Randale


Wenn Manfred Purzer als Drehbuchautor und Regisseur zeichnet, dann ist der Stoff, aus dem die Träume sind, ein erfolgsträchtiger. „Randale“ dürfte da keine Ausnahme sein, spielt der Film doch in einem Milieu, das interessante Motive frei Haus liefert: Mädchen zwischen jugendlicher Erotik, Gewalt und No Future in einem Erziehungsheim.

Vor zwei Jahren hat Purzer, durch einen Zeitungsbericht animiert, zu recherchieren begonnen und anhand authentischer Lebensläufe von Erzieherinnen und ehemaligen Heimzöglingen die Figuren zu „Randale“ entwickelt.

Daß es in solchen Verwahrungsanstalten für unbequeme Jugendliche nicht immer mit pädagogisch rechten Dingen zugeht, wissen auch die Betroffenen. Trotzdem wollte Purzer die Heimerziehung nicht generell denunzieren, sondern in erster Linie einen spannenden Film machen – sozusagen Sensation und Sozialkritik in einem. Um dennoch möglichst realistisch zu bleiben, hat er alle Mädchenrollen mit Laien besetzt.

„Randale“ wird aus der Perspektive der 22jährigen Praktikantin Andrea Jocelyn Boisseau) erzählt, deren progressive Erziehungsvorstellungen an der Aggression der Mädchen, den seelenlosen Paragraphen, den überforderten Erzieherinnen, der Rivalität scheitern. Da die Praktikantinnen nur wenig älter als ihre Schützlinge sind, fehlt es Andrea an der nötigen Autorität, gehen ihre idealistischen Pläne nach hinten los.

Auch die erfahrene Erzieherin Frau Schuritz (Angelica Domröse) wird im Film nicht als die böse Kontrahentin gezeigt, sondern als eine Frau, die privat längst nicht so gefestigt und hart ist, wie ihr Verhalten im Heim erwarten läßt. Wie die meisten dieser „Ersatzmütter“, die da eine Art „Kunstfamüie“ schaffen sollen, hat sie längst resigniert, hält sich an die Vorschriften.

Damit diese Heimgemeinschaft keine anonyme Masse bleibt, hat Purzer in die Einzel-Schicksale der Mädchen auch deren Vergangenheit einbezogen. Wie sind sie zu Außenseitern dieser Gesellschaft geworden, zu Frühreifen oder Spätentwicklern mit psychischen Defekten? Kaputte Ehen der Eltern, zufäDig ins leicht kriminelle Milieu abgerutscht, kein Zuhause, nichts als Hoffnungslosigkeit. Sie verhalten sich feindselig, obwohl sie nur um etwas Geborgenheit und Liebe buhlen.

Dafür kämpfen sie mit allen Mitteln bis hin zur Selbstzerstörung. Um Aufmerksamkeit zu erheischen, schneidet sich ein Mädchen die Pulsadern auf; weil ihr die Zuneigung zu wenig erscheint, übergießt ein anderes Mädchen sich und ihr Auto mit Benzin; eine andere unternimmt einen Fluchtversuch und endet als Prostituierte.