Peter Privat


Es ist kein Zufall, daß gerade er sich mit Vorliebe hinter Masken versteckt. Peter Gabriel hat Einblicke in seine Person und Privatsphäre immer tunlichst vermieden. Für Armando Gallo machte er eine Ausnahme. Zusammen mit dem italienischen Journalisten stellte er ein Buch zusammen, das erstmals auch einen Eindruck von dem privaten Gabriel vermittelt. Im Folgenden einige Auszüge und Fotos aus diesem Buch.

„Erfolg bedeutet unweigerlich Druck. Du fällst Entscheidungen darüber, wie erfolgreich du eigentlich sein möchtest. Ich werde oft von jungen Musikern gefragt, wie sie den Erfolg herbeizwingen können. Zunächst müssen sie sich entscheiden, was sie überhaupt erreichen wollen. Und wenn sie dann dieses Ziel wirklich konsequent und langfristig verfolgen, werden sie auch zwangsläufig eine Reaktion ihrer Umwelt bekommen.

Was ich am meisten am Erfolg liebe, ist die Unabhängigkeit. Ich habe das Geld, das ich verdient habe, dazu benutzt, mir ein Studio zu bauen. Und das heißt: Ich kann immer die Musik machen, die ich will. Ich muß mich nicht irgendwelchen Kompromissen beugen, um die Plattenfirma zufriedenzustellen, damit ich wiederum meine Rechnungen bezahlen kann. Denn das passiert heutzutage erstaunlich vielen Musikern.

Ich genieße auch die Freiheit zu reisen. Ich war sehr glücklich, als ich in den letzten Jahren nach Brasilien und Afrika gehen konnte, um dort wildfremde Musiker kennenzulernen und mit ihnen auch wirklich kreativ zu arbeiten.

Die eher glamourösen Seiten des Erfolges sind nichts als Illusion. Es macht Spaß, damit zu spielen: sie aber den ganzen Tag ernst nehmen, ist absolut lächerlich.

Ich glaube auch, Erfolg ist eine unbewußte Sucht nach Aufmerksamkeit — ob das im Geschäftsleben, in der Politik oder im Musikbusiness ist. Menschen, denen man viel Aufmerksamkeit gibt, sehnen sich auch verzweifelt danach.“

INTUITION

„In vielen Situationen vertraue ich meiner Intuition wesentlich mehr als meinen Gefühlen. Ich bin mir zwar unsicher, wie man das überhaupt trennen soll, aber ich glaube, meine Gefühle sind mehr das Resultat programmierter Reaktionen. Die intuitiven Impulse scheinen aus dem Nichts zu kommen, und ich verlasse mich lieber auf sie. Wenn ich Entscheidungen zu treffen habe, versuche ich einfach, soviel als möglich Information über meine Entscheidungsmöglichkeiten zu erhalten.

Aber ich bin sehr entscheidungsunwillig: Es ist das alte Bild des Mannes, der mit einem Bein im Boot, mit dem anderen aber noch am Kai steht, das Boot sich aber langsam von ihm wegbewegt…

Manchmal werfe ich eine Münze, um eine schnellere Entscheidung zu erzwingen. Obwohl ich nicht unbedingt der Entscheidung der Münze folge, so hilft es mir doch, herauszufinden, welche Entscheidung ich treffen wollte.

Eine Weiterführung davon ist das I-Ging, das ich immer noch regelmäßig anwende, um Informationen aus meinem Unterbewußtsein zu erhalten.“

MAGIE

„Das Wort hat für mich drei Bedeutungen. Erstens: platte Zaubertricks, die obligatorischen Kaninchen im Zylinder, zweitens: die Welt des Okkultismus, drittens: ein Ausdruck des Entzückens.

Die Magie des Zauberkünstlers beeindruckt mich nicht, obwohl ich die Arbeit des Illusionisten durchaus interessant finde. Viele der Illusionisten der Jahrhundertwende konnten unseren modernen Zauberern eine Menge grundlegender Dinge beibringen.

