Prediger, Rocker und Bohemien: Wolf Maahn
HAMBURG. Ein satter und selbstgefälliger Siegertyp wird er nie werden, der Wolf Maahn, selbst wenn er, immer noch jungenhaft schelmisch grinsend, heute mit distanzierter Lässigkeit kokettiert. In einem archaischen Rüschenhemd und wehender Lockenpracht betrat der Wahl-Kölner betont gemessenen Schrittes die Bühne, ein bißchen Prediger, ein wenig Bohemien und ein ganz klein bißchen Rocker. Die Altonaer „Fabrik“
war zwar keineswegs ausverkauft, aber das störte hier niemanden, denn Wolf Maahn gehört bekanntermaßen zu den Musikern, die live stets über sich hinauswachsen, deren altmodisches Lebenselixier der Rauch, die kleine Bühne, der Schweiß und die Vibrationen aus dem nahen Publikum sind, egal ob da 100 oder 5000 Zuschauer stehen.
Hervorragend konnte man dies an den eher blassen Songs des neuen Albums erleben: Das Rocker-Epos „Wilde Pferde“ etwa bekam ungeahntes Feuer, die Ballade „Nicht für Silber, nicht für Gold“ vibrierte Kraft — und selbst seine charmante „Purple Rain“-Adaption „Frei von mir“ entschwebte in himmlische Höhen, ohne daß es irgendwie beschwerlich oder angestrengt klang.
Natürlich hat diese schwerelose Kraftübung ihr Rückgrat in Maahns ausgezeichneter Band, allen voran Maahns langjähriger Mitstreiter Axel Heilhecker. Die Gitarrenduelle drängten ins Rampenlicht, und Bandleader Maahn mußte sich mühen.
nicht unterzugehen, wenn seine Band entfesselt (und auch durchaus brachial laut) zu einem der vielen Höhepunkte ansetzte. Natürlich, das erprobte „Fieber“ durfte nicht fehlen, und die Zeit war reif für einen Rundlauf durch das enthusiastische Publikum, das die Freiräume vor der Bühne für Jubeltänze nutzte. So was kommt an, und wenn ma(ah)n es ehrlich meint, bringt es — wie hier — auch Hochstimmung. Bei Maahns gut zweistündigem Programm an diesem freundlichen Abend stimmte eigentlich alles. Da durfte der immer etwas melancholisch blickende Maahn dann doch noch richtig zufrieden sein.