Rah Rah
Oh Kanada, du Hut Amerikas, viele schöne Bands hast du uns beschert und ein paar, die du vielleicht besser für dich behalten hättest. Aber um Sum 41 soll es hier nicht gehen. Sprechen wir über Rah Rah: Denn die gehören zu den Bands, bei denen man sich freut, dass sie es über den Atlantik geschafft haben.
Eine kanadische Gruppe, die ihre Musik als „Prairie Folk“ bezeichnet und sich auf Fotos in idyllischer Weizenfeldromantik präsentiert, legt eine wenig spekulative Spur, in welche Genre-Schublade sie wohl gehören könnte. Man erwartet erst einmal Musik à la Iron &Wine -eine Kombo mit Banjo und Mandoline vor einer Hütte sitzend, rund ums Feuer, die Kargheit und Einsamkeit der Landschaft besingend.
Doch die Schlingel von Rah Rah führen einen eben mit diesem Klischee ein wenig hinters Licht. Das aktuelle Album, THE POET’S DEAD, ist überraschenderweise ein modernes Indie-Pop-Album. Trotz ihrer Liebe und Verbundenheit zur Heimat Regina in der kanadischen Provinz Saskatchewan zog es auch Rah Rah in die Großstadt, nach Montreal. Und ob nun bewusst oder unbewusst, diese Entscheidung hat die Band weg vom Lagerfeuer und mit der ersten Single direkt in die kanadischen Charts gebracht.
Schon 2005 gründeten die Schulfreunde Erin Passmore, Kyrie Kristmanson und Marshall Burns die Band Rah Rah. Seither vergrößerte und veränderte sich die Besetzung der Gruppe ständig und präsentiert sich 2013 nun als Sextett. „Wir funktionieren wie ein Durchlauferhitzer“, erklärt Sängerin Erin Passmore die häufigen Veränderungen im Line-up. Auch live arbeitet die Band mit ständiger Veränderung: Solange an jedem Instrument ein Mikrofon steht, vollzieht sich bei Konzerten ein fröhliches Bäumchenwechsel-dich-Spiel. Denn neben den beiden, sich abwechselnden Hauptstimmen von Passmore und Burns darf bei Rah Rah jeder mitsingen. Diese Vielseitigkeit sorgt für konstante Spannung. Man weiß nie, wer der sechs das nächste Lied singt, aus welcher Perspektive der Song erzählt wird, wo und wann noch ein Keyboard, eine Gitarre, ein Akkordeon oder ein melodiöser Vokalgesang sich dazwischendrängelt.
Waren es bei den Aufnahmen zum aktuellen Album vor allem die Produzenten Kees Dekker und Werner F, die die Band beeinflusst haben, sind es live Bands wie Wintersleep oder Minus The Bear, bei deren gemeinsamen Touren Rah Rah viel gelernt haben. Rah Rah ist keine Band, die sich hinter Mysterien und Glamour versteckt. Sie geben einem das Gefühl, man säße mit ihnen auf einer Terrasse im beschaulichen Regina und ließe sich Geschichten aus dem Leben der sechs Kanadier erzählen.
Albumkritik S. 108
THE POET’S DEAD stand auf der Long List des kanadischen Polaris Music Prize 2013 für das beste Album.
Die Band würde gern mal mit Lady Gaga auf Tour gehen.
Rah Rah haben noch nie mit Ra Ra Riot gespielt (ha-ha-hi).
Klingt wie: Team Me, Best Coast, I’m From Barcelona