Perfume Genius
Er verschwendete sein Leben, bis er die kathartische Wirkung von Musik erlebte.
„Ich versuche ja nicht, zeitlose, große Songs zu schreiben“, sagt Mike Hadreas alias Perfume Genius irgendwann im Interview. Das ist dem 26-jährigen Folkpopper aus Seattle gründlich misslungen. Sein Debüt Learning enthält mit „Mr. Peterson“, „Lookout“ und „Write To Your Brother“ mindestens drei große Songs, vielleicht sogar für die Ewigkeit. Sie haben die Dichte von Pergamentpapier. Nur ein hölzernes Piano und Hadreas‘ fragiler Sufjan-Steven-esquer Gesang. Hadreas hat ihn mit dem Mikro des Headsets seiner Mutter aufgenommen. Im Hintergrund hört man ihre Hunde durchs Haus tapsen.
Wer als Mittzwanziger bei seiner Mutter wohnt, hat meist ein Problem. Hadreas‘ Problem waren die Drogen: „Ich habe eine Zeit in New York gelebt, dort war ich nur betrunken und high. Ich habe nicht gelernt wie es ist, ohne Drogen ich selbst zu sein“, sagt er. Sensibel, schüchtern, ein Außenseiter sei er gewesen. Bis zum Entzug und dem Heimaturlaub bei Muttern in Seattle danach. Mit der gleichen Leidenschaft wie zuvor bei den Drogen stürzt sich Hadreas nun aufs Songschreiben. Seine Lieder erzählen von der Affäre mit einem Lehrer, Freunden mit AIDS, Rufmördern in der Nachbarschaft. Es sind Texte, die bleiben.
„Viele finden die Songs traurig, aber für mich haben sie eine kathartische Wirkung“, sagt Hadreas lächelnd. Vor Gigs möchte er dennoch am liebsten sterben: „Ich denke immer, ich ersticke. Aber egal, wieviel Angst ich habe: Ich weiß, dass das genau das ist, was ich tun will.“
Albumkritik S. 104
www.youtube.com/perfumegenius
1991 Der siebenjährige Mike Hadreas erhält Klavieruntericht, er mag Chopin.
2008 Entzug, Arvo Pärt und Max Richter inspirieren ihn zu ersten Songs.
2009 Das UK-Label Turnstile entdeckt ihn.
6/2010 Debüt Learning erscheint bei Matador Records/Beggars.