Popjahr 2021: 12 Platten, auf die wir uns besonders freu(t)en
Wenn 2021 irgendetwas Gutes zu bieten hat, dann (hoffentlich!) diese Albumveröffentlichungen – von Billie Eilish über The Prodigy bis hin zu Kendrick Lamar.
Wir vermissen nicht nur die Tourneen unserer Lieblingsbands, wir vermissen auch einige große, vielversprechende Albumveröffentlichungen, die es 2021 eigentlich geben sollte. Trotz Geheimnistuerei – ein paar Details rutschen immer raus, in Interviews, den sozialen Medien oder von befreundeten Musiker*innen, die am sehnsüchtig erwarteten Werk mitarbeiten. Eine Übersicht.
1. LANA DEL REY (VÖ 19. März 2021)
Es war eins der sehnsüchtig erwarteten Alben für dieses Jahr, CHEMTRAILS OVER THE COUNTRY CLUB von Lana Del Rey. Veröffentlichungsdatum war der 19. März. Die amerikanische Pop-Ikone brachte zwei Jahre nach NORMAN FUCKING ROCKWELL ihre siebte Platte heraus. Die erste Single-Auskopplung „Chemtrails Over The Country Club“ ist jetzt schon einer der besten Songs des Jahres. Das Album mit demselben verschwörerisch anmutenden Titel knüpft an die für Del Rey typische Mythosphäre an, in die sie sich für ihr künstlerisches Schaffen begibt. Chemtrails, also Giftwolken oder „Chemikalienstreifen“
spielen auf damit aufbauende Verschwörungsmythen an, die in den 90er-Jahren populär wurden. Beim Country Club befinden wir uns wiederum in den USA der 50er- und 60er-Jahre, also Del Reys favorisierter Referenzperiode. Ist der Albumtitel ein Hinweis auf eine musikalische Legierung dieser Jahrzehnte auf der Platte? Die Songtitel „Wild At Heart“ und „Let Me Love You Like A Woman“ klingen deutlich nach altbekannten Lana-Lyrics. Die Songzeile „My cancer is sun and my Leo is moon“ bitte jetzt schon auswendig lernen für zukünftige Live-Auftritte zum Mitwispern.
2. KENDRICK LAMAR
Wenn die bisher letzte Veröffentlichung einen Pulitzer-Preis gewonnen hat, wie es bei der Platte DAMN vor vier Jahren der Fall war, hinterlässt man sich selbst große Fußstapfen. Das Album sei eine „virtuose Songsammlung“ und finge die Komplexität des afro-amerikanischen Lebens ein, so die Begründung der Jury damals. Wann Kendrick Lamars nächstes HipHop-Kunstwerk erscheint, ist bisher noch unklar. In einem Tweet aus dem Oktober 2020 von Terrence Louis Henderson alias „Punch“ von Lamars Label Top Dawg Entertainment hieß es „pretty soon“. Auch wurde Lamar schon bei einem Videodreh in L.A. gesichtet. Eine Übernacht-Veröffentlichung à la Beyoncé oder zuletzt Taylor Swift ist vorstellbar.
Den Sound der Platte kann sich bei Lamar hingegen niemand vorstellen, er selbst sagt: „Ich verbringe das ganze Jahr damit, darüber nachzudenken, wie ich einen neuen Sound kreiere. Ich kann nicht immer und immer wieder das Gleiche tun. Ich brauche etwas, das mich begeistert.“ Einen Hinweis haben wir aber doch: Bill Werde, ehemaliger Redaktionsleiter des „Billboard“-Magazins und Szene-Insider, verriet, dass es Rock-lastig werden soll. Wir sind gespannt!
