Plan B
Berlin rocks!“ Der peinlichste Werbespruch dieses Sommers, vom neudeutschen Fremdenverkehrsamt auf englische Zeitungsleser losgelassen, konnte an diesem Abend von ein paar Hundert (Studenten?) zweifellos bestätigt werden. Zum ersten Mal in der kalten Betonwüste des Stuttgarter Uni-Ghettos zu Gast, dürften die Berliner Lokalmatadorn dankbar gewesen sein für die anhängliche Klientel treuer Fans, die sie sich mittlerweile quer durch die deutschen Landen erspielt haben. Die füllten nämlich noch vor dem ersten Riff den breiten Graben der unfreundlichen Architektur, den ihre Hannoveraner Kollegen von Terry Hoax im Vorprogramm leider vergebens zu überbrücken suchten.
Plan B haben vergangenes Jahr ein paar überaus lehrreiche Erfahrungen in diversen Live-Clubs der USA sammeln dürfen und dabei mehr als eine Lektion gelernt. Was in 90minütigem Durchmarsch an komprimiertem Druck, an Professionalität und gesundem Selbstvertrauen von der winzigen Bühne schwappte, hatte partout nichts mit der Schulfest-schwangeren Umgebung zu tun. Es kann eigentlich nur die spontane Überzeugungskraft der Vier gewesen sein, die überhaupt etwas Leben zwischen die trüben Betonsaulen zauberte. Mit einem wohldosierten Programm aus nunmehr zwei LPs. mit neuem Mut zu leisen Tönen, aber auch gewohnt satten Gitarrenkrachern ist diese Band nach wie vor auf dem rechten Weg. Auf das übliche .Wir da oben, ihr da unten‘-Gehabe verzichten sie dabei netterweise, von der Bühne aus wird kräftig Konversation bis zum kumpelhaften Schulterschluß betrieben. Den letzten teutonischen Ernst hat ihnen der ach so smarte „american way of life“ allerdings nicht austreiben können, manchmal wirkt der deutsche Vierer doch noch ein wenig bemüht und fleißig. Als zum Schluß des gelungenen Abend eine gesampelte Hitcollage von Snap bis De La Soul“.The Class Of W“ akustisch illustriert, hagelt es sofort Buh-Rufe im Saal. Und die lassen sich unter den Umständen wohl verkraften …