Okkultismus war für mich immer schon ein kunterbuntes Füllhorn aus Ideen und Illusionen, das mich vor 20 Jahren bedeutend mehr ansprach als heute. Einerseits beinhaltet Okkultismus echte Religionen, die im Westen bisher weniger bekannt waren. Auf der anderen Seite gibt es die mysteriösen, dunkleren, zerstörerischen Kulte oft unausgefüllter Egos, die hinter der religiösen Fassade ihre Machtspiele spielen.

Was den Ausdruck der Freude angeht, so entsteht der normalerweise als Resultat eines Erlebnisses, das mein Leben in irgendeiner Form aktiviert. Dieses Gefühl des ,am Leben seins‘ scheint oft dann bei mir einzutreten, wenn ich mich in die gleiche Richtung bewege, wie es auch meine Umgebung tut; wenn ich Dinge richtig mache, und sie in unerwarteter und vergnüglicher Übereinstimmung mit meiner Umwelt geschehen. Es ist ein erstaunliches und erfreuliches Übereinstimmen von Innenwelt und Außenwelt.

Und umgekehrt: Wenn ich das Gefühl habe, die Dinge gehen schlecht, bin ich wesentlich empfänglicher und anfälliger für Probleme oder Unfälle.“

ZORN

„Ich werde zornig, wenn ich Ungerechtigkeit, Intoleranz, Gewalt und engstirnige Richter sehe. Und ich werde böse, wenn ich nach Südafrika, Nicaragua, Nord Irland und Äthiopien schaue.

Du fragst mich, ob ich hasse… Ich spüre keinen Haß gegen irgend jemand, obwohl es da immer einige Popsongs gibt, bei denen es mir hochkommt. Meist so ein platter Hit mit einer Hookline, die sich in mein Gehirn bohrt und auch nicht mehr daraus verschwinden will. Das kann mir auch mit meinem eigenen Material passieren, wenn ich zu lange daran arbeite und ich nicht einschlafen kann, weil der Refrain immer noch in meinem Kopf herumturnt. Ich werde auch böse, wenn ich Musiker sehe, die machtkrank werden. Diese Tendenz zur Selbstüberschätzung, die manchmal mit dem Erfolg kommt und Menschen dazu bringt, herablassend zu ihrem Publikum hinunterzureden. Das stößt mich ab.“

RELIGION

„Ich habe mich immer zu geistigen Dingen hingezogen gefühlt, selten jedoch zu organisierten Religionen. Die sind nämlich verantwortlich für viel Gutes und sehr viel Böses in dieser Welt… All die religiösen Kriege waren immer die, die am schwierigsten zu beenden waren. Ich mag die Art und Weise, wie Religionen den Menschen Richtlinien geben können, das Leben zu meistern. Aber ich verurteile es schärfstens, wenn Religion Leute dazu ermutigt, über Gut und Böse der anderen zu entscheiden.

Es fasziniert mich zwar, wenn religiöse Raserei die Bedürfnisse des Körpers überwindet, aber es macht mir Angst, wenn ich den religiösen Fanatismus der Moralisten sehe, oder den der islamischen Fundamentalisten, wenn sie die verdammen, die nicht ihrer Meinung sind.

Es hat immer schon eine starke

Beziehung zwischen Musik und Religion gegeben. Das kommt daher, weil beide direkt ans Herz gehen und beide ungeahnte Kräfte besitzen — zum Guten wie zum Schlechten. Einige Leute haben interessanterweise gesagt, sie finden mich deshalb interessant, weil ich ihren Kampf zwischen materialistischer Gier nach Geld, Macht und Sex – und der Suche nach Geist widerspiegle.“

TRÄUME

„Sie sind eine wahre Quelle an Material für mich. Sie sind nicht nur eine Möglichkeit, während des Tages gesammelte Informationen zu verarbeiten und zu speichern, sondern auch eine Chance. Abläufe auf ihre Gesetzmäßigkeiten zu untersuchen.

