Pearl Jam


Nieselregen, es ist saukalt. Zum Wetterfrust unter den 2.000 Fans vor der Halle gesellen sich Befürchtungen wegen eines Plakates am Eingang: „Vorsicht, gefälschte Karten im Umlauf!“. Beste Voraussetzungen, um ähnliche Krawalle heraufzubeschwören wie bei den USA-Konzerten von Pearl Jam: zu wenige Tickets – da sorgten enttäuschte Fan-Massen für Streß. 20 Uhr: Die German Generation X ist artig. Man läßt den Support act Fastbacks über sich ergehen. Noch bevor Pearl Jam loslegen, fallen zahlreiche Girlies ob des bösen Gedränges vor der Bühne in Ohnmacht. 21:20. Saallicht aus, Jubelbarometer auf Anschlag. Vedder und Co. lassen es mit ‚Off He Goes‘ langsam angehen, um die Stimmung nicht überkochen zu lassen. Die Band spielt im Halbdunkel, lediglich ein angestrahlter Vorhang taucht die Bühne in stimmungsvolles blau-grün-rotes Licht. Dann ‚Last Exit‘: Volldampf – und ebenso volle Aktivität im Moshpit. 14 Ordner haben alle Hände voll zu tun, die Kids aus der Menge zu ziehen, nach vier Songs sind die vorderen 30 Reihen nahezu komplett ausgetauscht. „Good evening“, raunt Vedder, und berichtet, daß die Show via angeschlossener Radiosender in die Republik übertragen wird. Das schafft Gemeinschaftsgefühl. Die Menge feiert sich selbst. Weiter geht’s von Höhepunkt zu Höhepunkt, von ‚Hail Hau* über ‚Go‘ zu ‚Daughter“, Feuerzeugschein bei ‚Jeremy‘. Und plötzlich ist sie da, die vielzitierte Magie: Pearl Jam jammen im lang angelegten Improvisationspart zu ‚Even Flow‘. Gossard fordert die 12.000 zum Klatschen auf, Ament hüpft wie aufgezogen, McCready stapft wie ein Tanzbär und Irans verdrischt seine Trommeln nach Herzenslust. Ein wütendes ‚Blood‘ beendet das erste Deutschland-Konzert von Pearl Jam seit knapp vier Jahren, Vedder zerlegt fachmännisch seinen MikroStänder, die Halle steht kurz vorm Einsturz. Nach dem Gig dann noch eine Zugabe der besonderen Art: Vedder legt im Szene-Radio ‚Fritz‘ seine Lieblingsplatten auf und stellt sich Fan-Fragen am Telefon. Kostprobe: „Are you happy with the position you’re in?“ Vedder: „l’m thrilled.“ Die Antwort lassen wir gelten.