Diesmal über die deutschen Album-Charts vom 20. Februar 2014, Platz 1: Broilers mit NOIR. Mitte an der Bar, sozusagen.
Mit der Düsseldorfer Punkrockband Broilers verbinde ich die Erinnerung an einen ziemlich blöden Nachmittag. Hurricane-Festival in Scheeßel 2012: Auf der Zeltbühne spielen My Morning Jacket. Und während Jim James, der Spatz aus Louisville, Kentucky, da der verzückten Jutebeutelyouth seine Feelings entgegenfalsettierte, rabaukten auf der anderen Bühne die Broilers. Und das hörte man. „Bamm, Zuck, Böff, Böff, Rummel, Bumm“, schallte es herüber, mitten hinein in den Gesang James’. „Dengel, Dengel, Krabatz, Peng“, wehte es haargenau in eine feinsaitige Miniatur. Und so ging es eine geschlagene halbe Stunde. Ich war sauer auf die Broilers, obwohl ich eigentlich auf den Wind sauer hätte sein sollen. Der wehte schließlich so saublöd von der Hauptbühne Richtung Checkerzelt.
Später sah ich die Broilers dann noch einmal, als sie einen Vorgruppenauftritt für Die Toten Hosen bestritten. Ich habe wenig Erinnerungen an das Konzert, denn der Herr auf dem Nachbarsitz versuchte den ganzen Abend lang, mir einen Kraftwagen zu verkaufen. 15 Prozent Nachlass, so sagte er, würde er mir gewähren, wenn ich mich für die von ihm vertretene Marke entscheide, als Journalist sei man doch auf einen ordentlichen fahrbaren Untersatz angewiesen!
Auf jeden Fall sind die Broilers mit ihrem neuen Album NOIR eine Nummer-1-Band geworden und damit, das stand so im Internet, „in der Mitte der Gesellschaft angekommen“. Das ist sehr beglückend, denn laut eines ihrer neuen Songs sind sie „Die Letzten (an der Bar)“, und am Tresen lehnt sonst ab einer gewissen Uhrzeit eher der Rand als die Mitte der Gesellschaft. Sie ahnen es: Es handelt sich bei erwähntem Stück um ein Trinklied, übrigens ein recht gutes. „Diese Runde geht auf mich, die nächste geht auf dich“, singt Sammy Amara, der Spatz aus Hellerhof, Düsseldorf. Das ist so dermaßen eins zu eins, dass komplette Deutschleistungskurse Onlinepetitionen dagegen schreiben werden, aber gleichzeitig so wahr, dass man nur staunen kann. Gute Band eigentlich, diese Broilers. Überspiel’ ich Jim James mal auf Kassette.
Diese Kolumne ist im 700. Musikexpress erschienen.