Ich habe etwas sehr Interessantes über einen Stamm gelesen, der sein Traumleben als Wirklichkeit annimmt — und das Leben als Traum. Also verbrachten sie den Tag damit, die Szenen, die sie in ihrem wirklichen Leben, also den Träumen, gesehen hatten, nachzuspielen.

In einer gewissen Art sind Träume richtige Erfahrungen, sie fordern die Aktivität des Gehirns, sogar wenn sie nur Erfahrungen aus zweiter Hand sind.

Wenn ich mich so umschaue, sehe ich Häuser, Autos, alle Arten von Gegenständen, die doch alle einmal Träume oder Ideen in den Köpfen ihrer Hersteller waren. Deshalb glaube ich, daß das, was wir heute in unseren Köpfen herumtragen, die materielle Welt für die nächste Generation in sich birgt.

Wir sollten also mit dem, was wir träumen, vorsichtig sein.“

POLITIK

„Um mit John Lennon zu sprechen: Ich will „power to the people“. In den Siebzigern wurden die Leute plötzlich sehr apathisch, was soziales Engagement anging — jeder dachte, daß er eh nichts ausrichten könne. Ich freue mich wirklich über das ,Engagement‘ der Achtziger: Live Aid/Band Aid und die Conspiracy Of Hope-Tour für Amnesty International haben allesamt gezeigt, daß der einzelne sehr wohl etwas verändern kann und daß wir mit Hilfe der Medien Regierungen so weit bringen können, Dinge zu tun, die sie normalerweise nicht tun würden.

Ich glaube fest daran, daß wir eine neue politische Ideologie brauchen. Als die Industrielle Revolution das Leben der Menschen veränderte und viele Leute vom Land zur Ausbeutung in die Fabriken lockte, reagierten Marx und Engels mit der Entwicklung einer neuen Ideologie. Jetzt bringt die Revolution auf dem Informations-Sektor noch wesentlich fundamentalere Veränderungen und zwingt uns. die Rolle der Arbeit neu zu definieren. Die Gesellschaft, in der alle arbeitsfähigen Erwachsenen fünf Tage in der Woche beschäftigt sind, gehört der Vergangenheit an. Unser Planet wird immer kleiner. Die Europäer haben sich so gut wie überhaupt nicht um die sowjetische Atompolitik gekümmert, bis man ihnen plötzlich eröffnete, sie dürften jetzt zwei Wochen lang kein Gemüse essen und sollten ihre Kinder nicht draußen spielen lassen. Vorfälle wie Tschernobyl zwingen uns dazu, global zu denken. Mit mehr künstlerischen, sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den einzelnen Nationen würden wir uns sicher besser verstehen und konsequenterweise Krieg verhindern. So hat zum Beispiel die Popularität des Reggae vielen Weißen geholfen, die Leute aus der Karibik zu verstehen. Es gibt keinen Grund, warum man nicht mit Menschen auf der ganzen Welt Freundschaft schließen sollte, zumal die Kommunikationsmittel immer billiger und leichter zugänglich werden.“

ATOMBOMBEN

..Ich habe bei einigen Anti-Atom-Bewegungen mitgearbeitet, bin aber manchmal besorgt über die Hysterie, die damit ausgelöst wird. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg gab es auch eine starke Friedensbewegung, und mein Instinkt sagt mir. daß Angst stark genug ist, das auszulösen, was zu ihrer Erfüllung nötig ist. Was wir brauchen, ist. glaube ich, ein ruhiger und besonnener Versuch, die Waffenarsenale abzubauen.