3. BILLIE EILISH
Mit ihrem Debüt WHEN WE ALL FALL ASLEEP, WHERE DO WE GO? gewann Billie Eilish fünf Grammys und stellte die Welt der Popmusik auf den Kopf. Was Billie und ihr Bruder und Co-Writer Finneas für das neue Album in petto haben, lässt sich anhand der Song-Veröffentlichungen seit Eilishs erstem Album erahnen. „Therefore I Am“ ist die Erweiterung ihres Kosmos. Klebrig süß bleibt es im Ohr, dunkler Pop-Wave mit Synthesizer in der Hook. Eilish selbst sagt, das Album „fühlt sich genauso an, wie ich es will“. Falls die 19-Jährige noch ein Feature braucht, kann sie sich aus der Elite der Popstars frei bedienen. Bisher haben unter anderem Big Player wie Elton John, Tyler, The Creator und Dave Grohl ihre Bewunderung für die kalifornische Pop-Sensation kundgetan. Ach, eines steht schon fest: Mit dem neuen Album folgt auch ein neues Haupthaar. Pechschwarz mit grünem Ansatz ist bislang das Markenzeichen von Billie: „Ich ändere es, nachdem die Dokumentation („The World’s A Little Blurry“, – Anm. d. Red.) raus ist, es wird das Ende einer Ära sein. Ich gebe euch eine neue Ära.“ Der Film, ein Mix aus Doku und Musical, ist Ende Februar erschienen. Die neue Frisur folgte sogleich.
4. LORDE
Was macht ein Popstar in der Quarantäne? Das Gleiche wie wir alle: Brot backen. „Ich habe so viel Brot gebacken, ihr würdet es nicht glauben“, bekannte Lorde in einem Interview. Aber bei genauerem Nachfragen gab es doch auch musikalische Hoffnungskrumen: „Es ist definitiv zu früh, um etwas Genaues zu sagen, aber ich war sehr produktiv!“ Die Königin des verträumten Elektro-Pop gibt sich geheimnisumwoben was den Nachfolger ihres 2017 erschienenen Albums MELODRAMA angeht. Aber der Titel steht schon fest. Bei ihrer Reise in die Antarktis hatte sie den Einfall: „Ich hatte diesen ganz besonderen Moment, in dem ich dachte: ‚Dein Leben wird nie wieder so cool sein wie jetzt. Das ist es!‘“ Welcher Albumtitel ihr in der Kälte erschienen ist, verrät sie allerdings nicht.
5. RIHANNA
Seit 2018 treibt Rihanna ihre Fans in den Wahnsinn mit Andeutungen über ihr neuntes Studioalbum namens R9. Am gemeinsten war vielleicht der Instagram-Post, auf dem ein abrockender Hund zu sehen ist, den RiRi betitelte mit: „update: me listening to R9 by myself and refusing to release it“. Doch diese Mitteilung ist mittlerweile mehr als ein Jahr alt. Wie lange kann man auf einem Album sitzen? Besonders verheißungsvoll ist, dass RiRi mit niemand Geringerem als Pharrell Williams an der Platte gearbeitet hat. Zwischendurch gab es Gerüchte, dass das Album Reggae-inspiriert sein könnte. Zumindest der gemeinsame Song mit Superstar-DJ Diplo sei ein Reggae-Stück. Ob das ganze Album eine Rückkehr zu Rihannas barbadischen Wurzeln ist, erfahren wir hoffentlich dieses Jahr.
6. THE LIBERTINES
Alle 2000er-Indie-Kids sollten schon mal die engen Hosen und zertretenen Sneaker rauslegen. Nach dem Bandsplit 2004 folgte 2010 die Reunion der Libertines und 2015 das dritte Studioalbum ANTHEMS FOR DOOMED YOUTH. Jedes Libertines-Album sei eine „Odyssee“, sagt Pete Doherty und die neue Platte sei an das experimentelle Triple-Album SANDINISTA! vonThe Clash angelehnt. Carl Barât hat in einem Interview gesagt, dass das Songschreiben gut laufe, aber Corona Aufnahmen schwierig mache. John Hassel, Bassist der Band, sei in Dänemark und Pete Doherty in Frankreich. „Wir waren noch nie so bereit“, sagt Barât außerdem.
7. ST. VINCENT
„Die Gerüchte sind wahr“, twitterte Annie Clark bereits im Dezember 2020. Das Album sei fertig und sie könne kaum abwarten, bis alle es hören. Ein Release-Datum gab es anfangs noch nicht. Dafür einen Stil-Wechsel der amerikanischen Songwriterin: „Ich hatte das Gefühl, mit Verwinkeltheit so weit gegangen zu sein, wie ich nur konnte. Ich wollte zu der Musik zurückzukehren, die ich mehr als jede andere gehört habe – Stevie-Wonder-Platten aus den frühen 70ern, Sly & The Family Stone. Ich habe mich diesen Meistern zu Füßen gelegt.“ Mittlerweile wissen wir mehr: DADDY’S HOME soll am 14. Mai 2021 erscheinen.
