Pathologisch gut
Tomte haben möglicherweise eine der wichtigsten Platten der Hamburger Musikhistorie geschrieben. Denn hinter all diesen Fenstern macht glücklich – jedenfalls yours truly. Ihr geradezu pathologisch gelungenes Werk will indes nicht recht zu den vier Wahl-Hamburgern passen. Denn Frontspacko Thees Uhlmann und seine drei Begleiter sind im Prinzip ganz normale Slacker mit einem bemerkenswerten Hang zu Alkohol und Selbstzerpflückung. Musik schreiben sie, „weil wir müssen. Das muss einfach raus, sonst würde ich durchdrehen“, sagt Thees und macht die nächste Dose Becks auf. Doch das Resultat ist Glück, Wahrhaftigkeit und Tiefgang für alle. Auf ihrem dritten Album geht ununterbrochen die Sonne auf. Nicht so wie bisher, auf den voran gegangenen Alben Du weisst was ich meine und Eine sonnige Nacht – da war alles rauer, beherzter, ungeschliffener. Wie auch ihr bislang einziger Underground-Hit „Korn & Sprite“: eine Ode ans stilvolle Saufen. Thees‘ Texte sind so poetisch, dass sie sich auch an der Wand gut machen würden – eingerahmt, mit einer getrockneten Rose dahinter geklemmt. Und diese Musik: der schönste handgemachte Pop seit Erfindung der Hamburger Schule. Alles veröffentlicht auf ihrem eigenen kleinen Label „Grand Hotel van Cleef“, wo Ende letzten Jahres schon die famose Kettcar-Platte erschien. „Es ist nur das, was ich denke, was ich fühle. Es ist nichts Außergewöhnliches“, stapelt Thees tief. Und doch: Als Mensch, als mündiger Bürger, als Sinn suchender Adoleszent mit Hang zum Einzelgängertum fühlt man sich verstanden. www.tomte.de