QUEENS OF THE STONE AGE
Überzeugen auch mit ruhigen Tönen: die Queens Of The Stone Age im „etwas anderen“ Ambiente.
Wenn Rockbands auf Barhockern Akustikgitarre spielen, lautet in zwei Dritteln aller Fälle der weiseste Rat, schnell Reißaus zu nehmen. Vergleichbare Situation: dem Auftritt einer Boyband beizuwohnen, die meint, a cappella zeigen zu müssen, dass sie auch ohne technisches Brimborium und Show-Drumherum „wirklich was drauf hat“.
Das Kirchenkonzert der Queens Of The Stone Age fällt in das fehlende Drittel. Ein Glück, denn wo archaische Rock-Tugenden eine so zentrale Rolle spielen wie bei dieser Band, also Lautstärke, Verzerrung, Power, kann Entschlackung leicht in muffiges Gebarhockere umkippen. Dass das nicht passiert, belegt die Ausnahmestellung, die die Queens Of The Stone Age mittlerweile besitzen. Hier bleibt kein schaler Geschmack von Unter-Befriedigung. Die Band mit wenigen Hundert Leuten auf Kirchenbänken kauernd anzusehen, ist vermutlich, was der Vorstellung eines Proberaumbesuchs am nächsten kommt. Angesagt vom lässigen Pfarrer mit schönen roten Wikingerhaaren, der sichtlich genießt, wie seine Kirche wirklich ein Ort wird, wo sich Menschen begegnen und etwas tun, was sie gerne tun, betritt Josh Homme die Bühne mit „Long Slow Goodbye“. Erst nach ein paar Momenten wird klar, dass die Klangfläche, die sich dazuschleicht, kein eingespielter Synthie ist, sondern das Spiel von Dean Fertita, der auf der Empore an der Kirchenorgel sitzt. Von da an haben sich Band, Publikum und Ort aufeinander eingeschwungen; „It’s a lot of pressure to play in front of you and God“, sagt der sonst maulfaule Homme, verliert sich in Ansagen, reagiert auf zärtlichpöbelige Publikumsrufe, wie es im Kontext einer „großen“ Rockshow mit ihren klaren Abläufen nie passieren würde. Vor vielen Songs verweist er auf das Gesangbuch. Wie beim Kirchenorgel-Intro wurde auch in diesem Detail der Rahmen mitgedacht und ein aufwendiges Gesangbüchlein gedruckt, damit die Gemeinde singen kann. Musikalisch werden Hardrock und Lautstärke zurückgefahren (der Schlagzeuger spielt Hotrods, diese leiseren Sticks, die aussehen wie ein Bündel Mikadostäbe, und hat Handtücher über seine Kessel gelegt). Es bleibt größtenteils elektrifiziert, klingt durch die Reduktion mehr nach Velvet Underground oder Stooges und weniger nach ZZ Top als sonst. Zum Schlussapplaus springen alle in ihren Kirchenbänken auf, ein einerseits kitschiger, aber tatsächlicher Gänsehautmoment, ganz gleich, wie sehr man ihn vorausahnen konnte. Die Messe ist gelesen. Bestimmt freut sich Gott sehr in diesem Moment, wie wohl sich alle fühlen und welche schöne Kraft der Liebe Rockkonzerte entfalten.
SETLIST
Long Slow Goodbye
My God Is The Sun
I Never Came
… Like Clockwork
Make It Wit Chu
In The Fade
Kalopsia
I Sat By The Ocean
The Vampyre Of Time And Memory
Into The Hollow
Go With The Flow