Japan und Costa Rica sind da interessante Beispiele. Aufgrund seiner vertraglichen Vereinbarungen nach dem Krieg war Japan gar nicht in der Lage, in die Aufrüstung zu investieren — also ist das Geld in die industrielle Forschung gegangen und hat Japan zu einer Industrie-Weltmacht gemacht. In Costa Rica, wo sie jetzt seit 25 Jahren keine Armee mehr haben, ist das Geld in Ausbildung und soziale Versorgung investiert worden — mit dem Resultat, daß Costa Rica inzwischen bessere Zahlen in puncto Säuglingssterblichkeit und Alphabetismus aufweisen kann als die Vereinigten Staaten.“

AMERIKA

„Das politische System in Amerika kann einen ganz schön frustrieren; eine derartige Mischung aus Stärke und Schwäche. Dabei gibt es so viele brillante Köpfe in Amerika —von denen scheinen es allerdings nur wenige bis in die Nähe des Weißen Hauses zu schaffen.“

VEGETARIER

„Ich bin immer noch Vegetarier. Ich esse tierische Produkte, aber kein Fleisch oder Fisch. Als ich die Schule verließ, konnte ich für mich selbst entscheiden, und ich entschied mich dafür, Vegetarier zu sein. Ich glaube, das ist einfach Respekt vor dem Leben. Viele Landstriche sind der Viehwirtschaft vorbehalten; würde man dort Getreide oder Gemüse anbauen, könnten wir damit viel mehr Leute ernähren, vor allem auch in der dritten Welt. Als Teenager war ich fasziniert von Gandhi und der Yoga-Tradition — beide haben sich bekanntlich der vegetarischen Idee verschrieben.“

PERSÖNLICHKEIT

„Die Idee von einer vielschichtigen, in gewisser Weise schon schizophrenen Persönlichkeit erschien mir immer schon als richtig: Jeder von uns ist aus vielen verschiedenen Teilen zusammengesetzt. Und um so etwas wie Integrität zu erreichen, muß all diesen Teilen erlaubt werden, an die Oberfläche zu gelangen. Für viele Performer bedeutet die Arbeit eine Ausdrucksmöglichkeit für einen Teil ihrer Persönlichkeit, der sonst wohl nie das Tageslicht erblicken würde.

Die Möglichkeit, den extrovertierten Teil meiner Natur auf der Bühne ausleben zu können, erlaubt es mir wahrscheinlich, privat ein ruhiger, nachdenklicher Mensch zu sein. Aber auch ohne die Auftritte würde ich wohl einige dieser Teile beim Schreiben oder Videomachen offenlegen.“

„Obwohl ich der Meinung bin, daß menschliche Beziehungen das Wichtigste für mich sind, glaube ich nicht, daß ich ohne musikalische und optische Stimulanz überleben könnte. Also setze ich meine Prioritäten folgendermaßen: Mein Herz, meine Ohren, meine Augen.

Was die Auftritte angeht: Ich glaube, daß ein ritueller Aspekt bei allen Konzerten vorhanden ist, begründet schon durch die Distanz zwischen Bühne und Publikum, die zwangsläufig eine Übertreibung der Gestik fördert. Manchmal, wenn du dich sehr langsam und bewußt bewegst, kannst du eine Stimmung erzeugen, durch die das Publikum direkt in die Musik hineingezogen wird. Wenn ich zu einem Konzert gehe, möchte ich bewegt werden von der Leidenschaft oder den Ideen des Performers. Und das ist auch mein Ziel als Performer.“

ZUSAMMENARBEIT

„Wenn man sich kreative Arbeit mit jemandem teilt, ist es sehr wichtig, die Balance zu halten. Einerseits muß man hart genug sein, um seine ursprüngliche Idee zu verwirklichen, und auf der anderen Seite den Leuten, die mit dir arbeiten, genügend Spielraum zu lassen, um auch deren Talente voll auszunutzen. Mittlerweile finde ich das viel einfacher, als es in der Struktur von Genesis noch möglich war.

