Paul Brady – Edinburgh, Queen’s Hall


Ev sieht hier aus wie „In einer Kirche“, saüe ich zu meiner Nachbarin. Wir sitzen auf Bänken mit Fußstützen, vor uns schräge Ablagen wie für Gesangbücher, die Bühne, besser das Bühnchen. ist vor einer beeindruckenden Orgel an der Stirnseite des Saales aufgebaut. „Das war auch eine“, sagt die Nachbarin lapidar.

Geduldig hocken die Fans auf dem Boden. Im Saal ist Rauchen und Trinken verboten, dafür kosten die Getränke in der Bar auch nur die Hälfte.

Das erste Konzert der neuen Bradv-Tournee! Sieben musizierende Menschen tummeln sich plötzlich mit erstaunlicher Wendigkeit auf der winzigen Bühne. Nur die Hälfte der Licht- und Soundanlage konnte aufgebaut werden. Zum Glück vielleicht, es reicht vollkommen, und schon die ersten Töne können regelrecht genossen werden.

Paul Brady ist nervös. Verständlich, gerade ist sein neues Album erschienen. Und mutig hat er gleich sechs seiner nagelneuen Songs ins Programm gepackt. Nach den ersten drei Anwärm-Songs platzt dann auch der nervöse Knoten, und Bradys Premierenvorstellung wird zum übermütigen Rockkonzert mit balladesken Erholungsphasen.

Geoff Richardson ist wie immer dabei, diesmal allerdings erstaunlicherweise nicht an der Gitarre: er meint, als Multi-lnstrumentalist habe er einfach mehr Lust auf Violine und Saxofon gehabt. „Ich erwische mich aber immer weder dabei, mein Saxofon wie ne Gitarre spielen zu wollen.“

Und wie bekommt Meister Brady eine solch exzellente Band zusammen?

„Zufall und Glück. Zunächst muß man derart pue Musiker finden. Dann müssen die natürlich alle Zeit haben, und schließlieh müssen sie wohl oder übel für das Geld spielen wollen, das ich ihnen bieten kann.“

Sie tun’s alle voller Wonne. Das Publikum spürt’s und ist hingerissen. Meine Nachbarin hat längst die Kirchenbank verlassen und tobt vorder Bühne herum. Beim mich konzertlichen Umtrunk meint Paul Brady auf die Frage, ob sich das lange Warten auf die verdiente Anerkennung denn gelohnt habe: „Natürlich. Früher war es meinem Sohn in der Schule peinlich, wenn er gefragt wurde, womil sein Duddy denn die Brötchen verdiene. Heute ist er stolz.“