Prince – Sign ‚ 0‘ The Times


1987 war die CD-Revolution zwar bereits ausgebrochen, noch aber saß das Vinyl fest im Thron. Bis zu dieser Zeit waren Doppelalben eine Seltenheit gewesen – heute haben wir es bei jeder CD mit über 70 Minuten Spielzeit mit einem heimlichen Doppel-Vinyl zu tun. Zwei Platten in einer Hülle. Das weckte damals gleichermaßen Hoffnungen und schürte Zweifel. Hatte der Künstler so viel zu sagen, dass er mit Anstand vier Plattenseiten würde füllen können? Gute Frage, aber bei Prince galten schon immer andere Regeln. So ist „Sign ‚0‘ The Times“ sogar ein Ausdruck von Understatement, denn eigentlich sollte die Platte ein Dreifach-Album werden und „Crystal Ball“ heißen – der Plan wurde jedoch vom selbstkritischen Künstler wieder verworfen. Aber auch in der „abgespeckten“ Version mit 16 Tracks spielte Prince alle seine Karten aus. Was sich für ihn selber im Nachhinein als große Hypothek erweisen sollte, denn seither mussten sich seine Werke immer an „Sign ‚0‘ The Times“ messen lassen – ein Wettbewerb, der nach Ansicht vieler Fans immer zugunsten des ’87er-Albums ausging. Vom trockenen Funk-Minimalismus des Titelsongs bis zur Ballade „Adore“ – Prince war ähnlich wie die Madonna der neunziger Jahre nicht unbedingt der große Innovator, allerdings ein hellwacher musikalischer Katalysator, der Einflüsse aus der gesamten Pop-Historie aufsog, runterschluckte und zeitgemäß verdaut wieder ausschied. Nie zuvor war das allerdings so stringent und zeitgeistig geschehen wie auf „Sign ‚0‘ The Times“. Doo-Wop-Schmalz („Slow Love“), Pop („Starfish Coffee“, „I Could Never Take The Place Of Your Man“), Rock-Hymnen („The Cross“) und immer wieder Funk – housiger Funk („Housequake“), minimalistisch trockener Funk („Hot Thing“), B-Funk („If I Was Your Girlfriend“), Pop-Funk („Strange Relationship“) – gingen hier eine Verbindung ein, die trotz aller Unterschiedlichkeit der Stile eine seltsame Logik, den Eindruck eines großen Ganzen ergab. Gäste wie Sheila E., Sheena Easton oder Wendy & Lisa dienten lediglich als Zierrat, der Meister spielte fast alle Instrumente auf dem Album höchstselbst. Wahnsinn mit Methode gemäß dem hehren alten Grundsatz: „It don’t mean a thing if it ain’t got that funk.“

Produzent: Prince

Beste Tracks: „Sign ‚0‘ The Times“, „U Got The Look“, „Adore“

Ist ja hochinteressant … Auf „Sign ‚0‘ The Times“ singt Bangles-Sängerin und -Gitarristin Susanna Hoffs Backingvocals. Prince hatte unter dem Pseudonym „Christopher“ für die Bangles vorher den Hit „Manie Monday“ geschrieben. Wie allen 1,60 Meter großen Frauen, die sich im Prince-Umfeld beweg(t)en, wird auch Hoffs ein Verhältnis mit dem sexy Motherfucker nachgesagt.