Man sollte nicht zu hart mit den fünf symphatischen Südostösterreichern ins Gericht gehen. Zwar bescherten sie uns mit „Live Is Life“ eine hirnlose, verspätete Karnevalsnummer, ein Zufallsprodukt (wie sie beteuern), das wohl eher einer Heurigen-Laune denn einem kreativen Funken entsprang.
Bei Opus funktionierte, was so oft reines Wunschdenken bleibt und schon manchen Manager an seinem Timing hat zweifeln lassen: Nach nur einer Hitsingle strömte das neu-gewonnene Fanvolk auch in die Konzerthalle und füllte mühelos Kapazitäten um die 1.000 Plätze.
Und „live“ hatten Opus dann Gelegenheit, über die volle Distanz von 90 Minuten (vier oder fünf Zugaben inklusive) ihr eigentliches musikalisches Selbstverständnis zu formulieren. Um dies halbwegs fair zu beurteilen, muß man die Zeitmaschine um gut zehn (oder mehr) Jahre zurückschrauben.
Okay, die verwendete Technologie ist auf dem neuesten Stand. Und auch Bassist Nicki Gruber läßt einmal die Saiten modisch schnalzen. Aber was die Basis der Kompositionen, deren Instrumentierung und Arrangements betrifft, erinnern Opus mehr an die Glanzzeiten solcher Combos wie Beggar’s Opera oder Yes, von denen ja auch momentane Superseller wie Saga noch immer hörbar inspiriert sind.
Läßt man mal Moden und Trends bei der Beurteilung beiseite, so bleiben zwei Dinge, die man der Band – neben ihrer eher unauffälligen, aber soliden und souveränen Präsentation – neidlos zugestehen muß: Sie intonieren einen sauberen, faszinierend harmonischen Satzgesang. Und sie haben im Kärntner Herwig Rüdisser einen fantastischen Sänger, dessen Stimmlage an Supertramp oder Yes erinnern mag, dessen Organ aber weit kräftiger und, bei Bedarf, auch aggressiver tönt. Textlich gibt es nicht viel zu vermelden. Mit ihrer „Let’s be more positive, it’s easier to live“-Mentalität treffen sie genau bei jenen ins Schwarze, die sich von Zeit zu Zeit mit einem Schub sonniger Musik wieder kurzzeitig auf Vordermann bringen müssen. Und diese „Botschaft“ können die Jungs von „nebenan“ ganz locker und glaubwürdig verkaufen.
