebnis wird noch einmal mit dem Kitschpinsel lasiert. Kann man machen. Aber das Artwork! Das Cover des aktuellen Albums ziert eine nackte, an die in Kopenhagen dekorativ an der Strandpromenade herumsitzende Meerjungfrau erinnernde Dame. Um sie herum gruppiert sich ein Arsenal leerer Flaschen, das Ganze ist einem Ölgemälde nachempfunden und im höchsten Maße schauerlich. Vor allem aber verwenden Forchhammer und seine Freunde das Motiv bereits zum zweiten Mal, das vor vier Jahren erschienene Debüt sah gleich aus – nur die Hintergrundfarbe, die damals gelb war, changierte Richtung blau.

Was steckt dahinter? Effektivität in so einem Roland-Berger-Sinn? Ideenlosigkeit? Alkohol? Nicht einmal im Internet findet sich eine Antwort auf diese Frage. Vielleicht schreibt er beizeiten ja einen Song drüber, der Forchhammer Lukas.

https://www.youtube.com/watch?v=bmQteGYBQQc