Oasis, Köln, Gloria


Wilder Mann, zeig uns deinen Schellenkrans! Die Gallaghers zelebrieren ihre lässige Unnahbarkeit im klitzekleinen Kreis.

Liam Gallagher und sein Schellenkranz: Irgendwann sollte man sich mal die Zeit nehmen, ein analytisches Essay über das Verhältnis des Oasis-Sängers zu seinem einzigen Bühnen-Instrument zu verfassen. Gallagher macht die eigenartigsten Dinge damit: Er stemmt sich das Gerät in die Seite, zeigt es immer wieder ausgiebig mit ausgestrecktem Arm seinem Publikum, wie eine Art Totem, klemmt es sich zwischen die Zähne-nur im Dienste der Musik im Rhythmus schütteln mag er es nicht.

Oasis spielen an diesem Freitagabend – organisiert vom RadiosendenLive- im Gloria ihr kleinstes Konzert seit 15 Jahren. Und nutzen die Intimität für einen Ausnahmeauftritt: Alle Vorurteile, die gerne im Zusammenhang mit Oasis-Konzerten auf den Tisch gepackt werden – bräsiges Umherstehen auf der Bühne, mäanderndes Musizieren -verflüchtigen sich schlagartig, als „Rock’n’Roll Star“ über das Publikum schwappt. Sofort herrscht eine beinah rührend aggressive Aufruhr-Stimmung im ausschließlich von beinharten Fans bevölkerten Club. Mankonntemeinen.es ginge hier um etwas Wichtiges-dabei geht es doch wie immer bei Oasis nur um das enthemmte Feiern massiv hochgebrezelter Egozentrik, was ja auch nicht allzu unwichtig ist. Stellenweise wird es so zwingend und wild, dass man sich fragt, ob es gerade diese Überheblichkeit, diese Selbstsicherheit ist, die der englischen Popmusik dieser Tage fehlt.

DasTollste ist, dass die Band den Druck mühelos über das ganze Konzert halten kann: Ein Brecherjagt den nächsten, kein Hit wird ausgelassen. „Wonderwall“. „Morning Glory“, „Supersonic“, „Don’t Look Back In Anger“-alles wird in Geberlaune und mit Wucht kredenzt. Die Band haut massivauf die Zauberpauke. Man findet kaum Zeit, den Blick durch den Saal schweifen zu lassen. Tut man es doch, stellt man fest, dass es hier aussieht wie beim Statisten-Casting für ein Britpop-Musical: Es ist rührend, wie viele Burschen hierversuchen, auszusehen wie Liam Gallagher -oder doch zumindest wie jemand, der mal mit Liam Gallagher im selben Aufzug gefahren ist. Aber warum diese Band eine solche Hingabe zeitigt, das wird heute wieder mal nachvollziehbar: Etwa anderthalb Stunden lang inszenieren Oasis eine lautstarke Stellvertreter-Behauptung in Sachen Unbeugsamkeit. Werden Gebrüdern Gallagher in all ihrer lässigen Unnahbarkeit zujubelt, der feiert zwei Ikonen der Standhaftigkeit- zwei Männer, die sich selbst in ihren schwächsten Momenten nicht verbogen oder auf dumme Experimente eingelassen haben. Am Ende zeigt Liam Gallagher noch mal allen seinen Schellenkranz. Dann geht erab. So nah wie heute wird man ihm lange nicht mehr kommen

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