Kurz nachdem ich Genesis verlassen hatte, hing ich immer noch an einigen Sachen, die ich geschrieben hatte. Phil (Collins) Supper’s Ready singen zu hören, war eine richtige Prüfung für mich. Ich mußte mich daran erinnern, daß ich es ja war, der die Band verlassen hatte, und nicht umgekehrt! Wenn ich mir wirklich Sorgen um den Song gemacht hätte, dann wäre doch nur wichtig gewesen, wie er den Song mit seiner eigenen Überzeugung füllt.“

KOMPONIEREN

„Einige meiner besten Ideen stellten sich ein, wenn ich für einige Tage oder Wochen keine Musik im Kopf hatte, in den Ferien beispielsweise oder auf Reisen. Wenn ich dann ins Studio zurückkomme, ist alles wieder frisch und faszinierend. Ich glaube, ich könnte auf Konzerte verzichten, aber ein Leben ohne Komponieren ist einfach nicht vorstellbar.“

TALENT

„Rockmusiker werden größtenteils überschätzt und überbezahlt. Ich glaube auch, daß Talent als solches überbewertet wird. Manche Leute haben den psychologischen Druck etwas erreichen zu müssen. Und zu diesem Zwecke machen sie sich die dafür notwendigen Werkzeuge zunutze, und eines davon ist Talent.

Ich habe immer die Ansicht vertreten, daß — wenn ich auf der Straße zu irgend jemanden hingehen würde und ihm erzählen würde, ihn in 12 Monaten zu töten, wenn er nicht bis dahin ein Kunstwerk geschaffen hätte – vorausgesetzt natürlich, daß man meine Drohung ernst nimmt —, die Menschen Talente in sich entdecken würden, von denen sie nicht die leiseste Ahnung hatten. Andererseits: Von denselben Voraussetzungen ausgehend, gibt es Menschen, die effizienter und effektiver etwas erreichen, was heißt — auch bei gleichen Voraussetzungen wird nicht jeder Mensch zur gleichen Zeit fertig sein.

Ich bin ein ebenso beschränkter Mensch wie jeder andere. Ich bin genauso lausig wie jeder andere, ich bin aber auch genauso wundervoll wie jeder andere. Ich glaube daran, daß durch harte Arbeit und Engagement genausoviel Belohnung rausspringt wie durch Talent.“

ZUKUNFT

„Ich bin Optimist und ich glaube, die Menschen werden doch letztendlich das tun, was sie überleben läßt. Denn das ist es doch, was wir vor allem wollen — überleben. Der Mensch ist ein lernfähiges Tier —

und ich lese deshalb lieber einen Zukunfts-Propheten wie Buckminster Füller, der voll von positiven Ideen ist, als jemanden, der mir erzählen will, daß die Zukunft ohne Hoffnung ist. Ich glaube, was wichtig ist, ist realistischer Optimismus. Über den Problemen stehen. Unsere geistige Haltung wird die Zukunft schaffen.“

SELBSTVERTRAUEN

„Man muß seine Augen und Ohren offenhalten und seinen Instinkten vertrauen. Man sollte den Mut haben, Risiken einzugehen und Fehler zu machen und für andere Menschen offen zu bleiben. Als ich 20 Jahre alt war, fehlte mir jedes Selbstvertrauen. Ich mußte mich zu der Konfrontation mit Dingen zwingen, denen ich eigentlich lieber aus dem Weg gegangen wäre. Erst dadurch habe ich den Mut gefunden, meinem Herzen zu folgen. Wenn du es schaffst, eine innere Stärke und Zuversicht aufzubauen, dann wirst du zwangsläufig eine Resonanz von außen bekommen.“

FREUNDE

„Ich glaube, ein Freund ist jemand, mit dem du deine innersten Gefühle teilen kannst, der deine Freundschaft riskiert, um etwas zu verhindern, wovon er denkt, daß du es nicht machen solltest… ein echter Freund ist jemand, der sagen oder zeigen kann, daß er sich genug um mich sorgt, um mir Dinge sagen zu können, die ich bestimmt nicht hören möchte.“