8. ARCADE FIRE
Eine weltweite Pandemie hat auch gute Seiten. Endlich alle Zeit der Welt für ein Album. „Wir haben ein Studio, haben jedes Keyboard, jeden Drum-Computer, jedes Klavier – alles, was ich will – und verdammt viel Zeit. Das einzige Stück, das auf früheren Alben gefehlt hat, ist die Zeit, und jetzt ist die Zeit da“, sagt Win Butler über die Produktion des Nachfolgers von EVERYTHING NOW. Er fühle sich wieder wie 18 und habe schon zwei bis drei Alben geschrieben. Der Song „Generation A“, den die Band in der „Late Show“ von Stephen Colbert spielte, lässt tatsächlich auf ein großartiges Album hoffen.
9. GRETA VAN FLEET
Während diese Zeilen entstehen, haben Greta Van Fleet gerade die erste Single „Heat Above“ der breiten
und begeisterten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Urteil: Bitte mehr davon. Orgel und Synthie-Sounds werfen einen zurück in die Zeit des psychedelischen Rock. Ein Vorgeschmack auf das am 21. April erscheinende Album THE BATTLE AT GARDEN’S GATE.
10. THE PRODIGY
Dass The Prodigy ohne Keith Flint möglich sind, bewies Mastermind Liam Howlett schon mit dem Nachfolger ihres monströs erfolgreichen Bestsellers THE FAT OF THE LAND: Auf ALWAYS OUTNUMBERED, NEVER OUTGUNNED waren weder Flint noch Shouter Maxim Reality zu hören. Das siebte Studioalbum vonThe Prodigy soll nun ihrem 2019 verstorbenen Hauptsänger Flint gewidmet sein. Es enthält auch seine letzten Aufnahmen. Desweiteren arbeitet die Band momentan an ihrem ersten Film. Der bislang schlicht „The Prodigy“ betitelte Streifen soll den Aufstieg der Band von Ravern aus Essex in den späten 80ern zu globalen Superstars dokumentieren, in einem Mix aus Archivmaterial, Animationen und neuen Interviews. Dahinter steht Pulse Films, das Studio, das sich auch für Spike Jonzes Doku „Beastie Boys Story“ verantwortlich zeichnet.
11. ADELE
Eigentlich sollte Adeles viertes Album im vergangenen September erscheinen, Covid-19 machte einen Strich durch die Rechnung. Es soll diesmal nicht nach dem Alter der Sängerin benannt sein, der richtige Titel ist aber noch nicht bekannt. Was wir sonst wissen? Wenig. Das Ehe-Aus mit Simon Konecki möchte die britische Ikone aus Respekt vor Konecki und dem gemeinsamen Sohn nicht verarbeiten. Dies sei Teil der Scheidungsvereinbarung.
12. THE WAR ON DRUGS
Im November 2020 erschien das Live-Album LIVE DRUGS, 2017 das vierte Studioalbum A DEEPER UNDERSTANDING der Band um Adam Granduciel. Ob 2021 der Nachfolger veröffentlicht wird? Granduciel sagt: „Im März 2020 hätte ich Ihnen gesagt, dass es zu 80 Prozent erledigt ist, und jetzt, im Rückblick, waren es tatsächlich 40 Prozent.“ Im Oktober veröffentlichte die Band das Stück „Ocean Of Darkness“, das die typischen Stilmittel der Gruppe enthält: ein Hauch Americana auf 80er-Jahre-Dream-Pop und Psychedelic-Rock. Granduciel verrät, dass die meisten Songs kürzer alsfünf Minuten sind: „Aber sie sind klanglich immer noch esoterischer als einige der längeren Songs.“ Wann in diesem Jahr das Album nun kommt – unklar. Die Band hat während eines Livestreams aber schon drei Songs in rauer Qualität mit Fans geteilt.
Dieser Artikel stammt aus der Musikexpress-Ausgabe 04/21, die Anfang März 2021 erschien. Lana Del Reys neues Album war zu diesem Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht.