Konzertbericht

Peter Fox in Berlin: Shake, Baby, Baby, Shake (Live-Bericht + Fotos)


Beim Gig am 26. Juli in der Wuhlheide brachte er nicht nur eine herausragende Liveband mit, sondern auch jede Menge Hits.

 

Als Teil der Band Seeed wurde Peter Fox in den Nuller-Jahren berühmt, bevor er mit seinem ersten Langspieler STADTAFFE 2008 auch als Solokünstler durchstartete. „Die Welt muss sich drehen, nichts kann so bleiben. Ich renn‘ durch mein Leben, wie ne Lok auf zwei Beinen“, heißt es im gleichnamigen Hit. Bis zu seinem zweiten Album, LOVE SONGS, vergingen trotzdem 15 Jahre. Mittlerweile füllt der Berliner problemlos die Berliner Wuhlheide mit 17.000 Zuschauer:innen. Dreimal. „In einer Stadt voller Affen bin ich der King // Schönes Ding, dass ich der angesagte Affe bin“, kontert Fox keck. Die Stimmung ist bereits vor Konzertbeginn ausgelassen, die ersten Fans warteten bereits seit mittags am Einlass, um am Abend ganz vorne an der Absperrung zu stehen. Auch vor dem Veranstaltungsort versammeln sich die Zaungäste, die keine Karten mehr bekommen haben.

Hexenkessel zur Abendstunde

Die Sonne geht langsam unter, als Peter Fox und seine Entourage um 21.20 Uhr unter tosendem Applaus die Bühne betreten. Die nächsten 90 Minuten verwandelt sich die Location in Köpenick in einen Hexenkessel aus wummernden Beats und wilden Tänzen.
Bereits beim Opener „Toast“ hält es niemanden mehr auf den Plätzen. Im Gegensatz zu den Lyrics in „Vergessen Wie“, ist hier keine:m entfallen, wie man feiert. Auch der mittlerweile 52-jährige Baigorry bewegt sich behände inmitten seiner Tänzer:innen, die im Verlauf des Abends noch eigene Spot Ons bekommen, bei denen sie ihr nahezu akrobatisches Können unter Beweis stellen. Ohnehin ist die Bühne rappelvoll: Im unteren Bereich performt Peter Fox mit seiner Band, zwischendurch unterstützt von Tänzer:innen, die sich ansonsten vorwiegend auf einer Empore über dem neonfarbenen Schriftzug „Love Songs“ aufhalten und sich die wildesten Dance Battles liefern. Die Fans bekommen heute kein normales Musikkonzert – das, was auf der Bühne passiert ist viel mehr. Fox wendet sich bewusst an sein Publikum und fordert Fans gezielt auf, zu ihm auf die Bühne zu kommen und mit ihm zu tanzen. Wie divers es nicht nur auf, sondern auch vor der Bühne ist, zeigt sich spätestens dann, als er sich kurz mit einer Bibliothekarin mit Hijab und einem Kraftfahrer unterhält. „Darauf baut unser Land auf: Bibliothekare und Leute, die die Scheiße von A nach B fahren“, stellt er fest und ist sichtlich zufrieden mit seiner Zielgruppe.

Passt aufeinander auf

Doch das Leben besteht nicht nur aus Groschenromanen und Autobahnromantik und so mahnt Fox zur Achtsamkeit und gegenseitigen Rücksichtnahme angesichts der aktuellen Weltlage: „Lasst uns aufeinander aufpassen!“ Zumindest an diesem Abend regiert sowieso die Liebe und der Respekt auf der Parkbühne Wuhlheide, wenn die 17.000 Menschen gemeinsam friedlich zu dem treibenden Bass feiern.

Peter Fox: Das hier sind seine 5 besten Songs – mit und ohne Seeed

Nicht überraschend kicken Songs mit direktem Berlin-Bezug, wie „Schwarz zu Blau“, in der Hauptstadt besonders gut. Wahrscheinlich sind die Bilder des vollgekotzten Areals am Kottbusser Tor, der Geruch von Dönerbuden und die sichtbare Obdachlosigkeit jedem Berliner und jeder Berlinerin vertraut. Es ist ein Moloch, aber trotzdem skandiert Fox: „Ich weiß – ob ich will oder nicht – dass ich dich zum Atmen brauch.“

Eine pulsierende, feiernde Masse

Doch dem Konzert einen rein melancholischen Anstrich zu geben, ist nicht richtig. In erster Linie ist es eine Sause, die Fox auffährt. Ob mit der Twerk-Hymne „Schüttel deinen Speck“, dem groovigen „Augenbling“, das alles vergessen macht, oder der modernen Upbeat-Nummer „Zukunft Pink“ – Fox hat die Massen im Griff.

Der Sound ist wirklich gut, die Lightshow sauber abgestimmt – abwechselnd taucht sich die Bühne in rotes, grünes und blaues Licht. Im Zugabenblock bildet sich mittig im vorderen Bereich ein Kreis um Tänzer:innen, die den professionellen Dancern auf der Bühne Konkurrenz machen könnten. Die Barriere zwischen Künstler und Publikum verschwindet im Verlauf des Konzertes immer mehr, es ist nurmehr eine pulsierende Masse, die sich zu einem gemeinsamen Beat in Ekstase tanzt. Aber nicht, ohne den Mittelfinger gen Brandenburg zu strecken: „Elon Musk – fick dein Marsprojekt!“ Die Menge johlt und Fox hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Wieviel Bock er und seine sichtbar diverse Crew haben, ist selbst bis in die letzten Reihen der Ränge spürbar.

Peter Fox: Rückkehr zum Planet des Stadtaffen

Lebensfreude pur, die diese Truppe ausstrahlt. Mittendrin Fox, der King, das Mastermind, der Strippenzieher, der kongeniale Texter und Musiker, der so großmütig ist, dass er bei der allerletzten Zugabe, dem lang erwarteten „Haus am See“, das Mikro seinem Drummer überlässt.

Man muss Pierre widersprechen, auch er hat nicht vergessen, wie man feiert. Im Gegenteil, er scheint über die Jahre sogar noch besser geworden zu sein.