EHE

„Unsere Ehe hat sehr viele Veränderungen durchlebt, die zwar schwierig, aber auch positiv waren. Nach dem ersten Verliebtsein erfordert eine Beziehung Verpflichtungen und Arbeit — es gibt immer wieder etwas, wo man sich erst durchkämpfen muß. Aber Jill war immer fantastisch. Wir hatten unsere schwierigen Zeiten, aber sie hatte nie Probleme damit, sich Veränderungen gegenüber zu öffnen. Wenn ich mich wieder einmal in meiner Arbeit vergraben hatte, wurde es immer sehr hart für sie, aber auch dann hat sie mich immer noch unterstützt. Jill ist eine ungewöhnliche Frau.“

KINDER

„Es hat mir immer Spaß gemacht, Vater zu sein. Es ist wunderbar, diese Menschen wachsen zu sehen. Meine Kinder abends zu Bett zu bringen, war immer etwas Besonderes für mich. Ich habe zwei Mädchen, Anna und Melanie, auf die ich ungeheuer stolz bin.“

VERANTWORTUNG

„Wenn ein Musiker seine Umwelt ignoriert, läuft seine Arbeit Gefahr, hohl und schal zu wirken. Andererseits: Wenn ich selbst Musik höre, lege ich auch keinen Wert darauf, daß man mir ständig ins Gewissen redet.

Ich bin oft gefragt worden, wie ich die neue soziale Verantwortung der Rockmusik einschätze. Es ist für mich ein beglückendes Gefühl zu sehen, daß die sogenannten .einfachen Leute‘ ihren politischen Einfluß wiederentdecken. Sie spüren, daß sie allein durch ihre Zahl etwas bewegen können, daß sie Politiker zu Handlungen zwingen können.

Natürlich gibt es zahlreiche Zyniker, die jetzt von einer .Inflation der Hilfsbereitschaft‘ reden. Sicher, bis zu einem gewissen Grad ist das wohl unvermeidlich. Trotzdem sollten sich Musiker mit allen Kräften für soziale Veränderungen einsetzen. Ich möchte lieber in einer Welt leben, in der es zuviel Betroffenheit gibt, als unter Menschen, die nur desinteressiert mit den Achseln zucken.

Was die Zukunft betrifft, so hoffe ich, daß der musikalische Einfluß anderer Kulturen immer stärker wird. Es gibt so viel, was wir aus anderen Kulturkreisen lernen können. Es darf einfach keine Einbahnstraße sein! Wir in der westlichen Welt haben anderen Kulturen ebensoviel zu bieten, wie sie uns. Ich glaube fest daran, daß Musik — überhaupt Kunst — eines der geeignetsten Mittel ist, um Rassismus zu bekämpfen.“

GELD

„Rockmusik ist eine seltsame Ehe zwischen Kunst und Geschäft. Sobald du deine Arbeit, an der du im stillen Kämmerlein gearbeitet hast, zum Marktplatz trägst, wirst du ein Geschäftsmann; in diesem Punkte sollte man sich nichts vorlügen. Ich versuche, meine Energie angemessen aufzuteilen: Bin ich im Studio, denke ich ausschließlich an Musik; wenn alles abgeschlossen ist, denke ich als Geschäftsmann.

Der Durchbruch der Rockmusik in den 60er Jahren war ein historisches Ereignis: Die Welt wurde plötzlich nicht mehr nach Nationen unterschieden, sondern nach jung und alt.

Dadurch, daß Rockmusik ein Teil des Establishments wurde, hat sie ihre Jugend und rebellische Kraft in gewisser Weise verspielt. Anderer- J seits – wie die LIVE AID-Projekte f. zeigen — besitzt sie jetzt größere Möglichkeiten, um wirkliche Veränderungen auszulösen.“