Prince, der Sexy Motherfucker!
Zum Tod von Prince: Unser ME-Helden-Geschichte über den „sexy motherfucker“ aus dem April 2014 in voller Länge.
Nach „FOR YOU“ musste sich Prince entscheiden: Weiterhin Nerdmusik für Studiocracks und R’n’B-Kenner – oder den Weg in die Hitparade wagen? Prince entschied sich mit dem zweiten Album „PRINCE“ für die Charts. „Ich wollte ein Hit-Album. Es war eine Platte fürs Radio, weniger für mich selber.“ Die Sache klappte, das Album erhielt in den USA Goldstatus und machte Prince zum Star.
Erstmals explizit
Die Musik des Albums war nicht weniger ambitioniert, doch Prince beließ es nicht dabei. In den Texten wurde er erstmals explizit. Sang „I want to come inside of you“. Oder, gerichtet an ein lesbisches Mädchen, „Bambi, can’t you understand, it’s better with a man.“ Vorne auf dem Cover betrachtet man Prince mit nackter Hühnerbrust und Hundeblick, hinten den Künstler auf einem weißen Pegasus, das Foto verschwommen, wie aus einem Traum – wobei das Traumdeutungslexikon verrät, das geflügelte Pferd stehe für sexuelle Bedürfnisse, die sich nicht verdrängen lassen und die, einmal ausgelebt, uns zu besseren Menschen machen.
Mit dem zweiten Album hatte Prince also Ton und Thema gefunden. Und schon bald ging es noch eindeutiger zur Sache: „Head“ vom kommenden Album ist eine lupenreine Oralsexhymne; auf der Bühne unterstützte Prince die Bilder mit unmissverständlichen Gesten. Prince stilisierte sich in seinen Songs als Sexsüchtiger. Es hätte lächerlich wirken können. Aber wie brillant die Musik dazu war!
Sexy Songs zwischen New Wave und Funk
Nur sehr gelegentlich wird sein drittes Album „DIRTY MIND“ in den Listen der besten Platten aller Zeiten geführt. Dabei gehört die LP in die Ruhmeshalle: Eine perfekte Sammlung von sexy Songs zwischen New Wave und Funk. Musste sich Prince bis dahin noch mich Michael Jackson messen und galt dessen „OFF THE WALL“ im Zweifel als die bessere und moderne R’n’B-Platte, katapultierte sich Prince 1980 mit „DIRTY MIND“ in sein eigenes Universum. Noch war er kein Superstar. Aber er begann zu funkeln, zu glühen.
Zum letzten Schritt in die Vollendung wird „1999“, sein erstes Doppelalbum, fast komplett mit Synthesizern aufgenommen, gespielt vom Meister selbst. „1999“ ist eine Computerplatte – und Prince brachte die Maschinen ins Schwitzen. Keine Ahnung, wie er das gemacht hat, aber der Kerl erotisierte die Rechner, ließ sie im wahrsten Sinne heiß laufen. Auch auf der Bühne war er mittlerweile eine ganz andere Erscheinung, weit entfernt vom nackten Pegasusreiter und Laienerotiker der ersten Zeit.
Bikini-Höschen statt Spandex-Anzug
Die alten Spandex-Anzüge hatte er schon zur Zeit von „DIRTY MIND“ entsorgt – jedoch gegen eine unheilige Kombination aus Trenchcoat, Bikini-Höschen, Stulpen und schwarze Stiefeln eingetauscht. Als er in diesem Outfit 1981 in Los Angeles ein Konzert im Vorprogramm der Rolling Stones spielte, passiere, was passieren musste: Die mehrheitlich weißen und wenig toleranten Rockfans schmissen mit Gemüse, fluchten Homophobisches und buhten nach 15 Minuten von der Bühne.