On And On


Schön ist es nie, wenn man erfahren muss, dass Mitglieder einer Band nicht mehr weitermachen wollen. Im Fall der Scattered Trees schmerzte der Zeitpunkt besonders. Etwa die Hälfte der Songs für ein neues Album waren fertig, das Studio gebucht und plötzlich beschlossen der Drummer und der Keyboarder, dass sie nach neun Jahren keine Lust auf die anstehende Tour haben und stiegen aus. Das Rest-Trio Nate Eiesland, Alissa Ricci und Ryne Estwing machten das Beste draus: Sie beendeten das Kapitel Scattered Trees und arbeiteten mit dem begonnenen Material unter neuem Namen weiter.

Auch die Musik änderte sich. „Früher wollten wir immer einen perfekten Eindruck machen. Die Songs hatten gut zu sein, die Produktion musste stimmen. Alles hatte sich dem unterzuordnen. Als wir zu dritt waren, wollten wir uns von diesem Diktat befreien. Wir wollten mehr Abenteuerlust ausleben, mehr improvisieren und auch so etwas wie Verletzlichkeit zulassen“, sagt Eiesland.

Wie sie sich das in etwa vorstellen, verrät der Song „Ghosts“, der zum Signature Song der Band geworden ist. Er untergliedert sich in einen melodischen Einstieg mit Gesang und in ein längeres instrumentales Outro. „Wir hatten diesen Song schon unserer alten Plattenfirma vorgestellt, die das Ende wegschneiden wollte, damit er besser ins Radio passt“, sagt Eiesland. „Aber nicht mit uns! Wir wollen nur noch machen, was sich für uns gut anfühlt.“ Ein weiterer auffälliger Track ist „The Hunter“, allein schon wegen seiner Anspielung auf das Electric Light Orchestra. Wie angenehm un-indie!

Angenehm an On An On ist auch, dass man sich textlich hier an etwas festhalten kann. Eiesland erzählt von Kriegen im wörtlichen Sinn, aber auch von denen, die man im täglichen Leben durchzustehen hat. Er berichtet von korrupten Polizisten. Und er nimmt sich den amerikanischen Traum vor. Seiner Meinung nach glauben die meisten Amerikaner immer noch, dass sie von heute auf morgen Stars werden können. Aber dann drohe das dicke Ende, wie im Falle seiner Lieblingssängerin. „Erst wurde Lana Del Rey zur neuen großen Pop-Figur gemacht und dann trat man bei der erstbesten Gelegenheit schon wieder auf sie ein. Ihr Auftritt bei ,Saturday Night Live‘ wurde übel verrissen. Aber wer ist schon so früh zu einer perfekten Performance fähig? Der Song ,American Song‘ handelt auch von ihr. Es ist ein kleines Liebeslied. Hoffentlich treffe ich sie mal.“

Albumkritik ME 3/13

Zwischen dem Ende ihrer alten und dem Beginn ihrer neuen Band gab es keine Pause. Nate, Alissa und Ryne beschlossen, alle gebuchten Studio-und Live-Termine wahrzunehmen. Es ging für sie immer weiter. Deshalb nannten sie sich On An On.

Die Band benutzt ihre Facebook-Seite nicht nur zu Werbezwecken. Sie klärt auch über persönliche Vorlieben auf. Demnach sei Ryne Fan von Europes Hairmetal-Schlager „The Final Countdown“.

Klingt wie: MGMT, M83, Radiohead, Passion Pit